Jörg Nitzsche

Das Leben auf der anderen Seite


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zu reinigen. Eure Toiletten stinken so furchtbar, daß ich lieber draußen um die Ecke scheißen gehe". Zum Glück brauchte ich die ganze Zeit nicht aufs Klo. Er entschuldigte sich für sein Volk. Sie sind so erzogen, und es ist schwierig, daß zu ändern. Ich habe mehr auf lustig geflucht, und er ließ das immer locker über sich ergehen. Ich hatte zu keiner Zeit vor mich als ein wichtiger Wessi aufzuspielen aber ein bißchen beherrschte ich die Szenerie schon. Machte mir sogar direkt ein bißchen Spaß, so etwas mal zu erleben. Aber mal im Ernst, um 24Uhr zu Nachtflügen mit ihren Jägern starten und über bewohntem Gebiet den Menschen den Schlaf rauben, das können sie. Aber von Seife mit der sich das Pack mal waschen könnte davon haben sie scheinbar noch nie was gehört. Ich bekomme langsam richtig Hunger und mache erneut Druck. Ich muß endlich was zu kauen haben, und das konnte schlecht hier passieren denn zu essen hatten die ja Nichts. Oh je, nachher reinigen die Ihr Geschirr sogar tatsächlich noch im Klo. Dummerweise hatten sie Meldung bis zur höchsten Instanz in Berlin-Potsdam gemacht, so sagt er mir jedenfalls. Und von dort will sogar jemand hier aufkreuzen. Etwas Genaueres zu erfahren, ist schon insofern schlecht, da die Russen selber immer nur die Achseln zucken weil sie selbst von Tuten und Blasen keinen Schimmer haben. So mußte ich eben warten. Um 12.30 Uhr verlor ich aber so dermaßen die Geduld, daß ich richtig laut wurde und ihm jetzt klar machte, daß was passieren muß. Nach endlosen Telefongesprächen, oder sagen wir besser, endlich einer freien Leitung, bekomme ich eine Eskorte zugeteilt inklusive meines Dolmetschers. Wir sind echt eine dubiose Truppe, die Menschen auf der Straße trauten ihren Augen nicht. War schon echt lustig das ganze. Zumal ich noch mal kurz in meine Wohnung darf wo ich meine Kamera ablegte und mir etwas Obst holte. Wir fahren ein bißchen spazieren. Was mir ganz recht ist, immerhin wollte ich auch was von Merseburg sehen, und dann auch noch gefahren werden, das kommt mir ganz recht. So sehe ich Merseburg endlich auch mal bei Tageslicht. Und da Russen etwas dämlicher als gewöhnliche Menschen zu sein scheinen, mußten wir wohl drei oder vier Mal Merseburg umrunden, bis sie endlich an alles, ich meine an den ganzen Papierkram, gedacht haben. Und dann wollten die Deppen auch noch die Stasi sprechen, die es ja nun nicht mehr gibt. Nun, mein Dolmetscher weiß schon, daß die Stasi nicht mehr existiert, denke ich mal, nur hat das mit dem Übergabeformular so seine Bewandtnis. Diese hat nämlich immer die Stasi unterschrieben, und die Polizei macht dies nicht mehr. Die Polizeiwache ist direkt gegenüber einer Schule, und einige Schüler schauen auch nicht schlecht als wir aussteigen. Überhaupt ist die Situation im Polizeigebäude ganz lustig, muß der Polizeihauptwachtmeister doch erst einmal ein Blatt herauskramen, auf dem steht, wofür die Polizei überhaupt noch zuständig ist. Nun, für mich jedenfalls nicht. Jedenfalls meint ein Polizist zu meiner Erleichterung, daß die Russen mich freilassen müssen, denn auf verbotenem Gebiet bin ich nicht gewesen. Die Polizei weigert sich jedenfalls ganz entschieden das Formular zu unterschreiben, schreibt dafür auf einer Schreibmaschine eine Bestätigung, daß sie von dem Vorfall informiert wurden, und es zu Protokoll genommen haben. Der Fall ist erledigt. Die eine Schreibmaschine ist natürlich kaputt. War