Jörg Rippel

Spracherkennung für Autoren


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pro Minute).

      Den gleichen Text zu diktieren, hat mit Dragon 46 Sekunden gedauert (etwa 850 Anschläge pro Minute). Im Vergleich zu meiner Schreibgeschwindigkeit kann ich also dreimal schneller diktieren, als mit der Tastatur schreiben.

      Geübte Zehn-Finger-Schreiber kommen auf bis zu 400 Anschläge pro Minute. Selbst da ist Dragon fast doppelt so schnell in der Erkennung. Wichtig beim Diktieren von Text ist allerdings, dass Sie in ganzen Sätzen sprechen. Eine Spracherkennungssoftware wie Dragon ist nicht dafür gemacht nur einzelne Wörter zu erkennen, sondern hat seine Stärke bei der Erkennung von ganzen Sätzen. Sprechen Sie also Ihre Sätze zusammenhängend und mit normaler Sprechweise fließend ins Mikrofon. Nach der Nennung von Satzzeichen können Sie Luft holen und weiter sprechen. Die Sätze mögen manchmal etwas verzögert erscheinen, das hat aber nicht den Grund, dass die Software Sie schlecht verstehen würde. Wenn solche Pausen entstehen, wartet die Software einfach auf das Ende Ihres Satzes, um die richtige Entscheidung über Grammatik und Rechtschreibung zu treffen.

      Interessanterweise kommt einem die Zeit beim Diktieren länger vor als beim Tippen. Das ist aber rein subjektiv. Je länger Sie diktieren und je mehr Sie sich daran gewöhnen, desto weniger werden Sie noch diesen Eindruck haben.

      Möglicherweise werden Sie es auch nicht gewohnt sein den ganzen Tag in ein Mikrofon zu sprechen. In diesem Fall machen Sie einfach alle 20 Minuten eine Pause und stellen Sie sich ein Glas Wasser daneben, falls der Hals trocken wird können Sie so Ihre Stimme wiederherstellen. Mit der Zeit wird es einfacher werden. Übung macht den Meister.

      Nehmen Sie nun einmal den Beispieltext, und tippen Sie ihn selber ab. Stoppen Sie die Zeit die Sie dafür benötigen. Später können Sie so vergleichen, wie viel schneller Sie beim Diktieren gegenüber Ihrer herkömmlichen Arbeitsweise sind. Danach geht es weiter …

      Ein gesteigertes Arbeitspensum

      Sie werden auch feststellen, dass Sie durch das Diktieren nicht nur mehr Text in kürzerer Zeit schaffen, Sie werden auch entspannter sein. Als Autor führen Sie oft eine Auseinandersetzung mit der Sprache. Sie suchen nach den richtigen Wörtern und den besten Formulierungen. In meinem Fall fällt mir dies beim Diktieren leichter als beim Tippen. Ihre Erfahrungen werden sich mit meinen möglicherweise decken, oder auch nicht, aber durch die eingesparte Zeit werden Sie früher mit dem gesetzten Tagesziel fertig sein. Und da Sie weniger Zeit gebraucht haben, werden Sie hinterher entspannter und weniger erschöpft sein.

      Bleiben Sie in der Anfangszeit bei der gleiche Anzahl Wörter als Tagesziel, die Sie sich auch schon vorher als Ziel gesetzt hatten. Beginnen Sie erst nach einigen Wochen, wenn Sie und Ihr Spracherkennungssystem sich angefreundet haben, mit einer Steigerung Ihres täglichen Arbeitspensums. Erfreuen Sie sich erst einmal an der gewonnenen Zeit und steigern Sie erst langsam das Arbeitssoll.

      Aber stellen Sie sich kurz das Ergebnis vor: Sie werden zwei bis dreimal so viel schreiben können wie vorher. Haben Sie sich mal gefragt, wie so mancher Belletristik-Schriftsteller mehrmals im Jahr Romane mit mehr als 500 Seiten schreiben kann? Die Antwort ist oft: Spracherkennung!

      Kein Zwang

      Wenn Sie sich entscheiden, von nun an Ihre Texte zu diktieren, ist dies keine Einbahnstraße. Sie haben die Wahl zwischen Ihrer Tastatur und dem Mikrofon, eine Wahl, die Sie vorher nicht hatten. Wenn Sie also nun früh am Morgen aufwachen und einen Gedankenblitz zu Ihrem Buch haben, müssen Sie nicht diktieren, während Sie beim Schreiben den morgendlichen Gesang der Vögel durch das offene Fenster lauschen möchten. Die neue Möglichkeit den Text diktieren zu können ist, genauso wie das Schreiben mit der Hand, nur eine Erweiterung Ihres Repertoires.

