Manuel Neff

Der magische Adventskalender & Das Licht der Weihnacht


Скачать книгу

      1. Kapitel - Nachricht aus Ganesha

      Paolo und Lara sitzen in ihren Schlafanzügen auf Paolos Bett und spielen mit Thomas, dem lebendigen Kissen und Lanzelot, dem zum Leben erweckten Stoffhasen Karten.

      »Du bist mit Mischen dran«, sagt Lanzelot zu Thomas.

      Das Kissen will die Spielkarten mit den Kissenzipfeln aufnehmen, was ihm verständlicherweise nicht gelingt.

      »Ich übernehme das für dich«, lächelt Paolo und mischt für Thomas die Karten. Die vier versuchen seit Tagen, die Zeit zu überbrücken, denn sie können es kaum erwarten, dass endlich die Adventszeit beginnt.

      »Morgen früh machen wir das erste Türchen an dem magischen Adventskalender auf«, flüstert Paolo und gibt die Karten aus.

      »Ich bin so gespannt«, gesteht Lara. Ihr Handy gibt einen Klingelton von sich, der sich wie das Zwitschern der Pauwdies anhört und Lara wirft einen Blick auf die eingehende Nachricht.

      »Ist es Rudi?«, erkundigt sich Lanzelot.

      »Nein, Pauwdies haben doch keine Handys. Und außerdem ist die einzige Verbindung zwischen der Erde und Ganesha der magische Adventskalender und kein Handynetz.«

      »Und die Spiegel. Hast du denn schon vergessen, dass die Pauwdies durch die Spiegel auf die Erde gelangen können?«, sagt Lanzelot.

      »Nicht durch alle Spiegel.«

      »Aber viele und sie borgen sich nach wie vor einzelne Socken aus«, schmunzelt Lara. »Es ist eine Nachricht von Lynn. Sie fragt, ob wir diese Woche zusammen Schlittschuhlaufen gehen. Sie schreibt, dass der See zugefroren ist und das Eis schon dick genug dafür sei.«

      »Hört sich nach viel Spaß an«, sagt Lanzelot und spielt eine Herzdame aus.

      »Ich kann nicht Schlittschuhlaufen«, murmelt Lara und sticht seine Karte mit einem Ass ab.

      »Wisst ihr, auf was ich mich so richtig freue?«, beginnt Paolo.

      »Woher sollen wir es denn wissen? Wir sind doch keine Hellseher oder sehe ich etwa so aus?«

      Paolo schaut den Hasen genervt an.

      »Nein, du siehst nicht wie ein Prophet aus. Wollt ihr es trotzdem wissen?«

      »Du wirst es uns ja sowieso gleich sagen.«

      »Genau! Ab Mitternacht funktionieren alle Kraftgegenstände wieder«, teilt Paolo mit.

      »Darauf freue ich mich auch. Ich kann es kaum abwarten, wieder geschrumpft zu werden und der Stadt der Pauwdies einen Besuch abzustatten. Wir haben Kasimir und Rudi wirklich schon lange nicht mehr gesehen«, gesteht Lara.

      »Fast ein ganzes Jahr, um genau zu sein.«

      »Wen wollt ihr besuchen?«, fragt plötzlich ihre Mutter, die in diesem Moment zusammen mit Vater Maring in Paolos Zimmer kommt.

      »Och, wir wollen nur den Kartoffelköpfen auf Ganesha hallo sagen«, plappert Lanzelot drauf los. Paolo und Lara schauen den Hasen streng an. Sie wollten ihren Eltern doch so wenig wie möglich erzählen, damit sie sich keine Sorgen machen.

      »Da haben wir dann wohl noch ein Wörtchen mitzureden«, sagt Vater Maring. »Vielleicht kommen wir ja dieses Mal mit, ich würde diese Pauwdiestadt auch gern einmal besuchen.«

      »Das ist nichts für Erwachsene«, platzt es aus Paolo heraus, der sich beim besten Willen nicht vorstellen kann, zusammen mit seinen Eltern durch das Weltentor des magischen Adventskalenders zu springen.

      »Wieso denn nicht?«, fragt die Mutter, während sie sich auf das Bett setzt und beginnt die Karten aufzuräumen. »Das wäre doch schön, wenn wir zusammen eine Reise unternehmen würden. Na ja, ihr könnt euch das ja mal überlegen. So, jetzt ist es aber Zeit zum Schlafen. Ich wünsche euch eine gute Nacht«, verabschiedet sie sich und gibt allen nacheinander einen dicken Kuss auf die Stirn. Sogar Thomas und Lanzelot bekommen einen Schmatzer. Sie sind im letzten Jahr richtige Familienmitglieder geworden.

