Lewis Carroll

Alice


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kleinen Bächen und findet sich in einer Eisenbahn wieder. Dort trifft sie allerlei ungewöhnliche Fahrgäste (z. B. verschiedene Tiere und einen Mann, der in weißes Papier gekleidet ist). Der Zug überspringt das Dritte Feld und bringt Alice mit der Überquerung des nächsten Baches direkt ins Vierte Feld. Alice findet sich unter einem Baum wieder, wo ihr eine große Mücke Luft zufächelt. Sie stellt ihr auch die Spiegelinsekten vor, z. B. die Schaukelpferdfliege oder den Weihnachtsfalter.

      Alice trifft bei ihrem Weg durch den Wald auf die Zwillinge Zwiddeldum und Zwiddeldei. Sie fragt die beiden nach dem Weg, doch anstatt ihr zu helfen, fangen die beiden an zu tanzen und Poesie in Form des Gedichtes Das Walross und der Zimmermann zu rezitieren. Alice wird von einem lauten Geräusch abgelenkt, was sich als das Schnarchen des Schwarzen Königs entpuppt, der an einen Baum gelehnt schläft. Die Zwillinge wollen Alice glauben machen, dass sie nur in des Königs Traum existiere und bei seinem Erwachen verschwinden werde. Schließlich fangen die beiden Brüder, der Handlung des Kinderreims dem sie entstammen folgend, an zu kämpfen, werden aber dann von einer großen Krähe verjagt. Alice flüchtet sich in den Wald, wo sie einen Schal findet.

      Der Schal gehört der Weißen Königin, die aber sehr verwirrt zu sein scheint und immerzu das Wort Butterbrot vor sich hinmurmelt, doch im nächsten Moment ihre Gabe der Präkognition zeigt, denn sie kann zukünftige Ereignisse voraussagen. Die Weiße Königin und Alice überqueren zusammen einen kleinen Bach und gelangen so ins Fünfte Feld. Die beiden befinden sich nun in einem kleinen Laden und die Königin hat die Gestalt eines sprechenden Schafes angenommen. Bald darauf verwandelt sich der Laden und Alice befindet sich zusammen mit dem Schaf in einem Ruderboot, wo das Schaf sie anweist, das Blatt flach zuhalten, da sie sonst einen Krebs fangen würde. Alice und das Schaf befinden sich darauf wieder im Laden, wo Alice ein Ei kauft, es aber nicht zu fassen bekommt. Beim Umherirren durch den Laden überquert sie erneut einen Bach und gelangt so ins Sechste Feld.

      Das Ei, das Alice im Laden kaufen wollte, vergrößert und verändert sich immer mehr, bis es sich schließlich in Goggelmoggel, eine Figur aus einem bekannten englischen Kinderreim, verwandelt. Alice unterhält sich mit dem Ei über ihr Alter und die Krawatte, welche Alice fälschlicherweise für einen Gürtel hielt, die Goggelmoggel zu seinem Nichtgeburtstag von dem Weißen König und der Weißen Königin bekommen hat. Sie bittet ihn dann, ihr das Nonsensgedicht Jabberwocky aus dem ersten Kapitel zu erklären. Im selben Atemzug erklärt er Alice und dem Leser auch das Konzept des Kofferwortes. Als Alice weiterziehen möchte, kommt sie nicht weit, bevor sie von lautem Krach überrascht wird.

      Der Lärm kommt von den vielen Soldaten, die auf einmal durch den Wald marschieren. Als sie aus dem Wald ins freie Gelände gelangt, findet Alice den Weißen König und seine angelsächsischen Boten Hasa und Hutma (Tenniels Illustrationen der beiden zeigen, dass es sich um den Hutmacher und den Märzhasen aus Alice im Wunderland handelt). Die Boten berichten, dass der Löwe und das Einhorn, wie in dem Kinderreim aus dem sie stammen, um die Krone des Weißen Königs kämpfen. Alice entfernt sich schließlich von dem Kampf und springt über einen weiteren Bach in das Siebte Feld.

      Alice findet sich allein in dem neuen Feld wieder, bis sie von einem Schwarzen Ritter entdeckt wird, der sie gefangen nehmen will, doch ein Weißer Ritter kommt zu ihrer Rettung. Der Ritter begleitet Alice durch den Wald und fällt dabei wiederholt von seinem Pferd. Er singt ihr auch ein selbst komponiertes Lied vor, bevor Alice sich von ihm verabschiedet, den letzten Bach überquert und endlich ins Achte Feld gelangt, wo sie sich mit einer Krone auf ihrem Kopf wiederfindet.

      Mit Überqueren des letzten Baches ist Alice automatisch zur Königin gekrönt worden. Kurz darauf trifft sie die Schwarze und die Weiße Königin, die mit Rechenaufgaben, dem ABC und praktischen Fragen prüfen wollen, ob Alice wirklich eine Königin sein kann. Schließlich findet eine Feier zu Ehren von Alices Krönung statt, die aber schnell im Chaos ausartet. Alice packt die Schwarze Königin, die sie für alles was geschehen ist verantwortlich macht, und fängt an sie zu schütteln.

