Alessandra Beck

Flüchtlinge vor unserer Haustüre


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Z.B.:

      Das tägliche Duschen und waschen ist Pflicht

      Im Supermarkt müssen die Lebensmittel, wie z.B. Obst, zunächst gekauft werden, bevor diese angefasst oder sogar verzehrt werden.

      Der Müll muss in den Mülleimer gebracht werden….

      Nur durch diesen Verhaltenskodex kann man unangenehme Zwischenfälle durch die Flüchtlinge mit der Bevölkerung vermeiden. Natürlich gibt es auch unter den Flüchtlingen Personen, die sich nicht an bestimmte Vorgaben halten und die glauben, dass man in Deutschland ohne großen Aufwand „überleben“ kann und man keine Arbeit braucht, sondern der deutsche Staat für einen sorgt. Diesen Flüchtlingen müsste dann sofort mit Abschiebung gedroht werden, wenn sie gegen diese Regeln verstoßen oder wenn sie sich nicht integrieren wollen.

      Der wichtigste Punkt ist jedoch die Überprüfung des Asylverfahrens zu beschleunigen, so wie das in anderen Ländern der Fall ist. Somit kann man sich letztendlich auf die Flüchtlinge konzentrieren, die auch wirklich ein dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland bekommen und man kann diese Flüchtlinge ganz gezielt fördern und natürlich auch fordern sich in Deutschland zu integrieren. Viele Behörden kapitulieren leider vor der großen Aufgabe und der Überlastung aufgrund der Flüchtlinge. Dabei gibt es in Deutschland genügend gut qualifizierte Arbeitslose, die einen dieser Jobs für die Flüchtlinge übernehmen könnten. Aber in Deutschland doch nicht ?! Nein, denn in Deutschland muss ja alles mit Recht und Ordnung vor sich gehen. Da muss man eine spezielle Ausbildung haben, da muss man dieses und jenes Zertifikat nachweisen…. Doch dabei vergessen wir, dass man manchmal nur ein „Herz am richtigen Fleck“, den Willen etwas zu verändern und einen „langen Atem braucht“, um Menschen zu helfen.

      Viele Deutsche sagen: „Uns geht es ja auch nicht gerade gut. Wir sind ohne Arbeit, leben von Sozialhilfe, haben eine hohe Miete zu zahlen und sollen dann noch Solidarität für Flüchtlinge zeigen ?“ Doch nur die ältere Generation kann noch nachvollziehen, was es heißt im Krieg zu überleben oder aus Kriegsgebieten zu fliehen oder vertrieben zu werden. Jetzt können wir nicht nur den Fernseher einschalten und in den Nachrichten sehen, wie tausende Menschen den Weg nach Europa suchen, nein, jetzt sind die Flüchtlinge vor unserer Haustüre und es handelt sich bei aller Bürokratie um Menschen, die größtenteils die Hölle durchmachten, um in einem sicheren Land zu leben. Und ein Mensch lebt gerne menschenwürdig in einem Haus mit einem Dach über dem Kopf und nicht in einem Zeltlager mit vielen anderen unbekannten Menschen.

      Am Beispiel einer fiktiven Flüchtlingsfamilie, die den Weg von Syrien nach Deutschland auf sich nahm, um hier in Frieden zu leben, möchte ich in diesem Buch das große Leid der Familie beschreiben.

      Unser zuhause

      ….Das ist Damaskus, eine der schönsten und kulturreichsten Städte der Welt. Meine Eltern Eischa, mein Vater Mohammed, mein Bruder Ibrahim und ich Sevil, wir sind Familie Hussein aus Damaskus. Meine Familie und ich, wir lebten in einem eigenen Haus mit 250 qm am Stadtrand von Damaskus. Unser Haus war nicht nur groß, sondern auch wunderschön. Der Marmorboden, der in unserem ganzen Haus war, kühlte im Sommer und im Winter hatten wir Fußbodenheizung. An meinem Zimmer gefiel mir besonders gut mein Himmelbett. Wenn ich auf meinem Bett lag, da fühlte ich mich so wie eine Prinzessin. Ich bin übrigens 9 Jahre alt und mein Bruder Ibrahim ist 5. Bis der Krieg kam, arbeitete mein Papa als Arzt im Krankenhaus von Damaskus und Mama war nur für uns da, wie schön das doch damals war. Jeden Nachmittag nach der Schule spielte ich mit meinen Freundinnen im nahegelegenen Park. Einige meiner Freundinnen trugen ein Kopftuch, so wie meine Mama, aber ich mochte das nicht und Mama und Papa erlaubten mir, dass ich meine eigene Entscheidung treffen darf, ob ich ein Kopftuch trage oder nicht. Und ich dachte mir, dass Allah sicherlich nichts dagegen hat, wenn er meine wunderschönen langen schwarzen Haare sehen kann. Ich war ja immer fleißig und ging in die Schule, denn später wollte ich Ärztin werden, damit ich, genau wie Papa, anderen Menschen helfen kann. Ayescha war meine aller beste Freundin. Wir kennen uns seit wir 3 Jahre alt sind. Unsere Zukunft war klar: Wir würden für immer Freunde bleiben….

