Bärbel Junker

Mord um Drei


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verurteilt. Doch er würde diesen schrecklichen Verlust niemals verwinden, denn er liebte seine Frau noch genauso wie am ersten Tag!

      „Herr von Arlsberg, würden Sie mir bitte berichten, wie Sie das Zimmer und Ihre Mutter vorgefunden haben“, bat Kommissar Heckert, sich auf die Befragung konzentrierend.

      „Da gibt es nicht viel zu erzählen, Herr Kommissar. Ich ging durch den Garten zu dem Arbeitszimmer, welches einen Zugang nach draußen hat. Die Tür war weit geöffnet.

      Meine Mutter saß in einem Sessel. Ich nahm an, sie sei eingeschlafen. Ich ging zu ihr und sprach sie an. Als sie nicht reagierte, beugte ich mich zu ihr runter und berührte sie an der Schulter. Dabei bemerkte ich, dass sie nicht mehr atmete“, erklärte er mit rauer Stimme.

      „Und dann? Was taten Sie dann?“, wollte Kommissar Jansen wissen.

      „Ich begab mich zur Zimmertür und schloss auf, um meine Schwester hereinzulassen. Danach rief ich die Polizei.“

      „Aber wieso riefen Sie sofort die Polizei und nicht zuerst einen Rettungswagen?“, fragte Heckert befremdet.

      „Sie atmete nicht mehr. Um zu begreifen, was das bedeutete, benötigte ich keinen Arzt“, erwiderte Matthias von Arlsberg.

      „Können Sie uns auch noch etwas dazu sagen, Frau von Ayschhofen?“, fragte der Hauptkommissar.

      „Nein. Ich sah Beatrice im Sessel sitzen. Aber da wusste ich ja schon von meinem Bruder, dass sie nicht mehr lebte“, sagte sie leise. „Und da sie ein absolut gesunder Mensch gewesen ist, wurde mir klar, dass ihr plötzliches Ableben nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Deshalb wandten wir uns sofort an die Polizei.“

      „Wie wurde sie getötet?“, fragte Matthias leise.

      „Das wissen wir noch nicht. Näheres können wir erst nach der Obduktion sagen“, erwiderte Heckert.

      Später, nachdem sämtliche Gäste und auch die Polizei verschwunden waren, saßen die Geschwister noch beieinander. Obwohl sie ihre Gefühle vor Fremden verborgen hatten, waren sie traurig und geschockt über das so jähe Ableben ihrer Mutter. Nichts hatte sie darauf vorbereitet, dass so etwas plötzlich passieren könnte.

      Und doch war es geschehen.

      „Und was soll jetzt werden, Matthias?“, fragte Isabella verzagt.

      „Du meinst mit der Firma und dem übrigen Besitz?“

      „Ja, das meine ich. Ich mache mir Sorgen, dass diese Verantwortung für uns zu groß sein könnte“, sagte Isabella bedrückt.

      „Das glaube ich nicht. Wir kennen die Materie. Wir führen das Unternehmen gemeinsam weiter, jeder auf dem Gebiet, welches ihm am meisten liegt. Aber warten wir doch erst einmal die Testamentseröffnung ab. Wer weiß, vielleicht hat Beatrice schon lange im Voraus etwas geplant, von dem wir jetzt noch gar nichts wissen“, erwiderte Matthias.

      Isabella sah nachdenklich vor sich hin. „Ich begreife das einfach nicht“, sagte sie nach einer Weile. „Wer könnte sie getötet haben? Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass sie irgendwelche Feinde hatte.“

      „Einen muss sie auf jeden Fall gehabt haben, nicht wahr?“, erwiderte ihr Bruder.

      „Aber wieso?“

      „Dafür gibt es vielerlei Gründe, Isabella. Ich denke da an Hass, Rache, Neid, Bosheit, Habsucht und was es sonst noch alles gibt. Sieh dir doch nur mal an, was täglich für Verbrechen geschehen. Davor ist letztendlich niemand sicher und die, die wohlhabend sind, schon gar nicht. Selbst Leibwächter können die ihnen anvertrauten Personen nicht hundertprozentig schützen. Man kann immer nur darauf hoffen, dass einem nichts Böses passiert.“

      „Sie wird uns fehlen, Matthias, auch wenn sie eine nicht besonders liebevolle und zärtliche Mutter war, die ihre Zuneigung leider nur sehr selten zeigte“, sagte Isabella traurig.

