eigentlich von Beruf?
Schürzinger Raten Sie doch mal.
Karoline Feinmechaniker?
Schürzinger Nein. Zuschneider.
Karoline Also das hätt ich jetzt nicht gedacht!
Schürzinger Und warum denn nicht?
Karoline Weil ich die Zuschneider nicht mag. Alle Zuschneider bilden sich gleich soviel ein. Stille.
Schürzinger Bei mir ist das eine Ausnahme. Ich hab mich mal mit dem Schicksalsproblem beschäftigt.
Karoline Essen Sie auch gern Eis?
Schürzinger Meine einzige Leidenschaft, wie man so zu sagen pflegt.
Karoline Die einzige?
Schürzinger Ja.
Karoline Schad!
Schürzinger Wieso?
Karoline Ich meine, da fehlt Ihnen doch dann was.
5. Szene
Kasimir erscheint wieder und winkt Karoline zu sich heran, Karoline folgt ihm.
Kasimir Wer ist denn das, mit dem du dort sprichst?
Karoline Ein Bekannter von mir.
Kasimir Seit wann denn?
Karoline Schon seit lang. Wir haben uns gerade ausnahmsweise getroffen. Glaubst du mir denn das nicht?
Kasimir Warum soll ich dir das nicht glauben?
Stille.
Karoline Was willst du? Stille.
Kasimir Wie hast du das zuvor gemeint, daß wir zwei zu schwer füreinander sind? Karoline schweigt boshaft. Soll das eventuell heißen, daß wir zwei eventuell nicht zueinander passen?
Karoline Eventuell.
Kasimir Also das soll dann eventuell heißen, daß wir uns eventuell trennen sollen – und daß du mit solchen Gedanken spielst?
Karoline So frag mich doch jetzt nicht!
Kasimir Und warum nicht, wenn man fragen darf?
Karoline Weil ich jetzt verärgert bin. Und in einer solchen Stimmung kann ich dir doch nichts Gescheites sagen!
Stille.
Kasimir So. Hm. Also das wird dann schon so sein. So und nicht anders. Da gibt es keine Ausnahmen. Lächerlich.
Karoline Was redest du denn da?
Kasimir Es ist schon so.
Karoline fixiert ihn: Wie?
Stille.
Kasimir Oder ist das vielleicht nicht eigenartig, daß es dir gerade an jenem Tage auffällt, daß wir zwei eventuell nicht zueinander passen – an jenem Tage, an welchem ich abgebaut worden bin?
Stille.
Karoline Ich versteh dich nicht, Kasimir.
Kasimir Denk nur nach. Denk nur nach, Fräulein!
Stille.
Karoline plötzlich: Oh du undankbarer Mensch! Hab ich nicht immer zu dir gehalten? Weißt es denn nicht, was das für Schwierigkeiten gegeben hat mit meinen Eltern, weil ich keinen Beamten genommen hab und nicht von dir gelassen hab und immer deine Partei ergriffen hab?!
Kasimir Reg dich nur ab, Fräulein! Überleg es dir lieber, was du mir angetan hast.
Karoline Und was tust du mir an?
Kasimir Ich konstatiere eine Wahrheit. So. Und jetzt laß ich dich stehn – Ab.
6. Szene
Karoline sieht ihm nach; wendet sich dann wieder dem Schürzinger zu; jetzt dämmert es bereits.
Schürzinger Wer war denn dieser Herr?
Karoline Mein Bräutigam.
Schürzinger Sie haben einen Bräutigam?
Karoline Er hat mich gerade sehr gekränkt. Nämlich gestern ist er abgebaut worden und da hat er jetzt behauptet, ich würde mich von ihm trennen wollen, weil er abgebaut worden ist.
Schürzinger Das alte Lied.
Karoline Geh reden wir von etwas anderem!
Stille.
Schürzinger Er steht dort drüben und beobachtet uns.
Karoline Ich möcht jetzt mal mit der Achterbahn fahren.
Schürzinger Das ist ein teurer Spaß.
Karoline Aber jetzt bin ich auf dem Oktoberfest und ich hab es mir vorgenommen. Geh fahrens halt mit!
Schürzinger Aber nur einmal.
Karoline Also das steht bei Ihnen.
Dunkel.
7. Szene
Das Orchester spielt nun die Glühwürmchen-Suite.
8. Szene
Neuer Schauplatz: Neben der Achterbahn, dort wo die Oktoberfestwiese aufhört.
Die Stelle liegt etwas abseits und ist nicht gut beleuchtet. Nämlich es ist bereits Nacht geworden, aber in der Ferne ist alles illuminiert. Karoline und Schürzinger kommen und hören das Sausen der Achterbahn und das selige Kreischen der Fahrgäste.
9. Szene
Karoline Ja das ist die richtige Achterbahn. Es gibt nämlich noch eine, aber mit der ist man bald fertig. Dort ist die Kasse. Jetzt ist mir etwas gerissen.
Schürzinger Was?
Karoline Ich weiß noch nicht was. Geh drehens Ihnen um bitte.
Stille.
Schürzinger hat sich umgedreht: Er folgt uns noch immer, Ihr Herr Bräutigam. Jetzt spricht er sogar mit einem Herrn und einer Dame – sie lassen uns nicht aus den Augen.
Karoline Wo? – Das ist doch jetzt Der Merkl Franz und seine Erna. Ja den kenn ich. Nämlich das ist ein ehemaliger Kollege von meinem Kasimir. Aber der ist auf die schiefe Ebene geraten. Wie oft daß der schon gesessen ist.
Schürzinger Die Kleinen hängt man und die Großen läßt man laufen.
Karoline Das schon. Aber Der Merkl Franz prügelt seine Erna, obwohl sie ihm pariert. Und ein schwaches Weib schlagen, das ist doch wohl schon das allerletzte.
Schürzinger Bestimmt.
Karoline