Letizia Morante

Ice Girls - Der Schlittschuhclub


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nicht nutzen sollte und einfach einen, uns ohnehin zustehenden Wandertag, vorziehen. Ich habe schon gestern Nachmittag mit dem Besitzer der Halle telefoniert und er hat uns bereits eine Zusage erteilt. "Wenn ihr also Interesse an dem Besuch der Eisbahn habt, dann können wir uns den Freitag gern frei nehmen und ein wenig über das Eis schlittern. Selbstverständlich können Schlittschuhe vor Ort ausgeliehen werden."

      Die Klasse begann zu jubeln und wild durcheinanderzureden. Sie alle waren hellauf begeistert.

      Besonders Leonie war aufgeregt, da sie zwar sehr gern Eis lief, und auch einigermaßen sicher vorwärts fahren konnte, ohne auf den Po zu fallen, jedoch dachte sie bisher, dass man nur im Winter Schlittschuhlaufen konnte und auch dann nur draußen, auf der Eisbahn, die es jedes Jahr auf dem städtischen Weihnachtsmarkt gab.

      Dass sie, noch mitten im Sommer, zum Eislaufen gehen würden, war eine tolle Vorstellung und sowohl sie, als auch Amanda, konnten ihre Begeisterung nicht verbergen.

      Bloß Annika verdrehte genervt die Augen. Außer Leonie bemerkte dies allerdings keiner. All ihre Mitschüler waren damit beschäftigt, schon jetzt die Gruppen zu bilden, die im Bus auf den 4er Plätzen zusammen sitzen wollten.

      Frau Behrens rief sie zur Ordnung, um noch einige Worte zum organisatorischen Ablauf loswerden zu können.

      "Aufgrund eures Zuspruches gehe ich also davon aus, dass wir uns am Freitag alle auf dem Eis wiederfinden. Wir treffen uns hier an der Schule, um 9 Uhr. Ihr könnt also eine Stunde länger schlafen. Dann fahren wir gemeinsam zur Eishalle. Wer eigene Schlittschuhe hat darf diese gern mitbringen, alle anderen bekommen auf der Eisbahn Leihschuhe."

      Frau Behrens hätte besser daran getan, diese Neuigkeit erst am Ende ihrer Stunde zu verkünden, denn nun hatte sie keine Möglichkeit mehr, die aufgedrehte Klasse zu bändigen und der Rest des Geschichtsunterrichtes verlief denkbar unruhig.

      Leonie flüsterte die ganze Zeit über hinter vorgehaltener Hand mit Amanda und überlegte nebenbei, ob ihr denn wohl die alten Schlittschuhe, die sie vor 3 oder 4 Jahren einmal von ihrer Mutter gekauft bekommen hatte, noch passen würden.

      Kurz vor dem Läuten der Pausenglocke verteile Frau Behrens Zettel, auf denen die Eltern unterschreiben mussten, dass sie mit dem Besuch der Eisbahn einverstanden waren.

      Amanda schluckte. Wie immer würde es ein harter Kampf werden, ihre Mutter zu überreden, sie an dem Ausflug teilnehmen zu lassen.

      Wieder einmal wünschte sie sich, dass ihr Vater gerade zuhause wäre und sie mit ihm reden könnte, jedoch würde Baron von Kupferstein erst in einigen Wochen zurückkehren.

      Dennoch war sie genauso aufgeregt wie ihre beste Freundin.

      Irgendwie wird die Mutter schon unterschreiben, sagte sie sich. Und bereits in drei Tagen würden sie und Leonie die Eishalle besuchen.

      Auch den Rest des Tages drehten sich alle Gespräche nur um den Besuch der Eisbahn und die Freundinnen waren froh, als die Schule endlich zu ende war und sie nachhause gehen konnten.

      Da auch noch das Gespräch mit Amandas Mutter bezüglich des Campingausfluges anstand, fuhr Leonie mit zu Amanda.

      Ihre Freundin wohnte weiter von der Schule entfernt als Leonie und so mussten sie den Bus nehmen, der sie in einen Vorort der Stadt brachte, in dem die von Kupfersteins lebten.

      Amandas Familie besaß ein riesiges, im Schweizer Stil erbautes Haus am Stadtrand, dem sich ein ebenso großes, perfekt gepflegtes Gelände angliederte.

      Eine lange Einfahrt zog sich von der Straße hindurch durch das große Tor bis hinauf vor den Eingang des Hauses und der Fußweg wurde von penibel zurechtgestutzten Hecken gesäumt.

      Frau von Kupferstein legte unübersehbar großen Wert auf ihren Garten.

