Stefan Häring

Fledy


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habe von einer großen Höhle gehört. Sie soll in einiger Entfernung etwas westlich von hier liegen. Wo sie genau liegt, weiß ich leider nicht. Sie sollte aber groß genug für dich sein und auch sehr ruhig. Aber du kannst ja mal Kucki, den Kuckuck fragen. Der kommt viel herum und kann dir vielleicht den Weg dorthin beschreiben.”

      “Das hört sich ja sehr interessant an. Wo finde ich denn diesen Kucki?”

      “Er ist mal hier und mal dort”, antwortete Hoppel. “Am besten hörst du auf seinen Ruf, der ist kaum zu überhören.”

      “Dann werde ich mich mal wieder auf den Weg machen. Habt nochmals vielen Dank für alles!” rief Fledy, warf seinen Rucksack über die Schulter und wollte gerade losfliegen, als er Stummels Stimme vernahm.

      “Hier, Fledy, dieses vierblättrige Kleeblatt habe ich heute früh gefunden. Nimm es als Erinnerung an uns, damit es dir Glück bringt und du Erfolg bei deiner Suche hast.”

      Fledy nahm es an sich, steckte es in seinen Rucksack, bedankte sich abermals und flog los. Ein letztes Mal umkreiste er sie und verschwand dann zwischen den Bäumen in Richtung Westen.

      “Ob ich die drei jemals wieder sehen werde?”, fragte er sich und wich dabei gekonnt jedem Baum aus.

      Kapitel 3

      Plötzlich hörte Fledy ein lautes “Kuckuck!”. Schnell hängte er sich an den nächsten Ast und versuchte zu erkennen aus welcher Richtung es kam. Eine Zeitlang war nichts zu hören, doch dann vernahm er ein noch lauteres “Kuckuck!” und dann noch eins. Jetzt wusste er, woher es kam, und machte sich auf den Weg Kucki zu finden, denn es konnte nur von ihm kommen. Er brauchte nicht lange, da sah er Kucki in voller Pracht auf einen Baum sitzen. Behutsam flog er auf ihn zu und platzierte sich an einen Ast, der nicht weit von Kucki entfernt war. Dieser erblickte ihn sofort und sprach ihn sogleich an:

      “Bist du Fledy, der Held, der hier im Wald in aller Munde ist?”

      “Ja, das bin ich”, gab Fledy zurück. “Und du musst Kucki sein, richtig? Ich habe dich gesucht, um dich nach einer großen Höhle im Westen zu fragen, von der mir Eichi erzählt hat.”

      “Ja, ich bin Kucki. Eichi habe ich vorhin getroffen und er sagte mir, du würdest mich suchen. Daraufhin habe ich lauter gesungen als sonst, damit du mich schneller findest. Ich will dir gerne von der Höhle erzählen. Sie liegt etwa zehn Flugstunden von hier, im Westen. Aber du fliegst sicher nicht so schnell wie ich, also wirst du wohl etwas länger brauchen. Ich würde dir ja gerne den Weg dorthin zeigen, aber ich kann mich dort nicht mehr blicken lassen, da ich dort in zwei fremde Nester meine Eier gelegt habe.”

      “Das ist schade, aber erzähl mir mehr von der Höhle. Lohnt es sich dahin zu fliegen? Ist es dort ruhig?” Und nun erzählte er Kucki, warum er sich ein neues Zuhause suchte und was für einen Schlafplatz er sich wünscht. Nun erzählte Kucki alles, was er über die Höhle wusste:

      “Die Höhle wurde vor langer Zeit von Meister Petz, dem Bären, benutzt. Er ist aus einem mir unbekannten Grund mit seiner Familie fortgezogen. Als ich vor fünfzehn Monaten da war, stand sie noch leer. Sie ist riesengroß, dunkel und der Eingang ist zugewachsen.”

      “Das hört sich genau nach dem Ort an, den ich suche”, erwiderte Fledy hocherfreut. “Dann werde ich mich gleich auf den Weg machen. Hab recht herzlichen Dank, Kucki. Wenn du Hoppel, Stummel oder Eichi triffst, grüß sie bitte lieb von mir. Leb wohl!”

