B. L. Rámiz

Natürliche Rache. Schuldig. Julia.


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werden ihnen im Moment die Mikrofone angebracht, damit wir bald Herrn Moore und den Präsidenten Crumb hören können«, sagte die Stimme des Reporters, dessen ultraweißes Lächeln niemanden mehr quälen konnte, da es nicht auf dem Bildschirm erschien. »Oh! Schauen Sie sich Pree an! Es sieht so aus, als hätte sie eine brandneue Kette mit in Weißgold eingelassenen Diamanten! Die Mikrofone sind bereits angebracht, es scheint, als würden sie beginnen zu reden.«

      »Liebe amerikanische Bürger, Bürger der Welt, wir sind hier, um Licht in all den Unsinn zu bringen, der mit bösen Absichten über meine Unternehmen verbreitet wird.« Herr Moore streichelte Pree, seinen kleinen weißen Chihuahua, der ruhig auf seinem Schoß lag. »Ich danke Präsident Crumb für die Einladung, ihn zu besuchen.«

      »Sie haben mich doch darum gebeten! Wer kann da widerstehen?« Im Hintergrund waren mehrere Leute zu hören, die über die Worte des Präsidenten lachten, der direkt in die Kamera schaute. »Aber kommen wir direkt zu dem, was uns interessiert: Wer gibt hier die Befehle? Sie oder Ihr Hund?« Wieder war im Hintergrund etwas Gelächter zu hören.

      »Gute Frage! Was denken Sie? Ich trage keine Diamantkette!« Diesmal dauerte das Lachen länger als zuvor. »Jetzt im Ernst. Über mich wird gesagt, dass ich Tiere hasse. Kümmert sich jemand, der seinen Hund hasst, mehr um ihn als um sich selbst? Ich bin hier, um etwas zu sagen, was ich schon so oft gesagt habe. Ich bin hier, um zu bestätigen, dass es keine solche Umweltverschmutzung gibt, dass es keine globale Erderwärmung gibt. Das alles sind Täuschungen einiger Länder, um die Industrien anderer zu zerstören.«

      »Wir haben bereits darüber gesprochen und Sie wissen, dass wir ziemlich ähnlicher Meinung sind, aber ich kann die Unfähigen nicht dazu bringen, angemessen zu denken.« Der Präsident der Vereinigten Staaten strotzte nur vor Arroganz mit seinen Worten und Gesten.

      »Aber Sie können etwas tun, um was ich Sie noch nicht gebeten habe. Ich möchte der Welt zeigen, dass das ganze Verschmutzungsthema ein Lügenmärchen ist. Sie liefern uns Tausende von gefälschten Fotos und Videos, die uns glauben lassen sollen, dass sie echt sind, aber alle sind nur Fake.« Herr Moore fuhr mit den Fingern über Prees Brust, die auf seine Schulter geklettert war.

      »Ja, die Presse und die sozialen Medien sind in letzter Zeit voller Fakes«, bestätigte Präsident Crumb. »Aber ich muss Sie fragen: Wie wollen Sie beweisen, dass es keine globale Erderwärmung und keine Umweltverschmutzung gibt?«

      »Darauf wollte ich hinaus! Wie ich bereits sagte, fördern einige Länder diese Täuschungen, sie fördern sie seit Jahrzehnten mit nur einer Absicht: Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten zu zerstören.« Der Chihuahua stieg von der Schulter seines Besitzers und sprang zu Boden. »Es gibt nur einen Weg, um zu beweisen, dass das alles falsch ist.« Pree näherte sich der Tür, die zum Rosengarten führte. Auf der anderen Seite war eine weiße Taube gelandet und der Chihuahua kratzte an der Tür. »Es gibt nur einen Weg den Menschen die Augen zu öffnen, damit sie erkennen, dass sie uns daran gehindert haben, das volle industrielle Potenzial zu entfalten, das wir haben.« Pree kratzte eindringlicher an der Tür.

      »Um Himmels Willen! Öffnet ihr die Tür!«, befahl der Präsident. Pree ging nach draußen und ging auf die Taube zu. Niemand schien darauf zu achten. »Bitte fahren Sie fort. Wie können wir die Menschen dazu bringen, die Wahrheit zu erkennen?«

      »Es ist ziemlich einfach, es liegt ganz bei Ihnen.« Pree kam wieder rein und schien einen Freund mitzubringen. Alle waren überrascht zu sehen, wie der Chihuahua wieder auf Herr Moores rechte Schulter kletterte und die Taube auf die andere Schulter flog. »Beeindruckend! Es scheint, als ob die Natur mir helfen möchte, die Augen der Menschen zu öffnen! Ich, der Feind der Tiere! Wie sehr mag mich diese Taube wohl hassen? Ich versichere Ihnen, das war nicht vorbereitet.« Im Hintergrund waren mehrere erstaunte Ausrufe zu hören. »Herr Präsident, nur Sie können die Menschen über die Realität unterrichten. Nur Sie können beweisen, dass es keine Verschmutzung gibt! Holen Sie die Vereinigten Staaten aus allen Protokollen, die die industrielle Produktion einschränken! LASST UNS UNBEGRENZT PRODUZIEREN!«

      Es waren nur ein paar Zehntelsekunden. Niemand konnte reagieren. Niemand konnte es glauben. Nur ein paar Zehntelsekunden. Ein Desaster. Eine Tragödie.

