verblichenes Foto einer jungen Frau mit Bubikopf, in einem Blusenkleid der zwanziger Jahre – seine Mutter. Nie hat er ein Bild der Mutter besessen, obwohl sie doch so oft fotografiert worden ist in jenen Jahren. Stets musste er sich mühsam erinnern an die seltenen Zeiten, die er mit ihr zusammen verbracht hatte.
Artur löst das Bild vorsichtig aus dem Rahmen und legt es in seinen Reisepaß, damit es nicht knickt. Er weiß nicht, was er anfangen wird mit diesem Haus, mit all dem, was darin ist. Hat er überhaupt das Recht, in dieser Bundesrepublik Eigentum zu besitzen? Er wird es klären müssen, irgendwann später. Er weiß auch nicht, ob der Vater noch anderes besitzt hier im Westen, ob er Vermögen hat. Der Notar wird es ihm sicher sagen können. Doch das kann warten.
Aber er hat nun ein Bild von seiner Mutter, und das wird er behalten. Plötzlich erschrickt er: Nach einem Bild des Vaters hat er nicht gesucht, fällt ihm ein. Wie mag er ausgesehen haben in diesen letzten Jahren? Es gab gelegentlich ein Foto in einer westlichen Zeitung, aber das war meist auch schon älter. Vielleicht erscheint ja ein Artikel über ihn anlässlich seines Todes. Er wird darauf achten müssen.
Ulrich von Pendragon war doch einmal ein bekannter Autor. War... So schnell vergeht Ruhm. Es wird mir nicht anders ergehen, denkt Artur. Was bleibt schon auf dieser Welt?
Er geht die Treppen hinunter, wirft noch einen Blick ins Wohnzimmer, dann schließt er die Haustür sorgfältig ab. Vielleicht wird er noch einmal wiederkommen. Vielleicht aber war dies auch ein letzter Abschied. Er will jetzt nicht darüber nachdenken.
Am liebsten wäre er einfach zurückgefahren, über diese merkwürdige Grenze, die seine Leute den antifaschistischen Schutzwall nennen, einfach nach Hause gefahren. In seine Welt, sein Leben. Aber er ist dem Vater noch etwas schuldig. Wenigstens dieses eine: ihn zur letzten Ruhe zu betten, wie man so sagt. Und er wird das auf sich nehmen. Auch wenn er jetzt noch nicht recht weiß, wie das geschehen soll – hier in dieser anderen Welt.
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