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Lars Burkart
Soul Hunter Inc.
Montags könnt ich kotzen
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Inhaltsverzeichnis
Montags könnt ich kotzen
Montags könnt ich kotzen.
Kennt ihr das? Kennt ihr das Gefühl, wenn die Nacht zu kurz war? So als hätte sie nicht stattgefunden? Mir geht es jeden Montagmorgen so. Ich gehe zu Bett, schmeiße mich von einer Seite auf die nächste, schlafe irgendwann ein und erwache nach gefühlt einer Sekunde, weil der verdammte Wecker nervt.
Montag ist der schlimmste Tag der Woche, findet ihr nicht auch? Der ganze Ärger liegt noch vor einem. Der stressige Job, die neidischen Kollegen, der bescheuerte Boss. Und natürlich die nervigen Kunden, die ganz besonders. Die finden nicht gut, was wir machen und sind immer angepisst. Die haben sich das doch aber selbst eingebrockt, schließlich … halt, soweit sind wir noch nicht. Ich möchte nichts vorwegnehmen. Alles hübsch der Reihe nach, nicht wahr!
Und wieder schrillt das Scheißteil von einem Wecker. Na ja, nützt ja nichts. Ich kloppe ihn also aus, werfe die Decke beiseite und hieve mich aus dem Bett. Schlürfend gelange ich ins Badezimmer, betrachte mich im Spiegel. Bin gar kein hässliches Kerlchen. Meine Haut, schön schwarz und matt. Meinen stechenden Augen ist schon so manche zum Opfer gefallen, wenn ihr wisst, was ich meine. Die kräftigen Hörner, die da links und rechts an meiner Stirn wachsen, wunderbar gebogen. Und spitz sind die, ihr macht euch keine Vorstellungen. Die Schultern breit, kräftig die Brust. Scharfe, lange Krallen, hervorragend geeignet jemandem die Schlagadern aufzuschlitzen. Ansonsten bin ich so proportioniert wie es sein soll. Hab keinen allzu großen Bauch, die Beine muskulös, die Arme ebenso, nur die Füße könnten etwas kleiner sein, manchmal komme ich mir wie ein Clown vor.
Zufrieden blinzle ich in den Spiegel, zwei spitze, schneeweiße Schneidezähne blitzen mich an, ja, absolut, ich bin ein schmucker Bursche.
Minuten später verlasse ich meine Bude. Das Montag ist, ist jetzt gar nicht mehr so schlimm.
Mein Büro ist ein dunkler, schmaler Raum, kaum größer als eine Besenkammer. Eigentlich ein Kabuff, ohne Fenster, ohne Abtrennungen, ohne sonst irgendeinen Luxus. Zweckdienlich eingerichtet. Und es ist meins. Ich habe es mir verdient. Scheißegal wie andere es finden, mir gefällt‘s.
Ich schließe die Tür hinter mir, pflanze mich hinter meinen Schreibtisch, fahre den Rechner hoch und checke meine Mails. Zwei, drei eingetrudelte Anfragen von potenziellen Neukunden. Wunderbar, endlich was zu tun. Aber auch eine vom Boss.
Die klicke ich nur widerwillig an. Was will der Arsch? Er lädt mich zu einem Meeting ein. Einem außerplanmäßigem um genau zu sein. Na, das kann ja heiter werden. Ich schaue auf die Uhr, noch zwei Stunden Zeit. Fast ein bisschen erleichtert lehne ich mich zurück, schließe kurz die Augen. Doch die Entspannung kommt nicht. Mich beunruhigt das Treffen. Was will der? Normalerweise sehen wir uns zum Ende der Woche. Ist in den letzten zwei Tagen etwas passiert, was dieses Treffen rechtfertigt?
Meine gute Laune ließ nach. Ich bin ehrlich, ich habe keine Lust auf ihn. Er ist der Teufel. Und dass meine ich genauso. Er ist der Teufel. Der Oberteufel.
Natürlich bin ich eigentlich keinen Deut besser. Auch ich bin einer. Aber zu meiner Verteidigung, im Vergleich zu dem Alten bin ich nur ein kleines Licht. Er ist der, den die Menschheit als den Teufel bezeichnet. Ich dagegen bin nur einer seiner Handlanger, ein Angestellter, um genau zu sein. Ich arbeite für ihn.
