Norman Dark

Haus der Pein


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stell dich in die Ecke!«

      »Nein, das wird er nicht tun. Er kommt mit mir zu Reverend Wilson.«

      »So schlimm war sein Vergehen nicht, dass es dem Reverend gemeldet werden muss …«

      »Seins nicht, aber Ihres«, sagte Anora unerschrocken.

      »Mischen Sie sich schon wieder ein? Haben Sie keinen Unterricht? Ach nein, Sie spielen ja nur mit den Bälgern. Das ganze Kollegium spricht schon über Sie. Woher nehmen Sie das Recht, über uns zu urteilen?«

      »Ich kann es nicht ertragen, wenn Kinder ungerecht behandelt oder misshandelt werden. Außerdem braucht der Junge einen Arzt.«

      »My goodness, Sie hätten zum Theater gehen sollen mit Ihrem Hang zur Melodramatik. Der markiert doch nur, und Sie fallen darauf herein.«

      »Das glaube ich nicht. Wir unterhalten uns weiter, wenn der Arzt Willis untersucht hat.«

      Wentworth Winterbottom warf Anora einen vernichtenden Blick zu, ging in seine Klasse zurück und warf die Tür hinter sich zu.

      Willis fing erneut an zu weinen.

      »Hast du Schmerzen, oder warum weinst du jetzt?«, fragte Anora.

      »Nein, aber jetzt wird er mich künftig noch mehr schikanieren. Er mag mich nicht, weil ich irischstämmig bin und rote Haare habe. Er meint, das sei die Haarfarbe der Hexen.«

      »So ein Unsinn. Das ist ja finsterstes Mittelalter. Du kannst stolz sein auf deine Haarfarbe, denn sie schimmert in der Sonne wie Kupfer.«

      Willis lächelte Anora dankbar an.

      »So etwas Schönes hat noch keiner zu mir gesagt, Miss Adams.«

      »Nein? Dann wurde es höchste Zeit.«

      Als sie im Büro des Heimleiters ankamen, wurden sie zunächst von der Vorzimmerdame Miss Edgecombe aufgehalten.

      »Ich weiß nicht, ob Reverend Wilson jetzt Zeit für Sie hat«, sagte die leicht rundliche Frau, die ihr Haar immer streng geknotet trug und deren Kleidung Ähnlichkeit mit einem Büßergewand hatte.

      »Dann fragen Sie ihn bitte. Und es sollte ein Arzt gerufen werden, der sich den Arm des Jungen ansieht.«

      Miss Edgecombe entschwand mit miss-billigender Miene. Bald darauf winkte sie Anora und Willis herein.

      »Was sind das wieder für eigenmächtige Entscheidungen, Miss Adams?«, fragte der Reverend. »Ob es von Nöten ist, einen Arzt zu holen, entscheide immer noch ich.«

      »Mr. Winterbottom hat Willis den Arm nach hinten gedreht. Ich fürchte, er hat dem Jungen den Arm ausgekugelt.«

      »Das werden wir erst einmal sehen.«

      Reverend Wilson nahm Wilsons Arm in seine Hände und bewegte ihn vorsichtig nach oben und unten.

      »Tut das weh?«, fragte er.

      Willis schüttelte den Kopf.

      »Und das?«

      Willis kniff die Lippen zusammen.

      »Na siehst du, alles halb so schlimm. Du nimmst ein paar Tage nicht an den Leibesertüchtigungen teil, und dann ist alles bald vergessen. Geh jetzt zurück in deine Klasse!«

      »Ich glaube nicht, dass der Fall damit ausgestanden ist«, sagte Anora, als Willis draußen war. »Der Junge hat mir erzählt, dass Mr. Winterbottom ihn wegen seiner roten Haare systematisch misshandelt.«

      »Kinder in dem Alter übertreiben gern. Sie müssen ihnen nicht alles glauben. Mr. Winterbottom ist ein hervorragender Pädagoge, dessen Methoden ich durchaus gutheiße. Weil in unserem Haus Ordnung und Disziplin oberste Priorität haben.«

      »Wenn die Haut des Gesäßes blutig geschlagen wird, Finger gebrochen und Arme ausgerenkt werden, geht das wohl eindeutig zu weit. Verzeihen Sie, dass ich das sage.«

      »Bitte, Sie haben durchaus das Recht auf eine eigene Meinung. Nur sollten Sie diese für sich behalten. Einen Kollegen nur aufgrund von Gerüchten zu denunzieren, kann ich nicht tolerieren.«

      »Es tut mir leid, wenn Sie das so sehen. Dann hat es wohl keinen Sinn, mich über Miss Scobahull zu beschweren?«

      »Was haben Sie gegen Ihre Kollegin vorzubringen?«

      »Draca Scobahull lässt die Kinder stundenlang in der Ecke stehen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrechen. Das haben mehrere Kinder mir unabhängig voneinander berichtet. Wenn eines der Kleinen sich nachts nass macht, wie es hin und wieder vorkommt, lässt sie das Kind mit den feuchten Sachen auf dem kalten Flur stehen. Das grenzt an Folter. Die Kinder sind zum Teil seelisch schwer geschädigt und machen das nicht aus Boshaftigkeit, sondern …«

      Reverend Wilson gebot Anora mit einer Geste seiner Hand Einhalt.

      »Sie brauchen mir hier keine psychologischen Vorträge zu halten. Wer sind Sie, dass Sie dergleichen anmaßen? Ich stehe voll und ganz hinter den vielleicht etwas strengen Methoden der Erzieher. Nur so kann man die Zöglinge später in die Gesellschaft eingliedern. Nachsichtigkeit hat noch nie etwas gebracht. Wenn Sie mit dem Erziehungsstil in unserem Haus nicht einverstanden sind, steht es Ihnen frei, die Konsequenzen zu ziehen.«

      »Das werde ich mir in der Tat überlegen, Sir. Mir tun nur die Kinder leid, die dann außer Miss Bradshawe niemanden mehr hätten. Sonst wäre ich schon längst gegangen.«

      »Da haben Sie wohl eine Freundin im Geiste gefunden? Ich habe schon gehört, dass sie sich meinen Anordnungen widersetzt. Vielleicht sollten Sie sie gleich mitnehmen.«

      »An Miss Bradshawes Benehmen gibt es nichts auszusetzen, soweit ich das beurteilen kann. Dass sie zuweilen vor Liebe überströmt, wird den armen Würmern bestimmt nicht schaden.«

      »Und da bin ich eben anderer Meinung. Aber ich bin nicht gewillt, das mit Ihnen auszudiskutieren. Entweder Sie akzeptieren die herrschende Ordnung, oder Sie verlassen uns. Haben wir uns verstanden, Miss Adams?«

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