Karin Szivatz

Orte des Grauens


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      Karin Szivatz

      Orte des Grauens

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Orte des Grauens

       Leseprobe ‚Dunkle Begegnung’

       Afrikanische Nächte

       Die Heilung

       Die Verwandlung

       Der Feuerball

       Zwischenwelt

       Dunkle Begegnung

       Einsamkeit

       Das Talent

       Eine verhängnisvolle Ehe

       Die Gönner

       Die Affäre

       Impressum neobooks

      Orte des Grauens

      Karin Szivatz

      www.egolibera.at

      Impressum:

      Copyright by

      Karin Szivatz /EgoLiberaVerlag 2018

      Einbandgestaltung: Walt H. Johnson

      Jede Vervielfältigung des Textes sowie von Textpassagen ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung

      des Verlages zulässig.

      Alle Rechte vorbehalten.

      1. Auflage

      Printed in Germany

      www.egolibera.at

      Leseprobe ‚Dunkle Begegnung’

      Vorsichtig versuchte ich, die Hand zu bewegen und stellte fest, dass sie nichts von ihrer Beweglichkeit eingebüßt hatte. Aber als ich die Decke wegziehen wollte, fielen der Daumen sowie der halbe Zeigefinger ab. Wie zwei vergammelte Würstchen lagen sie auf der Decke und brachten mein Herz beinahe zum Stillstand. Der Schrei, den ich in meiner Panik ausstoßen wollte, verließ meine raue Kehle nicht.

      Tränen der Verzweiflung liefen aus meinen Augen und ich entfernte den Verband, der mittlerweile schon völlig durchnässt war. Als ich das rechte Auge öffnete, sah ich nicht mehr als zuvor. Nichts. Hektisch rieb ich das Auge und spreizte mit den Fingern die Lider um sichergehen zu können, dass es auch tatsächlich offen war. Doch das alles half nichts. Ich war auf dem rechten Auge blind!

      Im Spiegel musste ich erkennen, dass sich winzige Teilchen meines Augapfels lösten und mit den Tränen über meine Wangen liefen. Auf meinem T-Shirt hatten sich einige kleine, weiße Augapfelstückchen angesammelt. Ein weiteres, sinnloses Mal versuchte ich, laut zu schreien.

      Afrikanische Nächte

      Die Trommeln schlagen sich rhythmisch in mein Gehirn, in mein Herz, in meinen Verstand. Die braunen, stampfenden Füße mit den bunten Bastschnüren und den Amaranthenfedern trommeln auf der Erde. Monotone Gesänge reiten auf den züngelnden Flammen des großen Feuers in der Dorfmitte gen Himmel. Der Stamm beschwört die Geister der Vergangenheit herauf. Bittet um Gnade und Vergebung. Für all seine Sünden. Er bringt ein Opfer dar. Es liegt auf einem Opfertisch. Streng gefesselt, wehrlos, panisch, in Todesangst. Der junge Mann schreit aus Leibeskräften in sich hinein, denn sein Mund ist geknebelt. Sein Kopf fixiert. Der Geist verlangt die Augen des Opfers. Damit er sehen kann, dass seine Untertanen auch gehorsam sind.

      Der Sommer war vorüber, die Schulglocke läutete die erste Stunde nach den Ferien ein. Marvin saß braungebrannt hinter seinem Pult und lächelte mich an. Ich freute mich, ihn wieder zu sehen, denn die gesamten Ferien verbrachte er bei seinem Vater im westafrikanischen Senegal, der dort eine Missionarsstation leitete.

      Nach dem Unterrichtsende schlenderten wir gemeinsam zu seinem Haus und ließen uns in seinem Zimmer nieder. Er zeigte mir unzählige Fotos aus Afrika, berichtete von Stammesritualen, komischen und tragischen Vorfällen und bereitete mir Tee zu, den er von einem Medizinmann bekommen hatte.

      Die Geschmacksstoffe waren nicht sofort wahr zu nehmen sondern entfalteten sich erst nach einigen Sekunden ganz hinten im Rachen, unter dem Gaumen. Aber es war eine durchaus interessante Mischung, die jedoch nicht zu definieren war. Dennoch war er hervorragend und ich leerte den ganzen Becher.

      Marvin und ich verbrachten noch den restlichen Tag gemeinsam und erst spätabends, als meine Mutter bereits zum zweiten Mal telefonisch nachgefragt hatte, wo ich denn bleibe, machte ich mich auf den Heimweg.

      Gegen zweiundzwanzig Uhr ging ich zu Bett und dachte noch sehr lange über die Schilderungen aus dem Senegal nach. Ich war jetzt in der Maturaklasse und konnte mir eventuell einen Aufenthalt mit Marvin in diesem Land für ein Jahr oder auch nur ein halbes Jahr, vorstellen. Mit dem festen Vorsatz, mit ihm darüber zu reden, schlief ich ein.

      Irgendwann, in der Schwärze der Nacht, hatte ich einen absurden Traum. Ein großer, schwarzweißer Vogel packte mich im Schlaf an meinem T-Shirt und trug mich hoch hinauf in den Himmel. So hoch, dass ich die Erde nicht mehr erkennen konnte. Doch ich fühlte mich sicher. Es war nicht kalt und auch nicht windig.

      Und schon nach kurzer Zeit verloren wir an Höhe und der Vogel setzte mich sanft in einem kleinen Strohhüttendorf ab, in dessen Mitte ein helles Lagerfeuer brannte. Die Dorfbewohner trugen große, rot-weiße Holzmasken und tanzten um das Feuer.

      Zwei der Tänzer lösten sich von der Gruppe und kamen auf mich zu. Sie wirkten nicht bedrohlich, packten mich jedoch bei den Oberarmen und zerrten mich zu einem Tisch, auf dem ein Junge lag. Ich sah in die Augen des Jungen, kaum zwanzig Jahre alt. In ihnen spiegelte sich blanke Angst. Seine Angst übertrug sich auf mich und ich wollte fliehen. Doch die beiden Männer hielten mich fest und drückten mir ein Messer mit schlanker Klinge die Hand. Der große Vogel starrte mich an und seine Augen sagten mir, ich solle die Augen des Jungen herausschneiden.

      Panisch versuchte ich, den Augen dieses Vogels zu entkommen, diesen beiden Männern zu entkommen, diesem Albtraum zu entkommen, doch zwei metallene Speerspitzen durchbohrten bereits die zarte Haut meines Halses. Der Vogel starrte, das orange Feuer loderte, die Füße stampften, die Monotonie des Gesanges hallte. Mein Hirn war leer, mein Herz stand still. Einer fremden Macht unterlegen, setzte ich die Klinge am rechten Auge an, blendete den Jungen völlig aus meiner Realität aus. Und dann stach ich zu. Beschrieb mit der Klinge