Aber ich habe noch zwei Stunden Zeit und möchte solange nicht daran denken!
Ich schaue mir also die Akten meiner potenziellen Neukunden an. Hm, was haben wir denn da? Alles sehr viel versprechend. Einer bietet seine Seele für einen Lottogewinn an, ein Routinejob. Das zweite ist schon interessanter. Ein noch unbekannter Schriftsteller, der von Ruhm und Reichtum träumt. Das hat doch was. Da lohnt sich ein tieferer Blick.
Ich überfliege also den Kandidaten mit dem Lottosechser, ein zwanzigjähriges Bübchen, das nicht bis zur Rente arbeiten möchte. Will ich auch nicht, mach ich aber trotzdem. Was soll ich sagen, klingt nach leicht verdientem Geld. Allerdings weiß ich schon jetzt, ich werde ihn nicht mögen. Weiter geht es mit dem Autor, bei dem schon mehr dahinter ist. Seiner Akte ist zu entnehmen, dass er schon mehrere Bücher schrieb. Allerdings noch keines an einen großen Verlag verticken konnte. Er arbeitet also, ganz anders als der Lottofuzzi.
Während mein Blick die Akte durchpflügt, sucht meine rechte Hand nach dem Notizblock. Irgendwo in den vielen Fächern meines Schreibtisches muss es doch liegen. Beim zweiten Versuch wird sie fündig. Kurz blicke ich auf, schaue mich nach einem Stift um. Eine Sekunde später liegt der Block vor meiner Nase. Der Stift tänzelt zwischen meinen krallenbewehrten Fingern.
Dort blieb er fast die vollen zwei Stunden. Ich hatte drei, vier Zeilen für den Faulpelz. Aber drei, vier Seiten für den Autor. Irgendwie mochte ich ihn.
Ich erhob mich, streckte meine müden Glieder, bis die Gelenke krachten, gähnte müde und begab mich zu meinem Boss, dessen Büro nur eine Etage über meinem war. Den Lift nutzte ich nicht, nahm stattdessen die Treppe, mein Kreislauf war eingeschlafen, ein bisschen Bewegung kann nicht schaden.
Eilig hatte ich es nicht. Meine Beine schlenderten langsam lang hin, die Stufen nahm ich mit einer derartigen Gemütlichkeit, als wäre ich beim Schaufensterbummel. Mehr als einmal blieb ich stehen und sah mich um. Der Korridor war dunkel und lang, gedämpfte Stimmen kamen aus den umliegenden Büros, Tastaturen klapperten, Kaffeetassen klirrten. Ansonsten herrschte Stille. Niemand kam mir entgegen. Alle hockten in ihren Büros, lasen etwas, schrieben etwas, waren geschäftig bei der Sache.
Irgendwann stand ich vor seiner Tür, holte tief Luft, klopfte und trat ein.
Mit großen, ausladenden Schritten kam er mir entgegen. Ein wahrer Hüne. Zwei Köpfe größer als ich, die Oberarme dick wie Schiffstaue, unter seiner Haut arbeiteten Muskeln, die anmuteten, als könnten sie einen Baum mühelos in der Mitte durchbrechen. Seine Hörner doppelt so groß wie meine. Bei jedem ausatmen stob die Luft in Orkanstärke aus seinen Nüstern. Die Augen fixierten mich, ließen nicht von mir ab. Der Boden bebte, mit jedem Schritt den er näherkam, heftiger. Dann war er bei mir, hielt mir die Hand entgegen und schmetterte ein „hallo“ aus voller Brust.
Meins war dagegen schwach. In seiner Gegenwart war ich immer klein, schüchtern, fast ängstlich, das perfekte Opfer.
Nun stand er direkt vor mir. In seinen Augen schien ein Feuer zu lodern, seine Schneidezähne funkelten im Licht, spitz und lang.
Er schien meine Unbehaglichkeit zu spüren, schein sie zu genießen und noch weiter anheizen zu wollen. Er unternahm keinerlei Anstrengungen mich zu beruhigen. Das Feuer in seinen Augen war derart nahe, dass ich seine Hitze zu spüren glaubte. Fast bildete meine Haut Blasen aus.
„Schön, dass du es so kurzfristig einrichten konntest“, begann er, als hätte ich je eine Wahl gehabt.
Ich nickte kurz, sagte aber kein Wort. Und schwitzte wie in einer