Christine Trapp

Sex x Sex


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Hirnkasten einschalten, bitte!“

      „Alle Festplatten sind aktiviert und aufnahmebereit.“

      „Hahahaha, wirklich sehr witzig.“

      „Also, kommen wir noch einmal zum Ausgangspunkt deiner unnötigen Diskussion zurück.“

      „Welcher Ausgangspunkt?“

      „Na der Ausgangspunkt.“

      „Keine Diskussion ist unnötig.“

      „Diese aber schon.“

      „Von 1968 bis 1978 hat es formal unzählige Diskussionen gegeben und dennoch ist daraus das moderne Italien entstanden.“

      „Und auch die Roten Brigaden.“

      „Der bewaffnete Kampf einiger fehlgeleiteter Anarchisten hat überhaupt nichts mit deinem unmöglichen Aufzug zu tun! Basta!“

      Ich liebe Mamas Redewendungen und Vergleiche, sie kann einfach nicht aus ihrer Rolle der ewig neuen linken Journalistin entkommen, auch wenn sie mir gegenüber erzkonservativ ist, daher:

      Ich smile noch frecher. „Bacio, Mama, toller Spruch.“

      „Ich werde dir die Frechheiten schon austreiben!“

      „Und wie bitte?“

      „Mach nur so weiter. Es gibt da ein paar bewehrte Hausmittelchen, die noch keiner geschadet haben.“ Mama schwingt die flache Hand in meine Richtung. Wohin denn sonst?

      „Also, dir passt wieder einmal etwas nicht an mir.“

      „Assolutamente corretto!“

      „Und was passt dir, deiner Meinung nach, nicht?“

      „Alles!“

      „Soll ich vielleicht andere Schuhe anziehen?“

      „Spinnst du?“

      „Nicht dass ich das wüsste. Zumindest mein Jahreszeugnis lässt nicht auf angeborene Dummheit schließen.“

      „Noch ein Wort und du hast eine! Aber eine feste!“

      Ich wische mir gekonnt eine Haarsträhne aus dem Gesicht, mein Lächeln ist perfekt.

      „Scusi. Scusi. Scusi. Also die High Heels sind es nicht?“

      Mama seufzt unüberhörbar, sie schickt Stoßgebete gegen den imaginären Himmel, in unserem Wohnzimmer ist die Zimmerdecke getäfelt.

      „Was habe ich hier nur für einen Satansbraten in die Welt gesetzt?“

      „Bacio, Mama.“

      Ein verächtlicher Blick für mich.

      „Mach dich nur weiter lustig über mich.“

      „Wer macht sich denn lustig?“

      „Frag nicht so dumm! Du natürlich!“

      „Ich doch nicht.“

      „Doch. Doch. Lederhotpants. Netzstrümpfe. Durchsichtiges Top. So gehst du mir nicht aus dem Haus!“

      „Ich hab noch eine Lederjacke an, das kaschiert ein bisschen.“

      „Spinnst du?“

      „Nein. Aber das haben wir heute schon richtig gestellt.“

      „Eine Lederjacke, bei der Hitze?“

      „Stimmt. Ich korrigiere. Es ist ein Ledergilet.“

      „Uffa.“

      „Sieht total heiß aus.“

      „Das kann ich mir vorstellen.“

      „Wirklich?“

      „Ja.“

      „Ich hab’s ja noch gar nicht an.“

      „Eben. Wo hast du das her? Ich kann mich nicht erinnern, dass du mich um Geld gebeten hast, damit du dir so einen Nuttenfummel kaufen kannst.“

      „Ich geh schon ohne dich shoppen.“

      „Nicht ablenken. Woher hast du die Kohle?“

      „Ich lege mir immer was weg und spare für diverse flippige Klamotten zusammen.“

      „Hahahaha. Wer’s glaubt wird selig.“

      „Aber es ist wahr!“

      „Papalapap. Ich habe da so einen bösen Verdacht.“

      Mama stemmt die Hände in die Hüften, jetzt kann es brenzlig für mich werden.

      „Was denn für einen Verdacht?“

      „Schau mal in den Spiegel, du Luder.“

      „Sehe ich vielleicht nuttig aus?“

      „Ja.“

      „Mama!“

      „Wehe dir, ich bekomme spitz, dass du dir ein Körberlgeld verdienst.“

      „Was ist denn das?“

      „Schnauze!“

      „Du hältst mich also für eine Nutte?“

      „Wer weiß.“

      Huhuhuhuhu, heule ich los, wie ein Schlosshund.

      „Mama, das ist gemein.“

      „Schluss mit der Blererei!“

      „Huhuhuhuhu, meine liebe Mama, glaubt, dass ich eine Nutte bin.“

      „Noch ein Wort und es setzt was!“

      „Huhuhuhuhu. Du willst mich nur hauen!“

      „Ich war auch mal jung und ein ganz steiler Feger, aber so aufgeführt habe ich mich nicht!“

      Die Heulerei stoppt augenblicklich.

      „Warst du auch mal eine Nutte?“

      Fettnäpfchen. Ganz dickes Fettnäpfchen.

      „Aua! Au!“

      Mama haut mir zwei schallende Ohrfeigen runter.

      Bei solchen Gelegenheiten pflegt mein Mund steht’s aufzuklappen. Ich hänge einen Schnofel ein.

      Mama legt einen drauf. Kräftig werde ich an den Haaren gezogen.

      Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiih!

      „Ja. Ja. Ja. Ja. Ich habe dich gewarnt!“

      Die Tränen schießen mir in die Augen. Mitleid heischend strecke ich die Arme nach meiner lieben Mama aus.

      Das wirkt.

      Ich werde von Mama in die Arme genommen. Ich heule lauter. Endlich, sie streichelt mich zärtlich.

      „Brav sein, Baby.“

      „Bin ich doch.“

      „Da bin ich mir absolut nicht sicher.“

      „Doch.“

      „Typisch sechzehnjähriges Mädchen.“

      Solche Streitereien mit Mama liebe ich, sieht man einmal ab von den Ohrfeigen und dem Haarbeutler ab, die müssen wirklich nicht sein, aber mit ein paar Handgreiflichkeiten muss ein italienisches Mädchen rechnen, wenn sie sich mit ihrer Mama streitet.

      Mama entschuldigt sich nie, wenn ihr mal die Hand ausrutscht, sie meint, ein paar hinter die Ohren bringt das Blut ganz schön auf Trapp.

      ?

      Schluss mit der blöden Heulerei. Putz munter gehe ich zehn Minuten später im schärfsten verfügbaren Nuttenfummel auf die Piste.

      Michelle und July auf der Piste, zwei Monologe.

       July:

      Su