      „Ja, sicher wird sie uns fehlen, aber am stärksten wohl in geschäftlicher Hinsicht“, erwiderte Matthias sachlich.

      „Aber sie hat uns doch geliebt, Matthias. Oder meinst du nicht?“

      „Auf ihre Art vielleicht schon, aber bestimmt lange nicht so wie das Unternehmen, welches ihr ein und alles war!“

      TÄTLICHKEITEN

      Eberhard Münster starrte seine Frau wütend an und dann … schlug er zu! Ihm hing ihr wehleidiges Gezeter so zum Hals heraus, dass er sich wieder einmal nicht mehr beherrschen konnte. Aber sie legte es ja auch darauf an, reizte ihn bis zur Weißglut.

      Er musste hier raus!

      Eberhard drehte sich auf dem Absatz um und wollte das Zimmer verlassen.

      Doch darauf hatte Anna Münster nur gewartet. Sie griff nach dem schweren Kristallaschenbecher, der auf dem kleinen Beistelltisch stand und schlug ihn ihrem Mann mit voller Wucht auf den Rücken.

      Eberhard Münster schrie vor Schmerz, stolperte und schlug hart auf dem Boden auf.

      „Nicht mit mir, du Mistkerl“, kreischte Anna und stürzte sich auf ihn. Wütend schlug sie mit den Fäusten auf ihren Mann ein.

      Da packte Eberhard sie und schubste sie mit aller Kraft von sich weg. Anna flog gegen den schweren Wohnzimmertisch und blieb benommen liegen.

      Währenddessen war Eberhard wieder auf den Beinen. Stöhnend hielt er sich den Rücken.

      Wie sonst auch, war die Wut nach den Handgreiflichkeiten bei dem Ehepaar verraucht. Schweigend sahen sie sich an.

      „Warum streiten wir uns eigentlich so oft?“, fragte Anna leise. „Hätten wir Kinder gehabt, wären wir wahrscheinlich glücklicher miteinander geworden, meinst du nicht auch?“

      Eberhard musterte seine Frau abschätzig. „Ach, Anna“, seufzte er. „Du bist als Mutter doch völlig ungeeignet. Du fährst doch schon bei der geringsten Kleinigkeit aus der Haut. Wie wolltest denn ausgerechnet du jemals die Geduld aufbringen, ein Kind zu erziehen?“, fragte ihr Mann kopfschüttelnd.

      „Erinnere dich, meine Liebe.

      Haben wir es nicht mehr als einmal mit Kindern aus dem Waisenhaus versucht?“

      „Na ja, du warst ja auch nicht gerade ein begnadeter Vater, oder?“, erwiderte Anna giftig. „Du warst doch immer sehr schnell mit dem Schlagen, wenn ich mich recht erinnere. Hast du das eine Kind, ich hab den Namen vergessen, nicht immer auf dem Stuhl festgebunden, bevor du es verprügelt hast?“

      „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du jemals versucht hättest, mich daran zu hindern, oder?“, erwiderte ihr Mann grinsend.

      „Da kannst du mal sehen, was du an deiner Frau hast, Eberhard. Ich falle meinem Mann doch wegen so einer Göre nicht in den Rücken“, sagte Anna kalt. „Außerdem waren es ja noch nicht mal unsere eigenen Kinder.“

      „Ach, und du bildest dir wirklich ein, mit denen hättest du Geduld gehabt? Das wage ich aber ganz entschieden zu bezweifeln, meine Gute. Das mit dem Schlagen war ja schließlich nicht nur ich.

      Ich habe sie wenigstens nicht tagelang im Keller eingesperrt wie du, wenn du ihrer überdrüssig warst.“

      „Geschenkt“, winkte seine Frau ab. „Die Gören hatten es verdient. Ich war froh, als wir sie endlich wieder los waren. Zum Glück haben wir sie ja nicht alle zur selben Zeit gehabt, sondern immer schön nacheinander.

      Ich habe weder die Mädchen, noch diesen wehleidigen Bengel gemocht, obwohl du den ganz schön in deiner Werkstatt hast schuften lassen. Es war richtig, sie wieder dem Waisenhaus zu übergeben. Schließlich sind diese Institutionen ja für so etwas da“, sagte Anna gefühllos.

      „Wollen wir jetzt einen Schluck trinken, Liebes?“, fragte Eberhard so freundlich,