Celine Ziegler

Die Collide-Lovestory


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Gott, nein, Aby!"

      "Das glaube ich dir natürlich nicht, aber ist ja auch egal. Ich hab gehört du warst gestern sturzbetrunken", lacht Aby jetzt und zieht sich ihr enges Kleid aus.

      Sofort schäme ich mich wieder für mein gestriges Verhalten und werde rot. Ich halte mir meine Hände vors Gesicht und sage: "Erinner mich nicht daran!“

      "Okay, werde ich nicht. Anscheinend weißt du noch genug. Was hast du heute geplant?" Sie zieht sich Hose und Oberteil an und verstaut ihre Pumps im Schrank.

      Ich setze mich an meinem Schreibtisch und stütze meinen Kopf in den Händen. "Gar nichts. Ich hab noch viel zu viel für die Schule zu tun, also wird mein Samstag wohl so aussehen." Ich deute auf meine Schulsachen.

      "Du willst doch nicht wirklich deinen ersten Samstag an der ZOS in deinem Zimmer verbringen, oder?"

      Ich zucke nur mit den Schultern und schalte meinen Laptop an. "Wo warst du eigentlich letzte Nacht?"

      "Bei Cam." Ich sehe ihr Grinsen bis hier hin. "Als mir gesagt wurde, dass du mit Aiden weg bist, dachte ich, dass ich auch einfach bei Cam schlafen könnte. Und dann bin ich zu ihm gefahren."

      "Aby, Aiden und ich hatten nichts miteinander."

      "Ja ja, wie auch immer. Ich geh auf jeden Fall jetzt wieder zu Cam. Ich wollte mich nur umziehen."

      Ich drehe mich zu ihr um.

      Sie nimmt sich ihren Autoschlüssel und öffnet die Tür. "Vergiss nicht, dieses doofe Ding irgendwann nochmal auszumachen und deinen Samstag zu genießen." Und sie verschwindet.

      Ich frage mich, wie Aby und Cam es schaffen, diese ganze Sache vor der Schulleitung geheim zu halten. Sie scheinen irgendwie sehr offen damit umzugehen. Sofort fange ich an, die letzten Stunden niederzuschreiben. Ich schreibe über die Frau in dem Café und wie ich das Gefühl hatte, dass sie mir meine Zukunft offenbart hat und ich mir dadurch vorgenommen hatte, mehr Spaß zu haben. Dann schrieb ich auch schon über die Party und wie ich es mit dem Alkohol übertrieben habe, wie Noah sich an mich rangemacht hat und mir Gras angeboten hat und auch, wie ich es tatsächlich wollte. Schließlich schrieb ich auch schon an über Aiden, wie er sich mit mir unterhalten hat und mich nach Hause gebracht hat. Wie ich an ihm gerochen habe und er hier geschlafen hat.

      Um halb vier bin ich endlich fertig und ich klappe meinen Laptop zu. Da ich während des Schreibens ungefähr vier Liter Wasser getrunken habe und mindestens sechsmal auf Toilette war, sind meine Kopfschmerzen und meine Übelkeit so gut wie verschwunden.

      Ich überlege, was ich jetzt machen könnte. Was würde ich jetzt machen, würde ich noch zu Hause wohnen? Ich würde wahrscheinlich etwas mit Scar unternehmen oder lernen. Na ja, Scar kann ich schon mal wegstreichen, denn sie ist nicht hier und lernen? Ich habe gerade mehrere Stunden mit Schreiben verbracht und irgendwie habe ich überhaupt keine Lust darauf.

      Deswegen beschließe ich einfach, im Internet nach Möglichkeiten zu suchen, was man in London so machen kann. Immerhin lebe ich jetzt in einer riesigen Stadt, irgendetwas muss hier ja interessant sein.

      British Museum, London Eye, Madame Tussauds, ... ständig kommen nur die gleichen Dinge raus. Ich würde zwar gerne all diese Sehenswürdigkeiten irgendwann sehen, aber auf so etwas hab ich heute wirklich keine Lust. Kurzerhand google ich, wann und wo die nächste Lesung stattfindet und werde auch schnell fündig.

      Elcurina Street 63 um sechs Uhr.

      Da ich noch kein Auto habe, muss ich mit der Subway dorthin fahren. Die Fahrt dauert länger als ich dachte, fast eine ganze Stunde. Als ich aus der Bahn aussteige, habe ich absolut keine Ahnung, wo ich bin. Außerdem sieht die Gegend auch extrem gruselig aus. Ich gehe mit zügigen Schritten auf das Gebäude zu, in das mein Handynavy mich führt und komme pünktlich um sechs Uhr dort an.

