Sandra Borchert

Mensch Marie


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Womit habe ich das nur verdient? Was soll ich denn nur machen?“, weinte sie vor sich hin. Ein Frühstück war wohl erst mal das Beste, also begab ich mich in die Küche. Es gab das beste Frühstück aller Zeiten. Rühreier mit Schinken und Croissants. Marmelade und Pfannkuchen und die beste heiße Schokolade der Welt. Marie, beste Freundin und Köchin. Das munterte Therese schon mal wieder ein wenig auf. Sie hatte außerdem den ganzen Abend auf einen reumütigen Anruf von ihrem Süßen gewartet, aber er hielt es wohl nicht für nötig. Warum sollte er auch? Ihm ging es ja gut. Er hielt es nicht mal für nötig die Beziehung zu beenden, sondern er fand die Idee einer Dreierbeziehung sogar für die beste Lösung. Was für ein Arschloch! Er hatte ja keine Ahnung was er verlor.

      Nach dem Frühstück beschloss ich was gegen ihre Minderwertigkeitskomplexe zu unternehmen, also gingen wir erst mal zu Friseur, in die Sauna, Schwimmen und zum Kosmetiker. Marie, beste Freundin und Gesundheitsberaterin. Es ging Therese immer besser. Als wir dann richtig Energie aufgetankt hatten, beschlossen wir herauszufinden wer die kleine Schlampe war, mit der Therese betrogen worden war. Ihr Freund Stephan arbeitete in einer kleinen Werbeagentur in der Nähe der „Notre Dame“. Wir legten uns vor der Agentur auf die Lauer. (Hinter einem Auto natürlich) Marie, beste Freundin und Detektivin.

      Wir hatten extra eine Wasserflasche dabei, um sie über seinem Kopf auszukippen. Okay, um ehrlich zu sein, hatte wir eine Torte, aber die fiel den „Betrogenen – Fressattacken“ Thereses zum Opfer.

      Da, endlich kam Stephan aus der Agentur. Im Schlepptau hatte er eine äußerst attraktive Frau. Beim näheren Hinsehen konnte man aber sehen, dass sie eine echte Tussi war. Er küsste die kleine Schlampe sogar noch. Das war Beweis genug.

      Allerdings sahen wir es nicht ein uns an so was die Hände schmutzig zu machen, also entschied sich Therese für die soziale „Beste Freundin Nummer“. Sie ging zu Stephan und erklärte ihm wie erfreut sie war ihn und seine Bekannte zu treffen. Sie habe ja schon so viel von ihr gehört. Stephan war das Ganze offensichtlich sehr peinlich. Die kleine Tussi ließ sich aber voll und ganz auf das Gespräch ein und so erfuhr Therese auch noch wie lange das schon ging und wo sie sich immer trafen. Stephan wurde immer nervöser, während seine kleine Schlampe, ich glaube sie hieß Johanna, anfing sich mit Therese anzufreunden. Ob sie irgendwann erfuhr, dass Therese die betrogene Freundin war, weiß ich nicht. Auf jeden Fall tauschten sie noch ihre Telefonnummern aus und verabschiedeten sich dann. Ich machte dann noch schnell ein Photo von Stephans verdutzten, dummen, Gesicht. Marie, beste Freundin und Paparazzo. Dann fuhren wir wieder heim. Bei Therese angekommen, stellten wir die gepackten Koffer vor die Tür und leerten eine Flasche Wein.

      Ich hatte keine Ahnung wie schön ein geschwänzter Tag sein konnte. Es ging uns beiden wirklich gut. Es ging uns so gut, dass wir beschlossen übers Wochenende zu verreisen. Wir machten uns also auf den Weg ins Reisebüro. Irgend etwas sollten wir schon finden. Die Junge Dame im Reisebüro sah uns erst etwas ungläubig an, aber dann fasste sie sich ein Herz und bediente uns. Sie hatte es ehrlich sehr schwer gegen unsere Weinlaune anzukommen. Sie tat mir sogar ein wenig leid. Ihr Versuch uns London schmackhaft zu machen scheiterte aber trotz meines Mitleids mit ihr.

      Therese und ich entschlossen uns für Italien. Genauer gesagt für Rom. Wir hatten sogar Glück und bekamen noch Plätze für das kommende Wochenende. Ein ganzes Wochenende nur wir zwei. Armes Rom!!!! Wir freuten uns wie zwei Schneekönige. Ach, das Leben war so schön! Ohne Zweifel war ich die beste Freundin der Welt. Ich hatte Therese aufgeheitert, ihr die Rache verschafft und dazu noch einen tollen Urlaub zu zweit organisiert.

      Auf diesen Triumph leerten wir natürlich erst mal noch ein paar Gläser Wein. Schließlich hatten wir ja was zu feiern! Das taten wir dann auch noch bei einem leckeren Abendessen in der Innenstadt. Natürlich lachten wir uns immer über das Bild von Stephans doofen Blick schlapp.

      Danach brachte ich Therese nach Hause und machte mich dann auch wieder auf den Heimweg.