      Die Taube flog ein paar Zentimeter direkt vor das Gesicht des Klimawandel-Leugners. Sie warf ihren Schnabel so schnell hin und her bis seine Augen aus den Augenhöhlen sprangen und Hunderte von Bluttropfen alles um ihn herum bespritzten und die Taube gesprenkelt war. Genau in diesem Moment, genau zum zehnten Mal, als die Taube das rechte Auge aus der Augenhöhle des Magnaten riss, schlug Pree mit aller Kraft ihre Zähne ihres Kiefers in die rechte Halsschlagader und genau in dem Moment, in dem das linke Auge aus der Augenhöhle von Herr Moore direkt auf den Präsidenten zuschoss, riss der Chihuahua die Halsschlagader derselben Seite ihres Besitzers aus. Das Blutbad nahm zu, je mehr Moore atmete und zwei Blutstrahlen schossen auf beide Seiten, die alles rot färbten.

      In nur wenigen Zehntelsekunden war Pree mit dem Blut ihres Besitzers befleckt und nur wenige Zehntelsekunden später war sie auf die Brust des Präsidenten gesprungen, dessen Augen bereits von der Taube gepickt wurden.

      Alle waren geschockt, alles war gelähmt. Die beiden Männer, die noch kurz zuvor darüber gesprochen hatten wie man die Welt steuern könnte, waren nun dort ohne Augen und es sprudelte Blut aus beiden Seiten ihres Halses.

      OHRWÜRMER

      Der Bahnhof am Eingang der Stadt Añora war an diesem Morgen nicht gerade überfüllt. Spike war der erste, der dort ankam. Dann stellte Julia das Fahrrad auf dem Parkplatz ab und holte zwei Bahntickets heraus. Ihre Mutter wartete an der Tür auf sie mit dem kleinen Rucksack, in dem sie alles trug, was sie für ihre Reise nach Málaga benötigte.

      »Dein Zug kommt gleich. Wo ist Carlos?«, fragte Emma.

      »Ich bin sicher, er wird wie immer gerade noch rechtzeitig ankommen«, sagte die Tochter der Familie Smith und verdrehte die Augen.

      »Nun, dein Zug wird in sieben Minuten kommen! Dein fauler Freund wird wohl an Land bleiben, hahaha!« Alex neckte seine Schwester, wann immer er die Möglichkeit dazu hatte.

      »Halt die Klappe, du Clown!«, keifte Julia. Diese Streitereien waren geläufig, ihre Eltern waren daran gewöhnt, deshalb zogen sie es vor, sie zu ignorieren.

      »Da ist er!« Daniel hob die Hand, um Carlos zu begrüßen. »Lauf, der Zug fährt gerade ein!«

      Carlos war am Schwitzen, man konnte erkennen, dass er mit dem Fahrrad gefahren war, um nicht zu spät zu kommen. Er trug genau wie Julia einen Rucksack und seine schwarze Mähne reichte ihm bis zur Hüfte. Er war dabei in Richtung Parkplatz zu gehen, doch Daniel hielt ihn auf.

      »Ich kümmere mich darum! Schnell in den Zug!«, rief er und zeigte auf die nächste Tür.

      »Melde dich, wenn du ankommst, Liebling«, sagte Emma und umarmte ihre Tochter. »Und lerne so viel du kannst!«

      Nachdem Julia und Carlos sich verabschiedet hatten, stiegen sie in den Zug und dieser fuhr sofort los in Richtung ihres Zieles.

      Am Morgen war der Himmel etwas bewölkt, so dass Julia beschloss, ihre Sonnenbrille in einem der Fächer ihres Rucksacks aufzubewahren. Sie verstauten ihr Gepäck in den Gepäckfächern des Wagons, der völlig leer war.

      »Es ist egal, sie sind nicht nummeriert«, sagte Julia, als sie sah, dass Carlos ihre Hand nahm, in der sie die Tickets trug, um die Sitznummer herauszufinden.

      »Genau hier.« Carlos zeigte auf ein paar leere Plätze. »Entschuldigung, ich wäre fast zu spät gekommen.«

      »Du bist immer zu spät, Carlos.« Trotz des Vorwurfs schien Julia nicht böse zu sein. Tatsächlich lächelte sie.

      »Ich habe eben den Empfang von Präsident Crumb geschaut. UNFASSBAR! Findest du nicht auch?«, fragte Carlos und band seine Haare in einem Pferdeschwanz zusammen.

      »Ja, deine Haare sind schon zu lang. Wann wirst du sie endlich schneiden?«, neckte ihn Julia.

      »Das meine ich nicht!« Carlos sah Julia an, sie erwiderte den seltsamen Blick