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Celine Ziegler
Lives Collide
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Aiden
Ein letztes Mal lasse ich meinen Blick über den Friedhof schweifen, der mir für die nächsten Wochen Albträume bereiten wird, denn der unvergleichbar schmerzliche Charme dieses Platzes, verursacht bei jedem neuen Blick einen heftigen Schmerz in meiner Brust, den ich unmöglich ignorieren kann.
Tammy ist tot und ich kann an der Tatsache nichts ändern. Dieses Gefühl ist unerbittlich und schlimmer, als all die Dinge, die ich in meiner Vergangenheit je gefühlt habe.
Ich kann den Verlust von Tammy nicht mit dem Tod meiner Schwester vergleichen. Meine Schwester war ein Mensch, den ich nie gelernt habe zu lieben, doch Tammy ... ich habe sie geliebt, wie ich eigentlich meine Schwester hätte lieben sollen. Sie war die Sonne, die ich früher nie hatte und jetzt ist ihr Licht erloschen. Doch sie zeigt mir jetzt noch so viele Dinge. Zum Beispiel wie es ist, jemanden so sehr zu vermissen, dass es sich anfühlt, als würde ein Teil von einem selbst fehlen. Ich kann eine Sache sagen, seitdem sie weg ist: Ich werde sie niemals vergessen. Sie hinterlässt ihre Spuren.
Ich denke, das härteste ist nicht ihr Verlust, ist nicht die Tatsache, dass ich Lebewohl sagen musste, sondern zu lernen, ohne sie zu leben. Immer zu versuchen, die Lücke zu füllen, die Leere, die sie in meinem Herzen hinterlässt.
Doch auch, wenn ich weiß, dass es schwer sein wird, weiß ich, dass ich es schaffen werde. Ich habe schon viele Dinge überlebt und ich werde diese Zeit auch überleben. Wenn ich über die Motorhaube in die braunen Augen schaue, die mir den Atem nehmen, bin ich mir sicher, dass ich es packen werde. Denn sie ist jetzt meine Sonne am Horizont, egal ob es regnet oder stürmt. Sie ist trotzdem immer noch da.
Sie war da, als ich tagelang stumm in meinem Sessel verkümmerte, und sie war da, als ich vor lauter Frust meine Bilder zerschlug. Sie ist nicht einfach gegangen, nein, sie war da.
Ich kann mich noch erinnern, dass sie sagte, niemand würde sie verstehen und deshalb hatte sie selten Menschen in ihrem Leben, die sie wirklich mochten. Doch ich wusste von der ersten Sekunde an, dass sie gemacht wurde, um geliebt zu werden und nicht, um verstanden zu werden. Ich war noch nie so verrückt danach, dass jemand meine Seele berührt, wie sie es tut. Und dafür liebe ich sie.
Raven lächelt mir aufmunternd von der andren Seite des Autos zu und öffnet die Tür.
Lächelnd öffne ich mit hängenden Schultern die Tür des Beifahrers, als mir plötzlich ihre gebrochene Stimme auffällt.
"Scar?", sagt Raven und starrt mit erschrockenem Blick in Richtung des Kofferraums.
Verwirrt betrachte ich sie und gehe in die Richtung auf die ihr Blick gerichtet ist.
Ein Mädchen mit kurzen blonden Haaren steht ungefähr zwei Meter von Raven entfernt auf dem Bürgersteig und sieht mit trübseligem Blick zu Raven. Das ist also Scar, Ravens Freundin, von der sie mir erzählt hat.
Mir fallen die geschockten und gleichzeitig traurigen Gesichtsausdrücke der beiden auf. Springen beste Freundinnen sich nicht normalerweise kreischend in die Arme, wenn sie sich lange nicht gesehen haben? Irgendetwas stimmt hier gewaltig nicht.
Ich sehe zwischen Scar und Raven hin und her, versuche die Situation ein bisschen mehr zu verstehen.
"Wieso bist - Wieso bist du hier?", fragt Raven und ich sehe sie schlucken.
Scar atmet hörbar aus und lässt die Schultern sinken, sieht auf den Boden. "Um mit dir zu reden."
"Zu reden?", sagt Raven. Ihre Stimme ist unsicher und das macht mich nervös.
Was ist denn hier los?
Nickend sieht das blonde Mädchen wieder zu ihr. "Ja, u-um mich zu entschuldigen ..."
Raven sieht auf den Boden und kaut auf der Innenseite ihrer Wange. Sie scheint nachzudenken, gleichzeitig ist ihr Ausdruck schmerzlich, dann nickt sie und sieht auf. "Okay. Okay, wir können ... reden."
Raven
Erschrocken, entsetzt und gleichzeitig verwirrt, sehe ich in die traurigen Augen von Scar, die wie ein Häufchen Elend vor mir steht, die Finger nervös ineinander gefaltet. Sie will reden? Sie will sich entschuldigen ...? Ich weiß nicht wohin mit meinen Gedanken. Sollte ich nicht sauer auf sie sein, weil sie mich so herzlos rausgeschmissen hat, weil Danny so ein Arsch ist? Eigentlich hätte ich doch ein Recht darauf, ein wenig skeptisch ihr gegenüber zu sein. Sie hat mir gezeigt, dass ihr so ein Idiot mehr wert ist, als eine jahrelange Freundschaft. Doch ich bin trotzdem viel zu verwirrt. Ihr Gesicht sieht so niedergeschlagen und traurig aus, dass all die Dinge, die sie zu mir sagte, sofort nebensächlich werden, denn sie ist immer noch meine beste Freundin.
Ich wende mich an Aiden, der total unbeholfen neben dem Auto steht. "Baby, das ist ... Scar. Meine alte Freundin aus Aldbury."
Er sieht zu mir. Ihm scheint mein bedrückter Ausdruck nicht entgangen zu sein. "Ja, du hast ja schon ein wenig über sie erzählt", sagt er und geht typisch aidenlike auf Scar zu, um ihr die Hand zu schütteln. "Ich bin Aiden."
Sie reagiert erst überfordert, streckt ihm aber dann ihre Hand entgegen. "Hallo."
Ich atme tief ein und aus und versuche zu lächeln, was mir, denke ich, aber kläglich misslingt. "Bist du mit dem Auto da?", frage ich Scar.