      Von Samstag bis Donnerstag gingen Ayescha und ich in unsere Schule. Mein Alltag sah so aus:

      Um 7.00 Uhr wurden Ibrahim und ich durch Mama geweckt. Papa war dann schon meistens im Krankenhaus.

      Bis 7.30 Uhr hatten Ibrahim und ich Zeit uns zu duschen und unsere Schuluniform anzuziehen.

      Dann um 7.30 Uhr hatte Mama unser Frühstück vorbereitet und

      Um 8.00 Uhr klingelten Ayescha und Mesut, das ist Ibrahims bester Freund, an unserer Haustüre. Jeder von uns wollte der Erste sein, der die Türe für unsere Freunde öffnete. Doch meistens war Ibrahim der Schnellere. Noch kurz Zähne putzen und dann fuhren wir mit dem Schulbus in unsere Schule.

      Die Schule begann um 9.00 Uhr und dauerte meistens bis 16.00 Uhr. Danach fuhren wir mit dem Bus wieder nach Hause. Bis Papa gegen 17.30 Uhr nach Hause kam, machten wir unsere Hausaufgaben und lernten eifrig.

      Jetzt hatten wir bis zum Abendessen um 21.00 Uhr Freizeit. Im Winter spielten wir mit Ayescha und Mesut in unserem Haus, aber im Sommer, wenn es lange hell und warm war, dann spielten wir im Park bis es dunkel wurde.

      Dann riefen Ayeschas Mama, Mesuts Mama und auch unsere Mama uns zum Abendessen und der Muezzin rief zum Abendgebet.

      Was für euch Christen der Sonntag ist, ist für uns Moslems, der Freitag. Deshalb hatten wir jeden Freitag schulfrei.

      Unsere Kindheit war wunderschön, doch plötzlich machten sich Mama und Papa große Sorgen und Papa erklärte uns, dass wir, in Syrien bis jetzt in einer Diktatur lebten und wir das machen mussten, was die Politik in unserem Land von und verlangte. Doch einige Menschen in unserem Land wollen das ändern und sie wollen sich nichts mehr von der Politik vorschreiben lassen.

      Ibrahim sagte: „Papa, dann wollen Sevil und ich, dass du und Mama uns nicht vorschreibt, wann wir abends ins Bett gehen müssen !“

      Die Nachrichten im Fernsehen wurden immer kritischer und plötzlich wurde aus dem Aufstand der Bevölkerung mehr und ab jetzt „sprachen die Waffen“. Aber ein Krieg, bei uns in unserer Stadt, das konnte ich mir nicht vorstellen.

      Doch dann kam der Krieg und die Flucht begann

      ….Und plötzlich war alles anders. Die Bomben kamen immer näher und plötzlich schlug eine Bombe in unser Nachbarhaus ein. Dort wohnte meine beste Freundin Ayescha mit ihrer Familie. Mama und Papa rissen uns aus den Betten und wir rannten aus unserem Haus. Ich war auf Papas Arm und Ibrahim auf Mamas. Ich schaute zurück und sah, wie unser Haus, das durch eine Bombe getroffen wurde, in Flammen aufging.

      Es wurde Morgen und die Sonne strahlte wie fast jeden Tag, aber wir, Mama, Papa, Ibrahim und ich, wir saßen nicht mehr an unserem Frühstückstisch, nein, wir saßen auf einem dreckigen Feldboden, voller Staub und Ungeziefer. Papa trug einen kleinen Rucksack auf seinem Rücken. Er war so groß, wie meine Schultasche und darin war nun das Wichtigste der Familie Hussein, unsere Ausweise, Papas Smartphone, Dokumente und Geld für unsere Flucht und natürlich eine Flasche Wasser. Wir mussten weiter. Heute mussten wir es bis zur türkischen Grenze schaffen. Wir liefen bei 40 Grad im Schatten. Doch Schatten gab es nirgendwo. Nach 5 Stunden Fußmarsch wurde Ibrahim ganz schlecht. Er hatte zu wenig getrunken. Doch ein Schluck Wasser musste ausreichen, denn ansonsten hätten Mama, Papa und ich nichts mehr zu trinken gehabt. Doch Ibrahim ging es immer schlechter bis er zusammenbrach. Nun trug Papa ihn auf seinem Rücken und Mama nahm den Rucksack. Es wurde Abend und wir waren noch nicht an der türkischen Grenze angekommen. Auf einmal hörten wir Schüsse. Das waren die gefürchteten Terroristen. Wir rannten so schnell wir konnten, bis wir uns im türkisch-syrischen Grenzgebiet hinter einem Felsen versteckten und abwarteten bis der Schusswechsel vorüber war. Die Nacht kam und wir froren erbärmlich, denn wir hatten nur unsere Schlafanzüge und Nachthemden an. Am nächsten Morgen wurden wir von 3 Männern geweckt. Papa sagte, das sind Schleuser, sie bringen uns nach Europa. Doch auf einmal wurde Papa von den 3 Männern angeschrien. Sie wollten wohl mehr Geld.