Dagny Kraas

Dämonentreue


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der neben Cridan hockte, richtete sich in seiner Deckung halb auf, griff nach Cridans Arm und schüttelte heftig den Kopf, doch in diesem Moment erreichte der Lichtschein der Laterne den oberen Rand der Kisten, hinter denen sie sich versteckten – und Cridan sprang.

      Er prallte mit der ganzen Wucht seines Körpergewichts gegen den Mann und riss ihn von den Füßen. Die Laterne flog durch die Luft und polterte irgendwo weiter entfernt auf den Boden. In ihrem zuckenden Licht riss Cridan den Dolch noch im Fallen mit solcher Gewalt durch die Kehle des Anführers, dass er den Knochen unter der Klinge spürte. Blut spritzte ihm ins Gesicht, doch er merkte es kaum: Er rollte über die Schulter ab, hechtete vorwärts und flog über den festgetrampelten Lehmboden auf Gesher zu.

      Er landete zwischen den Beinen des Riesen, rollte sich zusammen und nutzte den Schwung der Bewegung aus, um seinen Dolch knapp oberhalb der Ferse des Mannes ins Fleisch zu rammen und die Sehne zu durchtrennen.

      Mit einem markerschütternden Brüllen ging Gesher zu Boden und begrub dabei einen anderen Mann unter sich. Cridan nutzte die Gelegenheit gnadenlos aus: Während er mit der Linken den Dolch zurück riss und ihn bis zum Heft in Geshers Hals versenkte, sprang sein Schwert geradezu in seine Faust und durchtrennte noch in derselben Bewegung die Kehle des Mannes, der unter dem Koloss eingekeilt war.

      Cridan gönnte sich keine Atempause. Er schoss hoch und wirbelte herum. Sein linker Stiefel traf den ihm am nächsten stehenden Mann seitlich gegen das Knie und ließ ihn schreiend in den gleichzeitig geführten Stich mit dem Dolch stürzen, seine Schwertklinge trieb er einem anderen so heftig in den Brustkorb, dass sie ihn bis zur Wirbelsäule durchdrang, mit einer leichten Drehung daran abglitt und zwischen den Schulterblättern wieder hervorkam. Blut sprudelte warm über Cridans Rechte.

      Mit einem Ruck wollte er die Klinge aus dem Leib des Mannes ziehen, doch seine Hand rutschte von dem durch das Blut glitschig gewordenen Griff des Schwertes ab, und der Schwung seiner eigenen Bewegung ließ ihn zurücktaumeln – geradewegs in den Angriff eines anderen Mannes hinein.

      Fluchend warf Cridan sich im letzten Moment zur Seite, konnte allerdings nicht mehr verhindern, dass ihn die Waffe des Mannes an der rechten Schulter traf und eine blutige Furche in sein Schuppenkleid schlug. Schmerz fraß sich durch seinen Arm und ließ heißen Zorn in ihm aufwallen – Zorn, den er sofort in Kraft umwandelte. Er packte das Handgelenk des Mannes und entriss ihm das Schwert, um ihm im nächsten Herzschlag mit der eigenen Klinge die Kehle durchzuschneiden.

      Der nächste Mann beging den Fehler, mit erhobener Waffe auf Cridan zuzustürzen. Cridan zögerte nicht, sondern warf sich blitzschnell unter dem Schwertarm des Mannes hindurch und bohrte Dolch und Schwert zugleich zwischen den Rippen des Mannes in dessen Seite. Mit einem erstickten Gurgeln sackte der Mann zusammen.

      Cridan stieß ihn von sich, riss die Waffen zurück und fuhr zum nächsten Gegner herum, dessen Schlag er mit gekreuzten Klingen abfing. Ein brutaler Tritt in den Leib ließ den Mann vornüber kippen, und im nächsten Augenblick pflügte Cridans rechter Unterarm mit aufgestellten Schuppen quer durch sein Gesicht.

      Der Schrei des Mannes ging im Kampfgebrüll der anderen unter, die mit gezogenen Waffen auf Cridan losgingen.

      Cridan wich den ersten beiden Schlägen aus, indem er auf einen Stapel Kisten sprang. Unter seinem Gewicht gerieten sie jedoch bedrohlich ins Wanken. Cridan stieß sich von den schwankenden Kästen ab, machte einen Überschlag rückwärts und stand schon wieder auf den Beinen, als der Turm der Kisten noch polternd und krachend über seinen Gegnern zusammenstürzte.

      Er nutzte das Durcheinander ebenso skrupellos zu seinem Vorteil wie zuvor: Mit großen Sprüngen hechtete er von einer Holzkiste zur anderen, während seine Klingen links und rechts auf die Männer niedergingen, bis sie sich nicht mehr rührten.

      Für einen Moment herrschte eine fast unheimliche Stille.

