Ann Bexhill

Miss Exorzist


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was die kleine Rubina wohl gerade denkt, und was verdammt ist mit ihren niedlichen Locken passiert?« Mister Peter Schinken legte seinen Arm um die Schultern seiner blassen Gattin. Beide standen völlig regungslos in der Tür und beide grinsten völlig ratlos in das Kinderzimmer zum absurden Treiben von Rubina.

      »Bist du etwa schon tot, wie Mister Kopflos?« fragte sie gerade das Bett.

      Bei diesen Worten schrillten das erste Mal laute Alarmsirenen in Misses Lucy Schinkens Kopf, ihrer Mutter. Sie sagte streng zu ihrem Gatten: »Wir werden in Zukunft besser aufpassen müssen, was sie isst, Spinat soll gut sein. Und dass mir Rubina nur noch Kindersendungen im Fernsehen sieht!«, befahl sie.

      Mister Schinken straffte sich und zog den Bauch ein um Entschlossenheit zu demonstrieren und nickte: »Bildungsfernsehen und Cartoons ich habe als Kind Cartoons verschlungen und hat es mir geschadet?«, fragte Mister Peter Schinken.

      Es waren natürlich sehr gute Vorsätze, doch mit Vorsätzen und mit Tipps aus Erziehungsratgebern sind Eltern ja bis zum Hals vollgestopft. Es gibt ja fast so viel Kinder Ratgeber in den Buchhandlungen zu kaufen wie Bücher über Hundeerziehung.

       2 Begabungen schlagen auf die Haare

      Rubinas Begabung äußerste sich nach der Begegnung mit dem Sockenkobold eine Weile nicht auffällig, außer das sie anscheinend jeden Tag einen neuen unsichtbaren Freund erfand dessen Biographie erstaunliche Details aufwies, zumindest für ein Phantasieprodukt einer 6 jährigen. Die Schinkens saßen beim Frühstück, der wichtigsten Mahlzeit des Tages wie Mister Schinken immer wiederholte und sich dabei mit Rühreiern und Würstchen die in Ketchup schwammen vollstopfte. Er trug seinen blauen Arbeitsoverall und hatte die Ärmel seines Holzfällerhemdes hochgekrempelt. Er war Bauarbeiter und konnte es gar nicht abwarten, wenn Rubina bald etwas größer war und anfing mit ihm im Garten zu heimwerken. Er hatte ihr extra Werkzeug in kleiner Ausführung gekauft und eine Werkbank gebaut die sehr gut für Kinder geeignet war.

      Er fragte: »Und hast du gut geschlafen Motte?« Er nannte Rubina immer Motte. Mister Schinken war ein sehr guter Vater und blätterte in den verschiedensten Erziehungsratgebern, obwohl da nichts Brauchbares drin stand. Wie zum Beispiel ob man einer Sechsjährigen erlaubt die Bandsäge alleine zu bedienen. Bei der Bohrmaschine hatte er wenig Skrupel doch die gewaltige Bandsäge, war anders vielleicht sollte er warten bis sie 7 oder 8 Jahre alt war.

      Rubina sagte: »Ach bei Vulkan dem Gott der Schmiede wie denn? Brennus der Legat der zehnten Legion erzählte die ganze Nacht von seinem Rom. Er wohnte im sechsten Tribus auf der clivus Suburanus in einer Insula.«

      »Insula?«, fragte Misses Schinken und dachte an Urlaub auf Ibiza.

      »Ein Mietshaus, seins war 8 Stockwerke hoch und da lebten 400 Leute drin«, erklärte die Kleine.

      »Tatsächlich ich dachte die Römer bauten nur Pyramiden?«, fragte Mister Schinken.

      »Jedenfalls versteht Brennus gar nicht, wie aus einem Barbarenvolk wie den Briten mal was werden konnte. Und er denkt oft an die Spiele in Rom, heutzutage gibt es keine Gladiatoren mehr.«

      »Die Spiele, Fußball?«, fragte ihre Mutter glücklich lächelnd. Was hatte sie doch für einen süßen, schlauen Fratz in die Welt gesetzt. Sie sah zum über seinen Teller gebeugten schlingenden Mann und sagte sich, erstaunlich die Vererbung wie manchmal Begabung eine komplette Generation ausließ.

      Rubina nickte und nahm sich mit der rechten Hand Rührei aus der Pfanne. »Circus Flaminius da passten 250000 Leute rein, und Mama, wenn man die Eier in Garum kocht, sagt Brennus ...«

      »Garum?«, fragte Mister Schinken.

      Rubina nickte: »Garum das ist vergorener Fisch auf dem Schweinemarkt an Subura in Rom eine Delikatesse. Brennus sagt in Garum gekocht schmeckt alles besser. Wusstest du das früher Hühner teurer als Enten, waren, ein Huhn kostete 12 Denare eine Ente nur 10 Sesterzen. Huhn war nur was für reiche Leute.« Sie sah auf die Pfanne mit den Rühreiern auf der Tischmitte. »Sind wir reich, wie Lucullus? Hattest du mit Merkurs Hilfe Glück bei deinen Kriegen gegen die Barbaren?«

      »Nein leider nein«, sagte ihr Vater.

