Julie Starke

Mutterherz Teil 1


Скачать книгу

ction id="ucb2d0ebb-56d8-547f-9e4c-4a727166341e">

      Julie Starke

      Mutterherz Teil 1

      Herzstillstand

      Dieses eBook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Hinweis

       Prolog

       Etwa drei Monate zuvor

       Montag, 05. März 2012

       Dienstag, 06. März 2012

       Mittwoch, 07. März 2012

       Freitag, 09. März 2012

       Montag, 12. März 2012

       Dienstag, 13. März 2012

       Mittwoch, 14. März 2012

       Donnerstag, 15. März 2012

       Dienstag, 27. März 2012

       Impressum

       Hinweis

      Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

      Jegliche Vervielfältigung und jeder Auszug bedürfen der

      Genehmigung des Autors.

      Nahezu alle Figuren, Orte und Handlungen in diesem Werk basieren auf realen Personen, Plätzen und Ereignissen. Die Namen und Zusammenhänge dieser Geschichte sind jedoch frei erfunden.

      Julie Starke

      Mutterherz

      Der erste Fall für Tim Fuchs

       Teil 1 Herzstillstand

      Kriminalroman

      Das Herz einer Mutter ist ein tiefer Abgrund, auf dessen Boden sich immer Vergebung findet.

      Honoré de Balzac (1799 – 1850)

      Teil 1

       Herzstillstand

       Prolog

      Es ist erstaunlich, welche Gedanken einem durch den Kopf gehen, wenn man 21 Jahre alt und kerngesund ist und weiß, dass man in den nächsten Augenblicken sterben wird. Kurz vor dem Ende zieht nicht etwa das ganze Leben wie in einem Film noch einmal an einem vorüber und lässt besondere Ereignisse noch einmal vor dem geistigen Auge auftauchen. Nein, es sind einzelne Bilder, die plötzlich erscheinen. Einzelne Bilder, die das noch arbeitende Gehirn, aus welchen Gründen auch immer auswählt, damit man daran noch ein paar Gedanken verschwenden kann, bevor alles für immer in der Dunkelheit verschwindet. Es sind Dinge, die auftauchen, die mit dem eigenen bevorstehenden Sterben nichts zu tun haben. Wie die apfelgrüne Regenjacke, die in der verregneten Nacht vor dem Eingang der Spielhalle gut zu sehen war und Lena-Maries weißer Laptop, der noch zu Hause steht. Er ist repariert und sie hat ihn noch nicht zurück. Keiner weiß, dass es ihr Laptop ist. Sie wird ihren Laptop wahrscheinlich nie wieder sehen. Vielleicht erfährt sie es auch gar nicht, wenn er tot ist. Sie wird sich nur fragen, warum er sich an seinem letzten Arbeitstag nicht verabschiedete, nicht mehr anruft, auf SMS nicht antwortet. Wird sie traurig sein, wenn sie nichts mehr von ihm hört? Oder verärgert?

      Seit seinem letzten Tritt gegen die Wand spürt er, wie ihn die Kräfte verlassen. Er schreit, obwohl der Hals schon schmerzt. Er schlägt mit den Fäusten und tritt mit den Füßen gegen die schalldichten Wände. Er schreit und schlägt. Und verstummt schließlich. Sein Handy verrät ihm, dass die achte Stunde anbricht, in der er hier gefangen ist. Acht Stunden in einem Raum ohne Sauerstoffzufuhr. Einem Raum, der etwa vier Quadratmeter Grundfläche, kein Fenster und nur eine Tür hat. Er fühlt sich schwach.

