Norma Rank

Schlampe, Opfer, Schwein.


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      Norma Rank

      Schlampe, Opfer, Schwein.

      Eine Geschichte über die Liebe, ihre Klischees und andere Vorurteile.

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       WIDMUNG

       RÜCKBLICK

       DIE FIRMA

       CHRISTOPH

       MESSE

       SANCHOS

       BONGO BAR

       MITTAGSPAUSE

       EIN GLAS TEE

       ADVENT

       MUSIKSHOP

       WEIHNACHTEN

       DER KUSS

       KÖLN

       KINDHEIT

       HOHE SCHUHE

       CHAOS

       LIEBE

       OFFENBARUNGEN

       WOHNUNG

       RAMONA

       SCHEIDUNG

       LENA

       FINALE

       EPILOG

       Danksagungen

       Norma Rank

       Kurzbeschreibung

       Impressum neobooks

WIDMUNG

      RÜCKBLICK

      Es war ein stinknormaler Samstagvormittag Ende Juli, genau ein Monat nach meinem vierundzwanzigsten Geburtstag. Die Menschen um mich herum erledigten ihre Einkäufe für das Wochenende, führten den Hund Gassi oder schlenderten einfach so durch die Straßen der Münchener Innenstadt, ohne ein konkretes Ziel vor Augen. Gerne hätte ich mit einem von ihnen getauscht, bliebe mir dann doch der bevorstehende Vorstellungstermin erspart. Aber da musste ich jetzt wohl durch.

      Der Himmel verdunkelte sich zusehends. Starker Wind kündigte ein Gewitter an und brachte unbarmherzig meine roten Locken durcheinander, wodurch sich auch der letzte Hauch einer Frisur in Luft auflöste. Von der seriösen Business-Frau im Zweiteiler, die herausgeputzt vor einer knappen halben Stunde ihre Wohnung verlassen hatte, war nicht mehr viel übrig. Vielmehr sah ich aus, als wäre ich eben erst nach einer durchzechten Nacht aus dem Bett gepurzelt. Scheiße! Dabei hatte ich mich gerade heute so ins Zeug gelegt, meine äußere Erscheinung auf Hochglanz zu polieren. Wer wollte schon den Eindruck erwecken, als könne er sich den Friseur nicht leisten? Was für ein Desaster! Stundenlanges Föhnen und tonnenweise Haarspray für die Katz! Und wofür das alles? Dass mein Erscheinungsbild dem einer wandelnden Vogelscheuche gleichkam. Na ja, Schwamm drüber! Das war nicht der Moment, sich darüber aufzuregen.

      Gehetzt lief ich die Liebigstraße entlang, während ich angestrengt nach der richtigen Hausnummer suchte. Mist! Man erwartete mich um 11:00 Uhr, und ich war mal wieder spät dran. Wie schaffte ich es nur immer, mich zeitlich in die Bredouille zu bringen? Meine Haare waren die eine Sache, aber einen weiteren Patzer durfte ich mir einfach nicht erlauben, wenn ich die Stelle haben wollte. Und ich brauchte den Job mehr als dringend. Mein letzter Kontoauszug, ein Stapel voller Mahnungen und die wenig charmanten Worte meines Vermieters hatten mich unsanft darauf hingewiesen, dass bei Amazon zu bestellen nicht nur ein schönes, sondern auch teures Hobby war.

      Darum bemüht, eine nahende Panikattacke zu unterdrücken, betete ich still darum, doch noch rechtzeitig da zu sein. Bitte, bitte, bitte! Als Beamten-Tochter von klein auf darauf getrimmt, dass Unpünktlichkeit ein Vergehen war, erinnerte ich mich noch gut daran, wie oft es wegen meines Zuspätkommens Ärger in der Familie gegeben hatte. Denn jemanden warten zu lassen, fiel für meinen Vater in die gleiche Kategorie wie Autodiebstahl, Urkundenfälschung oder die FDP zu wählen. Insofern beeilte ich mich, soweit mir das auf High Heels, mit Umhängetasche um die Schultern und einer DIN A1-großen Präsentationsmappe unterm Arm eben möglich war.

      Hier war sie endlich: die Nummer 18! Da musste ich hin! Abrupt blieb ich stehen und starrte auf die Zahl. Meine Nerven flatterten wie ein eingesperrtes Vögelchen. Jetzt ganz ruhig, Norma!

      Auf die Minute drückte ich mit zitternden Fingern die Klingel unterhalb des Plexiglas-Schilds mit der Aufschrift „K-Messe“ und hoffte angespannt, dass sich meine Atmung wieder normalisierte. Das Schild gehörte zu einem angesehenen, mittelständischen Unternehmen, einer Messebau-Firma, die sich auf Parfum- und Mode-Präsentationen spezialisiert hatte.

      Der Summer öffnete mir automatisch. Mit der Hüfte drückte ich die massive Eichentür auf und fand mich in einem Treppenhaus mit rot ausgelegten Teppichen und Wänden aus weißem Marmor wieder. „Magnifique“, würde der Franzose sagen, im Lehel jedoch eher gehobener Standard und somit nicht außergewöhnlich.

      Die kühle Temperatur des Altbaus kam meinen feuchten Achseln wie gerufen, und ich gönnte mir eine kurze Verschnaufpause. Dann postierte ich mich vor der richtigen Tür am Ende des Korridors und wartete. Schritte hallten zu mir heraus, und als man mir schließlich aufmachte, stand er vor mir: Eine Mischung aus Johnny Depp und Bruce Willis in jungen Jahren.

      Mit einem derart gutaussehenden Mann hatte ich wahrhaftig nicht gerechnet. Mein Mund war mit einem Mal so trocken wie