      »Und dieser Brennus sagt das?«, fragte Misses Schinken und sah zu ihrem Mann. »Seit wann bringen die im Kinderfernsehen was über die antike Küche?«

      Mister Schinken zuckte mit den Schultern und nickte: »Liegt am Frühstück sage ich immer. Die kleinen Chinesen schreiben schon mit drei ihre eigenen Computerprogramme. Ich habe einen Vierjährigen aus Shanghai gesehen der spielt wie der kleine Mozart sein Klavier!«

      Brennus der Legat, der 10 Legion, der vor 2000 Jahren umgekommen war, stand in der Küche und sah sich kopfschüttelnd das Frühstück an. Eine Speerspitze steckte in seinem Kopf und er trug eine Tunika und einen roten Militärumhang.

      Er sagte: »Wieso trinkt dein Vater kein Essigwasser war er nie in der Legion? Jeder trinkt doch wenn er sich erfrischen will Essigwasser?«

      Rubina schüttelte sich: »Pfui Essigwasser!«

      Brennus erklärte eine Flasche Essig an seinem Mund: »Posca ist gut für die Legionäre, ein Becher Posca reinigt von innen! Also warum trinkt er nicht seinen Posca!«

      Rubina sagte: »Bei uns gibt es keinen Posca er trinkt Kaffee und wir haben keine Legionäre wir haben Raketen.«

      Brennus nickte er hatte die Atombomben in einen alten B Movie gesehen im Fernsehen gesehen und sich erschreckt. »Der zerstörerische Blitz des Jupiter, gestohlen dem obersten der Götter.«

      Das Telefon klingelte und Mister Schinken ging an den Apparat. Der Mitarbeiter eines Londoner Krankenhaus rief an und sagte, das Mister Schinkens Vater George leider von uns gegangen sei. Mister Schinken fragte: »Wohin ist er denn?«

      »Tot Papa! Dein Vater ist tot, sagt Brennus«, rief die kleine Rubina in den Flur. Kurze Zeit später kam Peter Schinken in die Küche und kratzte sich den Kopf, er sah von Rubina zu seiner Frau und sagte: »Stimmt, die vom Krankenhaus sagen das auch.«

      *

      Am 23 November machte sie die wenig nette Bekanntschaft mit dem verstorbenen Opa dem Handwerksmeister George Schinken, und zwar bei dessen Beerdigung. Es begann also mit einem Todesfall und mit einer Bestattung an einem Novembermorgen. George Schinken der rüstige 93 Jährige verstarb völlig überraschend nicht aufgrund seines hohen Alters, sondern, und das war das überraschende am Biss einer grünen hochgiftigen Baummamba. Statistisch gesehen liegt das Risiko im Hydepark an einen Novembermorgen von einer exotischen Giftschlange gebissen zu werden bei 1 zu 444 Milliarden aber Opa George Schinken hielt schon zu seinen Lebzeiten nichts von Statistiken und seinen Kindern.

      Rubinas Vater kam ins Zimmer und betrachtete das glücklich spielende Mädchen nachdenklich und mit sorgenvollem Gesicht.

      »Noch etwas Sherry Misses Armbruster?«, fragte Rubina eine Puppe und lachte gekünstelt hinter vorgehaltener Hand. Mister Schinken grinste von einem Ohr zum anderen. Er war im Begriff sich zu ihr an den kleinen gelben Plastiktisch zu setzen, auf dem sich Kindergeschirr befand und auf dem ihre Puppen und Teddybären einen Kreis bildeten und um den vier Stühle standen.

      »Nicht da Papa da sitzt doch Kopf los Henry!«, erklärte Rubina, weil dort ein etwa 2 Meter großer kopfloser Soldat in einer roten Uniform saß der Henry hieß und seinen Totenschädel auf seinen langen Knien auf und ab wippte. Henry war nervös, er war nur ein einfacher Bauer gewesen und immer wenn ihn Rubina zum Kakao trinken rief fühlte er sich plump, das Kind hatte ihm aber schon eine Menge Benehmen beigebracht.

      »Wer sitzt da?«, fragte Mister Schinken für einen Moment bildeten sich nachdenkliche Sorgenfalten in seiner Stirn.

      »Der kopflose Henry ... Henry sagt du kannst dich hinsetzen darfst aber nichts von seinem Kakao nehmen.« Leiser sagte sie: »Er ist da etwas eigen, wenn ein anderer aus seiner Tasse trinkt.«

      Ihr Vater warf einen Blick in die Plastiktasse in der eine mit Tinte und Gartenerde gewürzte zähe Flüssigkeit schwamm. Es war Kakao, wie ihn der kopflose Henry liebte, damals als er