      Alice wacht in ihrem Sessel auf und hält ihr schwarzes Kätzchen, welches sie mit der Schwarzen Königin assoziiert, während das weiße Kätzchen für die Weiße Königin steht. Alice grübelt, wessen Traum es nun schlussendlich war, ihrer oder doch der des Schwarzen Königs. Das Buch besitzt ein Gedicht als eine Art Epilog, in dem das Leben selbst mit einem Traum verglichen wird.

      Alice hinter den Spiegeln sollte ursprünglich 13 Kapitel und 51 Illustrationen beinhalten. Das entfernte Kapitel hieß The Wasp in a Wig. Der Grund dafür war, dass Tenniel mit der Illustration nicht zurechtkam, denn er konnte sich einfach keine Wespe mit einer Perücke vorstellen. So schrieb er Carroll, dass die Episode sich nicht qualitativ auf der gleichen Ebene befinde wie die anderen zwölf. Carroll nahm sich der Kritik an und strich die schon gesetzte Geschichte komplett. Dieser Teil galt Jahre lang als verloren, bis er 1974 in einem Katalog beim Auktionshaus Sotheby wieder auftauchte.

      Die Episode beschreibt Alices Begegnung mit einer Wespe, die eine gelbe Perücke trägt, und beinhaltet ein weiteres Gedicht.

      Wo Carroll sich für Alice im Wunderland an Spielkarten als Motiv orientierte, bedient er sich für Hinter den Spiegeln nun beim Schachspiel. Die meisten Charaktere, die Alice trifft, sind Schachfiguren und sie selbst bewegt sich als Bauer über das riesige Schachbrett.

      Walter Brendel

O schöner, goldner Nachmittag,Wo Flut und Himmel lacht!Von schwacher Kindeshand bewegt,Die Ruder plätschern sacht –Das Steuer hält ein KindesarmUnd lenket unsre Fahrt. So fuhren wir gemächlich hinAuf träumerischen Wellen –Doch ach! die drei vereinten sich,Den müden Freund zu quälen –Sie trieben ihn, sie drängten ihn,Ein Märchen zu erzählen. Die Erste gab's Kommandowort;O schnell, o fange an!Und mach' es so, die Zweite bat,Dass man recht lachen kann!Die Dritte ließ ihm keine RuhMit wie? und wo? und wann? Jetzt lauschen sie vom ZauberlandDer wunderbaren Mähr';Mit Tier und Vogel sind sie baldIn freundlichem Verkehr,Und fühlen sich so heimisch dort,Als ob es Wahrheit wär'. – Und jedes Mal, wenn FantasieDem Freunde ganz versiegt: –»Das Übrige ein ander Mal!«O nein, sie leiden's nicht.»Es ist ja schon ein ander Mal!« –So rufen sie vergnügt. So ward vom schönen WunderlandDas Märchen ausgedacht,So langsam Stück für Stück erzählt,Geplaudert und belacht,Und froh, als es zu Ende war,Der Weg nach Haus gemacht. Alice! o nimm es freundlich an!Leg' es mit güt'ger HandZum Strauße, den ErinnerungAus Kindheitsträumen band,Gleich welken Blühten, mitgebrachtAus liebem, fernen Land.

      Alice fing an sich zu langweilen; sie saß schon lange bei ihrer Schwester am Ufer und hatte nichts zu thun. Das Buch, das ihre Schwester las, gefiel ihr nicht; denn es waren weder Bilder noch Gespräche darin. »Und was nützen Bücher,« dachte Alice, »ohne Bilder und Gespräche?«

      Sie überlegte sich eben, (so gut es ging, denn sie war schläfrig und dumm von der Hitze,) ob es der Mühe wert sei aufzustehen und Gänseblümchen zu pflücken, um eine Kette damit zu machen, als plötzlich ein weißes Kaninchen mit roten Augen dicht an ihr vorbeirannte.

      8 Dies war grade nicht sehr merkwürdig; Alice fand es auch nicht sehr außerordentlich, dass sie das Kaninchen sagen hörte: »O weh, o weh! Ich werde zu spät kommen!« (Als sie es später wieder überlegte, fiel ihr ein, dass sie sich darüber hätte wundern sollen; doch zur Zeit kam es ihr Alles ganz natürlich vor.) Aber als das Kaninchen seine Uhr aus der Westentasche zog, nach der Zeit sah und eilig fortlief, sprang Alice auf; denn es war ihr doch noch nie vorgekommen, ein Kaninchen mit einer Westentasche und einer Uhr darin zu sehen. Vor Neugierde brennend, rannte sie ihm nach über den Grasplatz, und kam noch zur rechten Zeit, um es in ein großes Loch unter der Hecke schlüpfen zu sehen.

      Den nächsten Augenblick war sie ihm nach in das Loch hineingesprungen, ohne zu bedenken, wie in aller Welt sie wieder herauskommen könnte.

      Der Eingang zum Kaninchenbau lief erst geradeaus, wie ein Tunnel, und ging dann plötzlich abwärts; ehe Alice noch den Gedanken fassen konnte sich schnell