      Schwer atmend schob Cridan den Stiefeldolch hinter den Gürtel, ging zu dem Toten, der noch immer mit seinem Schwert im Brustkorb da lag, und löste die Klinge mit der Linken aus der Leiche. Einen Augenblick blieb er halb gebückt stehen, auf das Schwert in seiner Rechten gestützt, und atmete mehrmals tief durch. Es war noch nicht vorbei, und er nutzte die Pause, um ein wenig Luft zu schöpfen.

      Von draußen erklangen die Schreie und hastigen Schritte der restlichen Männer, die, vom Kampflärm angelockt, ihren Kameraden zu Hilfe eilten.

      Cridan richtete sich auf, ging zur Tür hinüber und stellte sich daneben an die Wand. Seine eigene Waffe hatte er griffbereit an die Bretter gelehnt, während er das erbeutete Schwert mit beiden Händen gefasst hielt.

      »Cridan!«

      Tikos Stimme ließ ihn aufsehen.

      Er erschrak: Sein König stand inmitten der Toten und sah zu ihm hinüber. Im Licht der Laternen, die noch immer in dem ganzen Durcheinander brannten, musste er aus der Dunkelheit, die draußen herrschte, deutlich zu sehen sein.

      »Verdammt, Tiko, geh da weg!« zischte er ihm zu. »Du bist…«

      Weiter kam er nicht, denn die ersten Männer brachen durch die offene Tür. Die vordersten beiden kamen nicht weit: Cridan schlug ihnen in einem mächtigen, beidhändig geführten Hieb den Kopf ab, kaum dass sie das Lagerhaus betreten hatten.

      Dann traf etwas die Klinge des Schwertes mit so brutaler Gewalt, dass es ihm die Waffe aus der Hand riss, prallte von dem Metall ab und schlug mit einem dumpfen Geräusch in seine linke Schulter. Erst einen Sekundenbruchteil danach kam der Schmerz.

      Cridan schrie mehr wütend als alles andere auf, war mit einem Satz durch die Tür hindurch und riss dem Mann, der davor stand, die Armbrust aus der Hand, bevor dieser zum Nachladen kam. Seine Faust traf den Schützen mit solcher Wucht im Gesicht, dass Cridan spürte, wie der Schädelknochen unter dem Hieb zerbarst. Der zweite Hieb fällte den Mann und ließ ihn haltlos aufs Pflaster stürzen. Cridan rannte zurück ins Lagerhaus, schnappte sich seine Waffe, stieß Tiko hinter ein paar Kisten und ging selbst neben ihm auf ein Knie nieder.

      »Bleib unten!« herrschte er Tiko an, wischte hastig seine mit Blut und anderem verschmierten Hände an seiner Hose ab und fasste das Schwert fester.

      Rasch überschlug er im Kopf die Lage. Brash war mit sechs Männern draußen geblieben. Drei hatte er getötet, damit blieben noch vier übrig.

      Diese vier betraten gerade – wesentlich vorsichtiger als ihre Vorgänger und Seite an Seite mit erhobenen Schwertern – das Lagerhaus.

      Cridan ignorierte Tikos eindringliche Gesten, hocken zu bleiben, und schlich statt dessen rasch und geschickt hinter den Stapeln der Waren um die Männer herum, bis er die Bretterwand zur Hafenseite wieder erreichte. Jetzt war er im Rücken der Männer.

      Vier gegen einen, wisperte die Stimme in ihm. Beinahe lächerlich, wenn man sich ansieht, wie viele Männer du heute schon in den Tod geschickt hast.

      Lautlos kam er in die Höhe, das blutige Schwert zum Schlag bereit. Zwei schnelle, leise Schritte brachten ihn direkt hinter seine letzten Gegner. Mit einem kalten Lächeln holte er aus.

      Die Leichen lagen noch nicht ganz am Boden, da war Tiko neben ihm und gab ihm einen Stoß in die Brust, der ihn zurücktaumeln ließ.

      »Verdammte Scheiße, Cridan!« schrie er ihn an. »Was sollte das, bei allen Göttern?«

      Cridan runzelte die Stirn. »Was meinst du?«

      »Was ich meine?« Tiko funkelte ihn an. »Sieh dich mal um! Du kannst doch nicht überall, wo du bist, ein Blutbad hinterlassen!«

      »Du hast natürlich Recht«, gab Cridan spöttisch zurück. Sein rechter Oberarm brannte, wo ihn die Klinge verletzt hatte, und seine linke Schulter erinnerte ihn mit unangenehmem Pochen daran, dass er auch dort einen Treffer hatte einstecken müssen.

      »Das nächste Mal frage ich einfach höflich, ob sie uns durchlassen. Verflucht noch mal, Tiko, was glaubst du denn, was die mit uns gemacht hätten?«

      Tiko wollte etwas entgegnen, doch das erstickte Stöhnen von der Tür her ließ sie beide herumwirbeln.

      Mert