      Sein Herz schlägt viel zu schnell. Seine Atemzüge werden hastig und tiefer als gewöhnlich. Sterben ist leicht, denkt Tim müde. Er weiß, dass die Müdigkeit nur ein Symptom ist. Ein Symptom dafür, dass sein Körper auf Sparflamme stellt, weil es hier zu wenig Sauerstoff in der Luft gibt. Zuwenig Luft, um zu überleben. Zu wenig, weil es nirgendwo auch nur eine Ritze gibt, durch die weitere Luft eindringen kann und der Raum hermetisch abgeriegelt ist, damit keiner eindringen kann. Ob sich die Konstrukteure je überlegt haben, dass man auch nicht mehr herauskann, wenn die Tür einmal verriegelt ist? Bald wird die Luft in dem kleinen Raum verbraucht sein. Atemluft besteht überwiegend aus Stickstoff und Sauerstoff und einer winzigen Menge an Kohlenstoffdioxid, verschiedenen Edelgasen und Wasserdampf. Bei jedem Atemzug nimmt der Sauerstoffgehalt ab und der Kohlenstoffdioxidgehalt zu – sein Körper sorgt Atemzug für Atemzug für das Ende, wie ganz von selbst.

      Er wird sterben. Gleich wird alles vorbei sein. Er hat die Tatsache innerhalb der Stunden, die er hier eingeschlossen ist, längst akzeptiert. Es gibt keinen Ausweg. Alle Möglichkeiten sind längst ausgelotet. Er stirbt sowieso. Seine Mutter wird den Verrat, den er an ihr beging, nie erfahren. Der Gedanke beruhigt ihn. Es war niemals seine Absicht, ihr das Herz zu brechen. Die Angst vor dem Tod weicht schwerer Müdigkeit. Sie hinterlässt eine Spur Verzweiflung und den Gedanken, dass sein Lebensbeginn genauso verboten war, wie es jetzt sein Ende sein wird. Dennoch gibt es tatsächlich noch eine einzige Sache, die er erledigen möchte - erledigen muss. Erledigen muss, damit sein Tod nicht völlig sinnlos ist.

      Es kostet ihn Kraft, dem Drang, die Augen zu schließen, nicht nachzugeben. Die Lust, sich jetzt gehen zu lassen, überfällt ihn wie ein kriechender Schatten. Sein Wille stirbt mit ihm. Nicht jetzt, denkt sich Tim und zwingt sich dazu, seine Kräfte ein letztes Mal zu mobilisieren, ein letztes Mal, bevor alles zu Ende ist.

      Kohlendioxid ist schwerer als Sauerstoff. Vielleicht hat er noch ein paar Minuten mehr, wenn er sich hinstellt? Ein paar Minuten nur, lang genug, um einen Text ins Handy zu tippen. Ins Handy, welches hier keinen Empfang hat. Ins Handy, das man bei seiner Leiche finden wird. Er muss denjenigen, die ihn finden werden, eine Botschaft hinterlassen. Er rappelt sich hoch und schwankt, als habe er keinen festen Boden unter den Füßen. Als stehe er auf einem Ponton am Hafen – fest angebunden, aber doch nur auf der Wasseroberfläche aufliegend. Er steht. Das erste Gefühl ist enttäuschend. Einen Unterschied der Luft weiter oben merkt er nicht. Aber vielleicht ist der Sauerstoffgehalt trotzdem besser, auch wenn man ihn nicht spüren kann? Selbst, wenn es keine Minuten sein sollten - vielleicht reicht es, um ihm ein paar Augenblicke mehr zu schenken. Die Hände kribbeln beim Berühren des Tastenfelds. Das Display leuchtet auf. Es war immer leicht grünstichig, aber jetzt leuchtet es orange. Das kann nicht sein. Tim reibt sich mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand die inneren Augenwinkel und blinzelt dann ein paar Mal, um zu sehen, dass es nicht mehr orange sondern gelblich wirkt. Er ist so müde, unglaublich müde. Er kann kaum das kleine Display fokussieren. Nicht hinsetzen, denkt er noch. Bleib stehen und schreib es auf! Er lehnt sich mit dem Rücken an die Wand, um sich abzustützen. Seine Turnschuhe