      An der Haustür angekommen, zog Amanda ihren Schlüssel aus der Tasche und stellte fest, dass noch abgeschlossen war.

      Ihre Mutter würde also erst noch nachhause kommen.

      Auch gut, dachten die Mädchen. So blieb noch etwas Zeit um auszuruhen und eine Kleinigkeit zu essen.

      Leonie auf der Eisbahn

      Der Rest der Woche zog sich schleppend dahin und Leonie und Amanda wurden mit jeder Minute aufgeregter.

      Zwar hatte es zuerst so ausgesehen, als würde Frau von Kupferstein ihnen einen Strich durch die Rechnung machen, jedoch hatte sie dem Besuch der Eisbahn letztendlich, unter großem Bitten und Betteln der Mädchen zugestimmt.

      Auch die Campingnacht im Garten der Wagners war besiegelte Sache. Frau von Kupferstein hatte jedoch darauf bestanden, vorher noch einmal mit Leonies Eltern zu sprechen und den Freundinnen mehrfach eingebläut, nicht zu spät schlafen zu gehen und sich warm anzuziehen.

      Auch im Spätsommer waren die Nächte schon kalt und die Kinder sollten sich keine Erkältung einfangen.

      Nur von Annika hatte Leonie noch keine eindeutige Antwort auf die Einladung bekommen. Sie hatte bloß wage gesagt, sie müsse warten, bis sie wisse, wie es zeitlich am Wochenende bei ihr aussieht.

      Leonie hatte sich vorerst damit zufrieden gegeben und würde sie am Freitag, auf der Eisbahn, noch einmal danach fragen.

      Allerdings schien Annika als Einzige nicht sonderlich erfreut über den Ausflug. Wann immer jemand sie darauf ansprach, zuckte sie lediglich mit den Schultern und meinte bloß, dass sie eben keine sonderlich große Lust hatte.

      Überhaupt hatte sie sich die ganze Woche über seltsam verhalten. Oftmals verließ sie den Unterricht noch vor dem Ende, weil sie von ihrer Mutter abgeholt wurde, kam morgens erst zur zweiten Stunde oder verschwand zwischen den Unterrichtsstunden für eine Weile, nur um später wieder aufzutauchen, als wäre nie etwas gewesen.

      Oftmals saß sie, wie auch am Dienstag, in Sportsachen im Klassenraum und schien sich daran jedoch nicht zu stören.

      Zwar wechselte sie ab und an einige Worte mit Leonie, und scheinbar war sie auch ganz nett, doch richtig warm wurden sie mit der Neuen nicht. Nie nahm sie an gemeinsamem Aktivitäten, sei es ein Besuch im Eiscafé nach der Schule oder dem Essen mit ihren Mitschülern in der Mittagspause, teil.

      Auch war sie immer sofort verschwunden, weil ihre Mutter an irgendeiner Ecke wartete, um sie abzuholen.

      Leonie hatte Frau Lindemann in dieser Woche mehrmals in der Schule gesehen, meist hatte sie das Büro des Schulleiters besucht.

      Was sie dort wollte, wusste Leonie allerdings nicht.

      Frau Lindemann machte jedoch einen sympathischen Eindruck auf sie, wie sie mit ihren braunen, gewellten Haaren und meist in weiter Leinenhose und mit hochhackigen Schuhen durch die Gänge der Schule schwebte und immer ausgesprochen nett grüßte.

      Einmal hatte sie Leonie nach ihrem Klassenzimmer gefragt, weil sie sich in den Gängen der Schule verlaufen hatte und die Räumlichkeiten noch nicht so recht zuordnen konnte.

      Leonie hatte ihr den Weg erklärt und ein Dankeschön mit einem strahlenden Lächeln bekommen.

      Wenn Annika doch nur auch so kontaktfreudig wäre, wie ihre Mutter, hatte Leonie damals gedacht.

       Dann wäre das Kennenlernen weitaus einfacher.

      Am Freitagmorgen versammelte sich die Klasse pünktlich um 9 Uhr vor dem Haupteingang der Schule und wartete bei den Bänken, im Schatten der alten Bäume, auf die Ankunft von Frau Behrens.

      Bis auf Annika waren alle pünktlich und nicht wenige hatten ihre eigenen Schlittschuhe dabei.

      Auch Leonie hatte Glück gehabt und ihre wiedergefunden. Und sie passten sogar noch. Stolz hatte sie die weißen Stiefel geputzt und die mittlerweile etwas angerosteten Kufen poliert.

      Nun glänzten ihre Schlittschuhe beinahe wieder wie neu.

      Amanda aber hatte keine eigenen. Sie würde sich an der Eisbahn welche ausleihen müssen.

      Ihre