      Ich bin froh, dass ich hier her gekommen bin, denn diese Lesung ist noch besser als die letzte. Die vorgelesenen Bücher sind sehr viel aufregender und besser geschrieben. Als ich aus dem Gebäude rauskomme, sehe ich, dass es schon stockdunkel ist. Immerhin ist es schon elf Uhr abends. Ich zittere am ganzen Körper und bereue es, dass ich keine dickere Jacke mitgenommen habe. Wie konnte ich auch denken, dass die Lesung frühzeitig endet?

      Ich rubble mir mit meinen Händen über die Arme und schaue mich um. Dann trifft mich die eiskalte Realität: Ich habe absolut keinen Schimmer, wo ich bin und im Dunklen sehen die Straßen hier noch viel unheimlicher aus.

      Mit klappernden Zähnen ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und gerade, als ich mein Navi anmachen will, blinkt ein "Akku fast leer"- Pop Up auf. Na toll, das Navi kann ich jetzt vergessen. Ich entscheide mich, einfach mal in die Richtung zu laufen, aus der, ich glaube, auch gekommen bin.

      Ich scheine so abseits von der Innenstadt zu sein, dass man hier nicht einmal mehr Autos hupen hören kann und das ist in London normalerweise sehr unüblich. Ich laufe weitere fünf Minuten in eine Richtung und merke, dass mich mein Orientierungssinn immer mehr verlässt. Scheiße! Was soll ich denn jetzt machen? Ich will nicht auf der Straße schlafen müssen. Ich sehe einen kleinen Pub am Ende der Straße und gehe schnell darauf zu. Hier sollte es wenigstens warm sein. Ich betrete das Lokal und sofort umgibt mich eine wohlige Wärme.

      In meiner Heimat war ich oft abends allein in Pubs, weil ich die Stimmung dort einfach immer toll fand und da konnte ich - zumindest mit Kopfhörern - auch immer gut schreiben. Scar und Dad haben das nie verstanden und ich verstehe es selbst nicht, aber ich fühle mich in solchen Locations einfach wohl. Ich gehe an die Bar und bestelle ein Wasser. Alkohol werde ich in nächster Zeit nicht mehr anfassen, dieses Teufelszeug ist erst mal unten durch bei mir.

      "Das macht dann zwei Pfund", lächelt mich der Barkeeper freundlich an.

      Ich nicke und ziehe meine Brieftasche aus meiner Arschtasche. Ich ziehe einen Schein heraus und reiche ihn dem Barkeeper und da fällt mir auf, dass ein kleiner Zettel mit herausgefallen ist.

      Der Barkeeper gibt mir mein Rückgeld und ich falte stirnrunzelnd den kleinen Zettel auf, 'für Lebenserfahrung und ‚So etwas' mit einer Handynummer. Aiden. Sofort grinse ich leicht. Und da kommt mir eine Idee. Ich könnte ja vielleicht Aiden anrufen und er könnte mich eventuell ... abholen. Das würde er doch nie im Leben machen! Erinnerst du dich, wie unfreundlich du heute Morgen noch zu ihm warst?, flüstert mir meine innere Stimme mit erhobenen Brauen zu.

      Ich denke nicht darüber nach und tippe seine Nummer in mein Handy. Nur noch 7% Akku. Dieses Gespräch muss definitiv schnell gehen.

      Es tutet und ich tippe nervös mit meinem Mittelfinger auf die Holzbar.

      "Hallo?", meldet sich Aiden mit seiner tiefen Stimme am anderen Ende der Leitung.

      "Hi", sage ich kleinlaut. Es ist mir peinlich, dass ich ihn jetzt um etwas bitten muss, obwohl ich so zickig zu ihm war.

      Kurz herrscht Stille in der Leitung, aber ich höre klar und deutlich Aidens Grinsen. "Sorry, wer ist denn da?"

      "Aiden, ich bin's, Ravely." Ich seufze und verdrehe die Augen.

      "Vermisst du mi-"

      "Hier, ich hab jetzt echt keine Zeit zum Plaudern. Ich bin gerade irgendwo im Nirgendwo in London und habe absolut keine Ahnung wo ich bin und wie ich nach Hause komme, mein Akku ist fast leer und na ja ..."

      "Jaa?" Er provoziert mich wirklich bis auf den letzten Drücker.

      Ich verdrehe wieder die Augen. "Kannst du mich vielleicht holen?", frage ich seufzend, "Bitte?"

      Kapitel 9

      Noch 4% Akku, zeigt mir mein Handy an und ich fange an, noch nervöser zu werden.

      "Wo bist du denn?"

      "Ich sitze gerade in einem Pub."

      "Sehr hilfreiche Information." Er lacht. "Du musst schon genauer werden."

      "Ehm, der Pub heißt...", ich gucke umher, sehe aber kein Schild, auf dem der Name stehen könnte.

      "Frag