Silke May

Gekaufte Liebe


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ließ keinen Zweifel offen, dass es sich hier um teure Möbel handelte.

      »Sag mal lohnt sich der große Esstisch überhaupt, mit zehn Stühlen?«, fragte sie. »Natürlich, wir haben des Öfteren viele Gäste, allein die Familie von Klaus zählt schon stolze sieben Personen. Betty, wie ich dich einschätze, bist du immer noch Solo stimmt‘s?«

      »Da muss ich dich leider enttäuschen, mein Schatz ist heute nur verhindert.« Gabi sah ihre Freundin überrascht an. »Toll, dann kann ich davon ausgehen, dass eure Männer in zwei Wochen bei meiner Hochzeit dabei sind. Wozu ich euch heute schon herzlich einlade.« Diese Einladung schlug bei Betty wie eine Bombe ein. Sie war sich in diesem Moment im Klaren, dass sie sich mit ihrer hastigen Aussage in Schwierigkeiten gebracht hatte. »Deine Busenfreundin Carla ist übrigens schon zum dritten Mal geschieden.«

      »Das wundert mich nicht, denn lang hält es bei der sicher keiner aus«, stellte Betty bissig fest. Rosa und Gabi schmunzelten ob Bettys Aussage. »Ach ja … da ist noch jemand gekommen. Es ist …, ach was, lasst euch einfach überraschen«, sagte sie mehr an Betty gewandt.

      Sie betraten die Terrasse, auf der schmale hohe Stehtische standen. Ein großes Buffet war auf einem langen Tisch aufgebaut und viele Korbsessel standen in Gruppen verteilt auf dem Rasen. Unterhalb der leicht erhöhten Terrasse waren Holzplatten als Tanzfläche ausgelegt. Die Terrasse war umrandet mit bunten Lampions. Auf dem Rasen verteilt steckten mehrere Fackeln, die bei Dunkelheit sicher ein romantisches Licht von sich gaben. Die Gäste waren überall in kleineren Gruppen verteilt. Grelles Lachen erweckte Bettys Aufmerksamkeit. »Das kann nur Carla sein«, stellte sie in einer abwertenden Tonlage fest. »Das stimmt«, bestätigte Rosa.

      »Wer ist der große Typ neben ihr, gehört der zu ihr?«, fragte Betty. Rosa verneinte kopfschüttelnd.

      »Nicht direkt. Lass dich überraschen.« Während sie die Terrasse überquerten, wurden sie von einzelnen Gästen mit einem freundlichen „Hallo“ begrüßt. Sie stiegen die Stufen zum Rasen hinab und steuerten direkt auf die Gruppe mit ihrer sogenannten Busenfreundin zu. »Schaut wen ich euch mitgebracht habe«, sagte sie wenige Schritte vor der kleinen Gruppe. Carla unterbrach ihren Redeschwall und sah zu den Ankommenden.

      »Hallo …, wen sehe ich denn da?« Ihr erster Blick galt Betty, die sie auch gleich ausgiebig musterte. Langsam drehte sich der dunkelhaarige Mann herum und sah Betty direkt in die Augen. Betty durchfuhr es wie ein Blitz. Ein unkontrollierbares Kribbeln zog durch ihren ganzen Körper. Vor ihr stand Daniel ihre erste große Liebe. »Hallo Betty …, schön dich zu sehen«, gab er lässig mit seiner markanten dunklen Stimme von sich und streckte ihr die Hand entgegen. Er lächelte sie charmant an. Genau dieses Lächeln liebte sie so sehr an ihm. »Erspare dir deinen Charm, Betty ist schon vergeben«, sagte Rosa laut. Betty wäre am liebsten im Boden versunken und ärgerte sich über ihre eigene Dummheit ob der Lüge.

      »Schade aber schön für sie«, gab Daniel von sich und musterte sie ausgiebig. Betty fühlte sich in diesem Moment sehr unwohl. Hätte sie doch lieber etwas Unbequemeres aber dafür Schöneres anziehen sollen? Dieser Gedanke ärgerte sie. »Dich sieht man ja überhaupt nicht mehr? Wo treibst du dich denn immer so herum?«, unterbrach Carla. »Ich bin immer sehr beschäftigt«, schwindelte Betty. »Siehst du Daniel, wie ich schon vermutet hatte, Betty hat keine Zeit für dich«, bestätigte Carla und lenkte Daniel sofort in ein anderes Gespräch. Betty wurde es zu viel, sie zog Gabi mit sich an die Bar. »Jetzt brauch ich erst einmal etwas zu trinken«. Der junge Mann an der Bar reichte Betty auf ihren Wunsch hin, ein Glas mit Whisky. »Ist das nicht für den Anfang zu hart?«, stellte Gabi fest. Betty schüttelte den Kopf. »Das kann nicht hart genug sein. Diese blöde Ziege von Carla angelt sich ausgerechnet Daniel. Am liebsten würde ich heimfahren«. Gabi sah ihre Freundin von der Seite an. »Sag bloß, dass du immer noch auf ihn stehst?« »So kann man das nicht sagen. Sagen wir einfach, dass er mir nicht gleichgültig ist«. »Kannst du mir erklären, was deine Aussage über deinen Freund zu bedeuten hat? Warum schwindelst du?«

      »Schau dich doch um – ist hier jemand ohne Partner erschienen?«

      »Außer uns beiden – nein. Woher nimmst du jetzt einen Mann? Vergiss nicht, in zwei Wochen ist die Hochzeit«.