ich nun verwundert wie locker es bei der Polizei zu geht, oder einfach nur über deren spaßigen Äußerungen? Vor allem haben schon sehr junge Leute einen gehobenen Posten. So sprechen wir anfangs mit diesem jungen Bengel, dem Hauptwachtmeister, der sich aber sehr korrekt verhält. Da sich auch hier wieder alles in die Länge zu ziehen droht, mache ich von Zeit zu Zeit auch immer wieder Druck. Der Hauptwachtmeister meinte noch mit einem Augenzwinkern zu mir, "seien Sie froh, daß das nicht vor der Wende passiert ist, da wären Sie nicht so glücklich aus dieser Sache raus gekommen". Die Vopo konnte keine Straftat feststellen, und ich wäre auch endlich frei gekommen, wenn die sich mal bequemen würden zu unterschreiben. Was ist eigentlich von diesen Begriffen Volkspolizei und Volksarmee zu halten, vertreibe ich mir gedanklich die Zeit. Ich habe mir mal sagen lassen, daß selbst die VoPos vor der Wende nicht so freundlich gewesen sind. Kann ich mir gerade irgendwie gar nicht vorstellen. Sind alle so gut gelaunt und echt freundlich, die Kameraden. Vielleicht wurde ihnen das so eingeimpft, sich dem Volk gegenüber so zu verhalten. Jetzt jedenfalls gibt sich die unnahbare deutsche Volkspolizei auf einmal zutraulich, machen sie einen vergnüglichen Eindruck und beziehen auch die Passanten locker mit ein. Mein Dolmetscher unterhält sich gerne mit mir, und interessiert sich auch über meine Einstellung zu der neuen Situation in diesem Lande und der Perestroika. Zuerst dachte ich, sei bloß vorsichtig was Du von dir gibst. Aber das war unnötig. Im Grunde habe ich nichts mehr zu befürchten. Ich denke mal, das heute war auch für die Russen neu, tatsächlich mal einem echten Kapitalisten gegenüber zu stehen. Und, kein DDR-Bürger hätte sich wohl so offensichtlich verkehrt verhalten wie ich es getan habe. Zu Ende ist es aber erst um 14 Uhr. Jetzt hänge ich schon 6 Stunden mit denen herum, verdammt. Ich habe mir noch den Gag erlaubt zu fragen nach Leipzig gebracht zu werden, was auch beinahe geklappt hätte. Das wäre allerdings auch das mindeste gewesen, was die für mich hätten tun können. Den Film haben sie mir abgenommen, der wenigstens, so hoffe ich richtig entwickelt wird. So richtig vertraue ich den Idioten nicht. Der Dolmetscher wollte mir den Film vorbeibringen, und ich versprach ihm ein paar Fotos zu zeigen. Er war ganz o.k., muß sich leider seinem System beugen. Von ihm, der sich für Mythologie interessiert, erfuhr ich von der Geschichte des Merseburger Rabens. Das mit dem Film geht mir schon sehr auf die Nieren, immerhin erhoffte ich mir darauf doch auch einige gute Bilder von Berlin. Der Kommandant ist eigentlich auch nicht so verkehrt, kann jetzt sogar mal lachen. Wenigstens fahren sie mich nun zum Merseburger Bahnhof. Meine Leichtigkeit und meine lockere Verabschiedung nahmen die Russen wenigstens mit einem Lächeln entgegen, ansonsten sture, traurig dreinblickende Gesichter beim Abschied. Ich weiß schon jetzt, während ich auf den Bus warte, daß mich der Russe heute abend zur Filmübergabe sicher nicht antreffen wird. Das ist mir aber gerade schnuppe, trotzdem muß ich an meine Verwandten denken, was die wohl denken wenn er bei ihnen aufkreuzt? Endlich kann ich aufatmen, der Spuk ist vorbei. Einen Apfel, den ich mir vorhin noch aus der Wohnung mitgenommen habe, esse ich jetzt vor der staunenden Menge. Die denken vielleicht, jetzt nehmen die Russen schon Anhalter mit. Mein Abenteuer fängt doch schon mal gut an.

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