      In der Metro dachte ich über den Tag nach. Ich war mit mir im reinen. Okay, ich hatte die Uni geschwänzt, aber dafür hatte ich vielleicht eine Freundin vor dem Selbstmord gerettet. Ja, ich war ein toller Mensch. Eine echte, beste Freundin! Ein Licht in der Dunkelheit! Der Fels in der Brandung!!!

      Endlich in der Wohnung angekommen, hörte ich zuerst , dass Denise wieder einen neuen Lover hatte. Aber das störte mich kein bisschen. Dafür brach ich mir fast die Beine, als ich im Flur über etwas stolperte. Vorsichtig knipste ich das Licht an. Da stand ein riesiger Karton mit meinem Namen drauf. Natürlich nahm ich ihn sofort mit ins Zimmer. Konnte es kaum erwarten ihn zu öffnen. Als ich ihn öffnete traf mich fast der Schlag. Da waren zwanzig rote Rosen mit einer Karte. Die Rosen hatten schon etwas gelitten, denn es hatte sich ja auch den ganzen Tag keiner darum gekümmert.

      Die Karte war eine Einladung zum Elton John Konzert am kommenden Samstag in Begleitung von Henri (und Genesungswünsche). Jetzt sollte es also losgehen mit uns. Doof, dass ich am Wochenende nicht konnte. Da musste er aber jetzt durch. Ich war auch viel zu müde und viel zu glücklich und stolz, um mir darüber noch Gedanken zu machen.

      Das Bett wurde also sofort von mir in Beschlag genommen und ich schlief in kompletter Montur ein. Die Gedanken kreisten immer um Rom und Henri.

      Rom

      Die Zeit bis Freitag war viel zu lang. Obwohl ich in der Uni saß, war ich in Gedanken nur bei Henri und in Rom! Wie würde es da wohl sein? Schön warm hoffte ich! Henri sah öfter als sonst zu mir herüber. Er hatte so einen Blick drauf, der doch sehr verliebt schien. Was so ein Abend zu zweit so ausmachte.

      In den Pausen kam er oft zu mir und wollte schmusen. Ich für meinen Teil, wollte keine öffentliche Beziehung. Ich wollte ihn ganz allein und nur für mich haben. Ach, das war ein schöner Gedanke. Bald wären ja wieder Semesterferien und wir hätten genug Zeit für uns.

      Aber jetzt gab es ja erst mal nur Therese, mich und Rom.

      Henri war sehr traurig darüber, dass wir nicht gemeinsam zum Konzert gingen. Er hatte sich große Sorgen gemacht, als ich an einem Tag nicht in der Uni war. Seitdem war er überhaupt sehr besorgt. Das war eigentlich sehr süß. Ihm schien etwas an mir zu liegen. Er fuhr sogar Therese und mich zum Flughafen. Wie lieb von ihm.

      Therese hatte seit unserem Rachefeldzug öfter mal was von ihrem Stephan gehört. Besser gesagt, er rief jeden Tag an und wollte sich mit ihr vertragen. Sie genoss jedoch ihre neue Freiheit.

      Rom war eine wirkliche Wonne für uns beide. Die Sonne schien vom blauen Himmel runter und ließ diese wunderschöne Stadt im hellen Glanz erstrahlen. Und die Männer erst! Einer schöner als der andere. Und dieses Temperament!!!!!! Wir besuchten das Kolosseum, die spanische Treppe und vor allem plünderten wir sämtliche Geschäfte der Stadt. Immer auf der Suche nach einem geeigneten Outfit. Am Samstag lernten wir schließlich zwei super süße Männer kennen. Sie waren groß, dunkelhaarig, gut gebaut und vor allem hatten sie diesen süßen Akzent in der Stimme. Ihre Namen waren Paolo und Graziano. Sie zeigten und Rom auf ganz besondere Weise. Wir machten die Nacht durch und verliebten uns in das römische Nachtleben und vielleicht auch ein bisschen in Graziano und Paolo! Sie beschenkten uns mit Rosen und kochten für uns. Sie waren zuvorkommend und behandelten uns wie Damen. Für ein paar Tage vergaßen wir was uns zu Hause erwartete. Aber dann kam der Sonntag. Der Tag des Abschieds. Noch einmal gingen Therese und ich zum Kolosseum. Wir nahmen von jeder Palme und jedem Strauch abschied. Danach fuhren uns unsere Jungs zum Flughafen. Es war ein wirklich tränenreicher Abschied. Sie standen vor uns mit Ringen, die sie uns an den Finger steckten. Sie schworen uns ewige Liebe, und dass sie auf uns warten würden. Sie meinten es wohl ernst, denn sie hatten kein einziges Mal versucht uns ins Bett zu bekommen. Paolo schreibt mir heute noch und ruft mich noch immer an. Für ihn steht fest, dass wir eines Tages heiraten werden.

      Als wir zu Hause ankamen, holte mich Henri vom Flughafen ab. Er hatte sich genau bei Denise informiert wann ich ankam. Natürlich freute ich mich total. Er trug meinen Koffer und drückte mich ständig an sich. Auch Therese vergaß er nicht. Ihr schenkte Henri eine große Sonnenblume und hatte auch sonst noch eine Überraschung dabei, denn hinter einer Säule wartete ein fast weinender Stephan auf sie. Er hatte einen wahnsinnig großen Rosenstrauß dabei und noch ein kleines Päckchen.