      »Ich wünsche euch auch eine gute Nacht und tausend schöne Träume«, ergänzt ihr Vater. »Lara, Lanzelot? Wollt ihr laufen oder reiten?«

      »Reiten«, ruft Lanzelot begeistert und springt dem Vater direkt auf den Rücken. Lara klettert hinterher und dann macht Vater Maring Geräusche wie ein Pferd und galoppiert Richtung Ausgang. Plötzlich bleibt er stehen, dreht sich noch einmal um und schaut Paolo an.

      »Paolo, du bist der Älteste und trägst die Verantwortung. Du weißt ja Bescheid, was wir abgemacht haben. Das erste Türchen wird erst morgen früh aufgemacht. Keine Aktionen um Mitternacht wie letztes Jahr. Verstanden?«

      »Ja, Papa«, antworten Paolo und Lara gleichzeitig.

      »Versprecht es mir!«

      »Wir haben es dir doch schon hundert Mal versprochen.«

      »Dann versprecht ihr es mir eben zum hundertundeinsten Mal!«

      Paolo und Lara verdrehen die Augen, tun ihrem Vater aber den Gefallen. Die Kinder legen ihre Hände auf die Brust und schwören es.

      »Und noch etwas. Richtet den Pauwdies bitte aus, dass sie dieses Jahr meine Schuhe, den Rasierapparat und alle andere Sachen in Ruhe lassen sollen.«

      »Klar Papa, wir richten es den Pauwdies aus.«

      »Und jetzt schwört ihr mir noch etwas«, fährt er fort und macht eine rhetorische Pause. Paolo sieht seinen Vater fragend an. Was kommt jetzt? Herr Maring hat einen wirklich ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt. »Ihr haut nicht wieder von Zuhause ab. Eure Mutter hat sich letztes Jahr unendlich viele Sorgen gemacht!«

      »Wir sind nicht von Zuhause abgehauen. Das war alles ein unglücklicher Zufall und daran Schuld hatte am Ende dieser Kraftgegenstand«, versucht, Paolo zu erklären.

      »Ja ja, das Zepter. Gut, dass ich es im Tresor eingeschlossen habe. Dann kann dieses Jahr ja nichts Gefährliches passieren. Okay, dann versprecht mir eben, dass ihr auf der Erde bleibt.«

      »Aber Papa! Wir freuen uns doch schon so lange darauf, unsere Freunde zu treffen«, bettelt nun Lara, so lieb sie kann und versucht ihren Vater umzustimmen.

      »Das verstehe ich natürlich. Trotzdem geht ihr nicht ohne unsere Erlaubnis. Übrigens finde ich die Idee von Mama gar nicht so verkehrt. Vielleicht besuchen wir ja auch zusammen die Stadt der Pauwdies.«

      Paolo und Lara schauen sich entsetzt an.

      »So und jetzt schwört es!«

      »Wir versprechen es«, sagen Paolo und Lara zeitgleich und legen eine Hand zum Indianerehrenwort auf die Brust. Was ihr Vater nicht sieht, ist, wie die beiden die Finger ihrer anderen Hand kreuzen. Das können sie ihrem Vater wirklich nicht versprechen, schließlich ist Paolo der Hüter eines Weltentores. Doch für den Moment scheint ihr Vater beruhigt zu sein.

      »Soll ich den Kater hierlassen?«, fragt er, kommt nochmal näher und gibt Paolo einen Kuss auf die Stirn.

      »Ne, der schnarcht«, lacht Paolo.

      »Er kann bei mir schlafen«, schlägt Lara vor.

      »Jojo, du hast sie gehört. Lara gewährt dir Obdach.«

      »Bis um Mitternacht«, flüstert Paolo und nickt Lara zu. Sie versteht sein Augenzwinkern sofort und grinst.

      Es ist kurz nach Mitternacht, als leise Schritte über den eiskalten Küchenfußboden tapsen. Jetzt ist es endlich wieder soweit und Paolo wird gleich das erste Türchen des magischen Adventskalenders öffnen.

      Paolo blickt den Kalender an. Er hat kein bisschen von seiner Schönheit eingebüßt. Die goldenen Farben, Planeten und Linien, die alles perfekt miteinander verbinden, sehen einfach toll aus. Alle Vier schauen Paolos Kraftgegenstand voller Faszination an.

      Es ist ziemlich genau ein Jahr her, als die vier durch den magischen Adventskalender gesprungen sind und auf Ganesha das aufregendste Abenteuer ihres Lebens erlebt haben. Bis heute wissen