      Fledy breitete gerade seine Flügel aus und wollte losfliegen, als Kucki ihn noch kurz zurückhielt:

      “Pass auf dich auf, Fledy. Der Weg ist weit und es lauern überall Gefahren auf dich. Durch deine heutige Heldentat hast du zwar viele Freunde im Wald gefunden, es gibt aber auch Neider, die dich deiner Taten wegen nicht mögen werden. Traue niemanden und denke zweimal nach, bevor du jemanden zu nahe kommst. Es war schön dich persönlich kennen zu lernen. Nun flieg los und finde was du suchst. Leb wohl, mein Freund, ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder.”

      Fledy bedankte sich nochmals und verschwand im Dickicht des Waldes.

      Kapitel 4

      Nach ungefähr einer Stunde Fluges, ohne nennenswerte Zwischenfälle, überkam ihn die Müdigkeit und er entschloss sich auf einen Baum Rast zu machen und dort ein Schläfchen zu halten. Das Erlebte hatte ihn doch sehr mitgenommen, auch war es für ihn sehr anstrengend am Tage zu fliegen. Er legte Schal, Mütze und Rucksack an einen sicheren Platz, sah sich um und lauschte. Als er nichts Ungewöhnliches bemerkte, schlug er seine Flügel um seinen Körper und fiel schnell in einen festen, traumlosen Schlaf. Es fing schon an zu dämmern, als er wieder erwachte. Er hatte länger geschlafen als er gewollt hatte. Fledy hatte das Gefühl, als wenn ihn etwas aus dem Schlaf gerissen hatte. Er bewegte sich nicht und horchte aufmerksam auf die Geräusche des Waldes. Da war der Wind, der sanft die Wipfel der Bäume hin und her bewegte. Er hörte noch ein paar Vögel. Doch da war noch ein fremdes, ihm ungekanntes Geraschel. Fledy blickte in die Richtung und sah eine große, graue Gestalt, die mit der Nase im Erdreich wühlte. Ohne lange zu überlegen, sprach er die Gestalt an:

      “Wer bist du? Und warum wühlst du da im Boden herum?”

      “Ich bin ein Dachs und man nennt mich Flex. Ich suche hier nach Nahrung für meine Familie und mich. Meine Kinder sind noch sehr klein und meine Frau passt Zuhause auf sie auf. Aber sag mir, wer bist du? So ein putziges, auf dem Kopf hängendes Ding habe ich noch nie gesehen und ich habe schon viel gesehen in meinem Leben.”

      Als Flex von Nahrung sprach, merkte Fledy, dass er Hunger hatte.

      “Ich bin Fledy, eine Fledermaus”, erzählte er. “ Ich bin auf dem Weg zu einer großen Höhle im Westen.”

      “Ja von dir habe ich schon gehört, aber ich habe nicht gedacht, dass du so klein bist. Deine Heldentat eilt dir voraus. - Lass uns zusammen was essen und du erzählst mir dabei die ganze Geschichte, ich würde sie gern meinen Kindern erzählen. Aus erster Hand klingt sie sicher besser, als wenn man sie von Dritten hört.”

      “Das ist eine gute Idee”, antwortete Fledy. ”Lass mich nur noch schnell, um meinen Hunger zu stillen, ein paar Motten fangen, die dort drüben herumschwirren, dann erzähl ich dir die Geschichte, obwohl sie nichts Besonderes ist.”

      Fledy nahm seine Sachen und flog zu dem Mottenschwarm auf der Lichtung, nicht weit von ihnen. Schnell hatte er ein Dutzend gefangen und flog zu einem Ast, genau über Flex. Beide genossen ihre jeweilige Mahlzeit, während Fledy alles, was er bisher erlebt hatte erzählte. Als er geendet hatte, schien Flex mächtig stolz zu sein, alles von Fledy persönlich gehört zu haben.

      “Es war schön mit dir zu schwatzen und allein essen ist bei weitem nicht so angenehm, wie in netter Gesellschaft”, sagte Fledy. “Aber nun werde ich mich wieder auf den Weg machen.”

      “Das verstehe ich”, stimmte Flex zu, wünschte ihm noch alles Gute und dachte noch lange an diese Begegnung zurück.

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