Zac Poonen

Neuer Wein in neuen Schläuchen


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3,16 bis 4,5).

      Der einzige Weg zu wahrer Geistlichkeit besteht darin, sich täglich in den Tod zu geben, so wie es Jesus tat (Römer 8,36; 2. Korinther 4,10-12). Jeder andere Weg ist eine Fälschung.

      5. Der Geist des neuen Bundes

      Im Alten Testament finden wir gleich nachdem die Zehn Gebote gegeben wurden eine schöne Anordnung, die Gott den Israeliten gab, die den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bund treffend beschreibt. Dort, in 2. Mose 21,1-6 lesen wir von dem hebräischen Sklaven, der sechs Jahre diente, weil er ein Sklave war und zum Dienst gezwungen wurde; und der dann seinem Herrn auf einer anderen Grundlage diente – weil er seinen Herrn liebte (2. Mose 21,5). Das war Gottes Nachtrag zum Gesetz, der auf prophetische Weise das Kommen des neuen Bundes darstellte.

      Der sechs Jahre dauernde obligatorische Dienst bedeutet, Gott gesetzlich zu dienen. Das siebente Jahr und die Zeit danach entspricht der „Sabbatruhe“, die Gott für sein Volk bestimmt hat (Hebräer 4,9). Unter dem Gesetz konnten die Israeliten nur ruhen, nachdem sie sechs Tage gearbeitet hatten. Aber als Gott Adam erschuf, gab er ihm zuerst einen Ruhetag und dann sechs Arbeitstage (denn Gottes siebenter Tag war Adams erster Tag seiner Existenz). Dies sollte uns lehren, dass jede menschliche Arbeit für den Herrn aus einer Beziehung der Liebe und der Gemeinschaft mit ihm fließen sollte. Sonst wird sie legalistisch und wertlos sein.

      Die Tatsache, dass wir im Zeitalter des neuen Bundes leben, bedeutet nicht, dass wir nach dem Geist des neuen Bundes leben. Es ist möglich, dass man die Botschaft des „Sieges über die Sünde“ verstanden hat, aber dennoch nach legalistischen Prinzipien lebt. In Römer 7,1-6 sehen wir, dass sogar wenn ein Mensch die Lehre von Römer 6 (das Kapitel, welches das Evangelium des Sieges präsentiert) versteht, er noch immer ein Sklave der Gesetzlichkeit sein kann. Wir stellen auch fest, dass dies in der Praxis zutrifft. Viele, die ein aufrichtiges und gutes moralisches Leben erreicht haben, leben noch immer nach den Prinzipien des Gesetzes.

      Es ist möglich, ein äußerlich gerechtes Leben zu führen – aus falschen Motiven heraus. Unter dem alten Bund mussten die Israeliten das Gesetz halten, aber das Motiv, mit dem sie es hielten, konnte nicht vom Gesetz gerichtet werden. Die meisten Menschen hielten das Gesetz aus Furcht vor dem Gericht. Andere hielten es, weil sie auf eine Belohnung hofften. Diese beiden Motive sind aber mit dem Geist des neuen Bundes unvereinbar. Im neuen Bund ist der Geist von größerer Bedeutung als der Buchstabe (Römer 7,6). Es ist möglich, dass wir all die Gebote halten und dass uns der Herr trotzdem mit den Worten tadelt: „Ich habe etwas gegen dich. Du hältst meine Gebote nicht mehr länger aus Liebe zu mir wie am Anfang. Tue daher Buße“ (Offenbarung 2,4; frei übersetzt). Wenn Liebe nicht das Motiv war, war das unter dem Gesetz kein Vergehen. Aber unter dem neuen Bund ist das so ernst, dass der Gemeindeleiter von Ephesus Gefahr lief, seine Salbung zu verlieren, wenn er nicht Buße tat. Erkennst du, dass es nicht ausreicht, die Gebote zu halten, wenn unsere Motive dabei nicht richtig sind?

      Wenn wir uns von der Befleckung des Fleisches reinigen, erhalten wir ein gutes Zeugnis vor den Menschen. Aber nur wenn wir uns auch von der Befleckung des Geistes reinigen, gibt Gott ein gutes Zeugnis über uns. Das ist der Weg, die Heiligung zu vollenden, wie 2. Korinther 7,1 deutlich macht. Es gibt „Ungerechtigkeit in unseren heiligen Dingen [Gaben]“ (2. Mose 28,38). Was ist diese Ungerechtigkeit außer der Verkehrtheit unserer Motive in unserem Streben nach Gerechtigkeit?

      Hinter dieser Ungerechtigkeit liegt das weit schlimmere Übel, nach der Ehre von Menschen zu trachten. Wenn wir die Ehre anderer suchen (besonders in der Gemeinde), sind wir sorgsam darauf bedacht, unser äußerliches Leben in Ordnung zu halten. Das ist das Übel, das wir hinter unserer Gesetzlichkeit rasch aufspüren müssen, sonst wird es uns zerstören.