      »Ich brauche keinen Mann. Ich komme nicht«! Gabi schüttelte energisch den Kopf. »Oh nein, das wirst du schön bleiben lassen. Du wirst anwesend sein, dafür werde ich schon sorgen. Du hast dir diese Suppe eingebrockt, jetzt löffelst du sie auch aus und ich bin gespannt, welche Ausrede du dir einfallen lässt. Jetzt möchte ich aber den Abend genießen«.

      Kaum hatte Gabi den Satz zu Ende gesprochen, steuerte schon ein Mann auf sie zu und bat sie um einen Tanz. Während Gabi tanzte, trank Betty ihren zweiten Whisky und schaute sich die Gäste an. Auf der Tanzfläche schmiegten sich Paare aneinander und tanzten im Rhythmus der Melodien. Ihr Blick endete immer wieder bei Daniel, der sich anscheinend mit Carla gut amüsierte.

      Beim Einsetzen der Dunkelheit wurden die Fackeln entzündet. Der ganze Garten erstrahlte in einem romantischen Flair. Leise Musik vermischte sich mit den Gesängen der Frösche am Schilfufer. Betty fand es unheimlich romantisch und wurde leicht melancholisch. Gabi tanzte die ganze Zeit schon mit dem gleichen jungen Mann, der sie von der Bar weggeholt hatte. Betty schenkte sich ein Glas Mineralwasser ein und setzte sich auf die Steinbrüstung der Veranda. Sie sah über den Garten hinaus zum See. Der Mond spiegelte sich im Wasser. Kleine Wellen glitzerten, als würden sie unzählige Sternchen ans Ufer befördern. »So allein? Hat dich Gabi in Stich gelassen?« Daniels dunkle Stimme holte sie aus ihren Gedanken. »Gabi tanzt und mir macht es nichts aus, allein zu sein. Ich genieße diese herrliche Aussicht«.

      »Stimmt … die Aussicht, ist wunderschön. Gehen wir ein bisschen zum See vor?« Betty wusste, dass es keine gute Idee war.

      »Ich habe keine Lust«, sagte sie und trank ihr Glas in einem Zug leer. Daniel nahm ihr Glas.

      »Ich hol uns etwas Gutes zu trinken«. Betty sah ihm nach, während er zur Bar ging und dort eine Flasche öffnete. Sie spürte wieder ein leichtes Kribbeln bei seinem Anblick. Daniel sah noch toller aus, als in jungen Jahren. Er war fantastisch und unheimlich sexy. Im selben Moment ärgerte sie sich wieder über das Erfinden eines Freundes.

      -Wie konntest du nur so doof sein und einen Partner erfinden. Nicht nur, dass du Daniel damit eine Chance nimmst, dich zu erobern, sondern woher willst du denn so schnell einen Mann nehmen?-

      Während Betty mit ihren Gedanken beschäftigt war, näherte sich Daniel. Daniel hielt ihr ein Glas entgegen. »Prost Betty, auf unser Wiedersehen«. Sie prosteten sich zu und Betty spürte, wie ihr der Champagner kribbelnd die Kehle hinunter lief. »Erzähl von dir, wie geht es dir und was machst du so? Was macht dein Freund und wie lang bist du schon mit ihm zusammen?« Betty wollte um jeden Preis verhindern, dass sie sich noch mehr Lügen einfallen lassen musste.

      »Ach mein Leben ist nicht so aufregend. Erzähl doch du zuerst von dir. Was machst du und wo wohnst du«? »Okay … also ich bin Rechtsanwalt und arbeite derzeit noch in einer großen Rechtsanwaltkanzlei in New York«.

      »Wieso noch?«

      »Ich gehe wieder zurück nach München. Ich habe mir hier eine nette Wohnung gekauft, die aber noch nicht bezugsfertig ist. Die Möbel werden erst noch geliefert. Ich hoffe aber, dass ich bis in zwei Wochen einziehen kann.« »Wo wohnst du bis dahin?«

      »In New York. Morgen Nachmittag geht mein Flieger«. Betty sah ihn überrascht an. »Bist du bei der Hochzeit nicht dabei?« Daniel schüttelte den Kopf. »Das geht sich wahrscheinlich nicht aus, schließlich bin ich noch bis zum Monatsende in der Kanzlei beschäftigt. Ich habe mir nur eine Woche Urlaub genommen wegen der Möbel und dieser Party«.

      Betty war enttäuscht und zugleich erleichtert. Jetzt brauchte sie wenigstens Daniel nicht mit einem Mann konfrontieren.

      »Da wird Carla aber froh sein, wenn du wieder hier bist«. Daniel schaute sie fragend an. »Wieso Carla«?

      »Nun ja, es ist doch schöner, wenn der Partner nicht so weit weg ist«. Daniel lachte laut.

      »Um Himmelswillen, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mit Carla zusammen bin? Nein bestimmt