      Wenn Sie also die Stille genießen möchten, oder in einer Umgebung schreiben, die das Einsprechen Ihres Textes nicht möglich macht, lassen Sie das Mikrofon ruhig aus. Manche Sätze und Textabschnitte müssen zuweilen auch mit vielen Umformulierungen und Änderungen langsam herausgefeilt werden, oder Sie müssen Tabellen erstellen. Dies sind Arbeiten die eine Tastatur und eine Maus nötig machen. In dem Fall nutzen Sie keine Spracherkennung, sondern die Tastatur.

      Aber für andere Arbeiten ist die Diktiersoftware perfekt geeignet, beispielsweise lange Textabschnitte die schon fast fertig im Kopf formuliert sind und die einfach runtergeschrieben, bzw. runterdiktiert werden können. Nutzen Sie die Vorteile, die solche Abschnitte bieten und profitieren Sie in diesem Moment von der Diktiersoftware; indem Sie die Geschwindigkeit steigern, Tippfehler vermeiden und zugleich die Sehnen und Gelenke Ihrer Hände schonen.

      Natürlichere Dialoge

      Ein Vorteil, den das Diktieren bietet, ist der einfachere Zugang zu natürlich gesprochenen Dialogen. Falls Sie einen Roman schreiben und schon immer Zweifel an Ihren Dialogen hatten, besteht auf diesem Weg die Möglichkeit, dass die Dialoge nun gesprochen viel besser werden. Das muss nicht der Fall sein, möglicherweise ist an Ihren Dialogen nichts auszusetzen, aber bei vielen Autoren werden laut ausgesprochene Dialoge lebendiger, natürlicher und somit besser. Probieren Sie einfach mal aus, nachdem Sie sich an das Diktieren gewöhnt haben, wie sich das Diktieren bei Ihnen in dieser Hinsicht auswirkt. Möglicherweise werden Sie überrascht sein!

      > So lassen sich lebendige Dialoge zu Papier bringen <

      Kreativität und Schreibblockaden

      Starren Sie in Denkpausen aus dem Fenster, lassen den Blick schweifen, und bekommen so Ihren kreativen Prozess in Gang? Wie wäre es, dies nicht durch das Tippen auf der Tastatur und konzentriertes Starren auf den Bildschirm zu unterbrechen? Dann blicken Sie doch einfach weiter aus dem Fenster und diktieren dabei entspannt zurückgelehnt Ihre Gedanken. Möglicherweise ist das genau die Arbeitsweise, auf die Sie schon immer gewartet haben?

      Auch Schreibblockaden - je nachdem was die Ursache ist - lassen sich möglicherweise einfacher überwinden, wenn Sie einfach drauflos reden können. Einen Versuch ist es wert.

      Gesundheitliche Gründe

      Manche Autoren haben oft die irrationale Angst, ihre kreative Schaffenskraft könne verloren gehen, wenn sie irgendwas an ihrem etablierten Arbeitsablauf ändern würden. Aber die Änderung des Arbeitsablaufs kann sich in verschiedene Richtungen auswirken. Man kann seine Produktivität steigern, aber auch eine gesundheitliche Schädigung verhindern. Denn die beste kreative Schaffenskraft kann ihre Wirkung nicht mehr entfalten, wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist zu schreiben.

      Haltungsschäden und chronische Erkrankungen kommen schleichend. Wenn sie aber mal da sind, können sie einem Autor aber das Schreiben schwer bis unmöglich machen. Den Körper bei der recht einseitigen und monotonen Arbeitshaltung eines Schriftstellers gesund zu halten, ist wichtig. Helfen kann dabei aber auch Abwechslung bei der Nutzung des Arbeitsplatzes. Wer nicht immer nur über der Tastatur gebeugt sitzen muss, tut seinem Körper was Gutes.

      Eine Autorenkollegin leidet unter einem Tennisarm. Als sie vor ein paar Jahren, über mehrere Tage und Nächte ein Manuskript fertiggestellt hatte, führte dies zu einer Überbelastung der Sehnen im Bereich des Ellbogens. Sie schreibt auf einem Laptop, die Tastatur hat einen geringen Anschlag, die Arme stehen in einer stark angewinkelten Haltung vor dem Körper, da sie nicht so weit weg vom Bildschirm sitzen möchte. Heute macht sich bei längeren Schreibsitzungen der Tennisarm sehr schnell bemerkbar und sie muss die Arbeit oft unterbrechen. Da Sie ein MacBook verwendet, könnte sie eigentlich ohne weiteren Aufwand und Kosten die Spracherkennung nutzen, die in ihrem Betriebssystem standardmäßig vorhanden ist.

      > Laptop-Tastaturen sind nicht für Vielschreiber gedacht <