      Im Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Matthäus 25,1-13) wird deutlich, dass keine von ihnen eine „Hure“ war. Sie waren alle Jungfrauen. Sie hatten sich alle von der Befleckung des Fleisches gereinigt. Daher gab der Herr ein gutes Zeugnis über sie ab. Ihre Lampen brannten und Menschen sahen ihre guten Taten und priesen sie (vgl. Matthäus 5,16). Die Menschen wussten wenig davon, dass einige dieser Jungfrauen kein inneres Leben hatten. Obwohl alle zehn in den Augen der Ungläubigen, die kein Unterscheidungsvermögen hatten, geistlich erschienen, konnte Gott doch sehen, dass nur fünf von ihnen Wahrheit (Wirklichkeit) in ihrem Innersten hatten (Psalm 51,8). Die anderen fünf waren legalistisch, sie hielten den Buchstaben des Gesetzes und waren mit ihrem Zeugnis vor den Menschen zufrieden. Der Bräutigam sagte zu ihnen: „Ich kenne euch nicht.“ Er nannte sie nicht „Übeltäter“, wie er eine andere Gruppe nannte (Matthäus 7,23), denn diese fünf waren keine Übeltäter. Doch hatten sie in ihrem inneren Leben keinen Anteil am Geist Christi. Der Herr sagte ihnen (quasi): „Ich habe mit eurem Geist keinerlei Gemeinschaft. Euer Geist ist der Geist der Gesetzlichkeit, auch wenn euer äußeres Leben rechtschaffen ist. Ihr seid die Pharisäer des neuen Bundes.“ Das ist die Schlussfolgerung hinter der Aussage „Ich kenne euch nicht“.

      Es ist möglich, den Buchstaben der neutestamentlichen Gebote zu halten und dennoch nicht den Geist Christi auszustrahlen. Wenn etwa beispielsweise ein anderer uns etwas Böses angetan hat, können wir dem Wort gehorchen, das besagt, dass wir Böses mit Gutem vergelten sollten. Wir können zu diesem Mann hingehen, vielleicht sogar mit einem teuren Geschenk, um ihm unsere Liebe für ihn zu zeigen und ihm gemäß dem Gebot Gutes zu tun. Aber unser Geist kann, wenn wir uns ihm nähern, diese nicht ausgesprochenen Worte sagen: „Hier bin ich, der große Heilige, der zu dir kommt, um dir, einem bösen Sünder, Gutes zu tun.“ In einer solchen Situation, auch wenn wir viel Geld ausgegeben haben mögen, um dieses Geschenk zu kaufen und wir uns große Mühe gegeben haben, diese „gute“ Tat zu tun, ist unser Opfer dennoch kein lieblicher Geruch, denn unser „Ich“ ist nicht geopfert worden (Epheser 5,2).

      Betrachte eine andere Situation. Ein Bruder mag in einem Augenblick, wenn seine Frau über ihn aufgebracht und zornig ist, still dasitzen, ohne seinen Mund aufzutun. Für einen unbeteiligten Außenstehenden mag es scheinen, dass der Ehemann der „Heilige“ und die Frau die „Sünderin“ ist. Aber Gott, der die Gesinnung der Menschen prüft, mag über sie beide eine ganz andere Meinung haben. Denn die nicht ausgesprochenen Worte im Geist des Ehemanns mögen Folgende sein, auch wenn er seinen Mund hält: „Herr, ich danke dir, dass ich, anders als meine Frau, den Sieg über den Zorn erlangt habe.“ Er mag es nicht erkennen, dass seine besiegte Frau für Gott akzeptabler als er, der selbstgerechte Pharisäer, sein mag. Wahrlich, die Huren und Diebe werden vor den Pharisäern ins Reich Gottes eingehen. Die Beherrschung zu verlieren ist für einen Christen sicherlich etwas Unziemliches. Aber dasselbe gilt für Pharisäertum. Wir müssen unseren Geist von der Befleckung des Pharisäers, mit dem er in solchen Situationen beschmutzt werden kann, reinigen. Das ist der Weg des Heils.

      Im Gleichnis vom verlorenen Sohn sehen wir die Einstellung Christi und des Pharisäers in den Personen des Vaters und des älteren Sohnes klar dargestellt. Der Vater war hocherfreut zu sehen, dass sein jüngerer Sohn Buße tat und nach Hause zurückkehrte, obwohl der Junge über seine Sünden noch keinen Sieg erlangt haben mag. Der pharisäische ältere Sohn konnte jedoch seinen jüngeren Bruder nicht auf dieselbe Weise willkommen heißen. Hätte er seinen Willen durchsetzen können, hätte er seinen jüngeren Bruder mindestens ein Jahr lang in das Viertel, wo die Knechte waren, gesteckt, um zu prüfen, ob seine Buße echt war oder nicht.

      Dieser pharisäische Geist in unserem Fleisch tritt in unserer Einstellung gegenüber den Menschen, die uns auf irgendeiner Weise Schaden zugefügt haben, am deutlichsten zutage. Auch wenn sie sich für ihren Fehler entschuldigen, können wir sie dennoch für eine Weile ins „Knechts-Viertel“ stecken, um ihre Buße zu prüfen. Doch Jesus sagte uns, dass, sogar wenn jemand alle zwei Stunden während eines Zwölfstunden-Tages gegen uns sündigte und jedes Mal mit den Worten zu uns zurückkäme, dass es ihm leid tue – dann sollten wir ihm vergeben, ohne die Echtheit seiner Buße in Frage zu stellen (Lukas 17,4). Wir sollen seine Worte unbesehen glauben. Er mag vielleicht nicht aufrichtig sein. Aber das zu beurteilen obliegt Gott – nicht uns. Wir können nur das Äußerliche sehen. Gott sieht das Herz.

      Am Tag des Gerichts werden wir alle feststellen,