Phil Skurril

Das JeffelScotts


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hin geübt hattest, mitten in ihr ausdrucksloses spitzfindiges Gesicht hinein, das dich so herausfordernd Belangloses fragte. Du neigtest immer schon dazu, zu glauben was du nicht siehst und weil du auch diesmal nichts sahst, hattest du jeden noch so feinen Nerv bis zum so und so geht nicht mehr angespannt, woraufhin du kurzerhand einen entspannend entschuldigenden Furz gelassen hattest. Und wie sooft ganz Meister der Situation, hieltest du diese nun für entsprechend bereinigt, bezahltest völlig hemmungslos sogar noch deine Backwaren und verließest diesen Ort deines Triumphes, um niemals mehr dorthin zurückzukehren. Erst später erfuhr ich durch einen Beinahenasenzeugen die wahre Geschichte über dein plötzliches Verschwinden aus unser aller Mitte. Du hattest uns in geplanter Absicht ein riesiges Loch in die Herzen gerissen. Du Arschloch!

      Tragische Liebe

      Irgendwo zwischen hier und diesem Ort, an den sich niemand

       mehr erinnert, steht, sitzt oder liegt ein Stelldichein, Möglichkeit des

       Vermehrens, traurig und geduldig wartend lehnt es an einer nicht

       vorhandenen Ecke, leger die verdorrten Liebesgrüße gen Moskau

       drehend. Steht, sitzt oder liegt hastlos im Takt seiner wippenden

       Schuhspitze auf der sich soeben eine Schmeißfliege zum Sonnenbade

       niederläßt. Schwarzgebrannt sind schon die feinen Lederschuhe

       seit einiger Zeitlosigkeit.

       Kein Losverkäufer ist in Sicht, weiterhin ein Ebenso-Wenig

       wie viele Eisbuden. Welch ein Zauber liegt über dieser

       spannenden Drahtseilszenerie. Und es wünscht sich herbei eine

       Nachtigall als eine Lerche im Ähnlichen, es war Musik genauso wie

       ein Ächzen sich entrang der stolz harrenden Brust und geschmeidig

       im Stehen locker wippend der Wahrscheinlichkeit des Möglichen

       entgegen und versuchte sich indessen kaum mehr zu

       erinnern. Im Juli aber mußt unbedingt Rom erobert werden, ohne

       Erregung war es kaum möglich, das Unmögliche zu wagen, kein

       Zwicken war an diesem Bilde zu erkennen. Man durfte hoffen.

       Und für eine Weile vergaß sich sogar die Zeit am wehenden Wind.

       Oweh des Dramas Lauf nahm seinen Ebendiesen und schlug

       erbarmungslose Salti Ebenjenem zum verheerenden Handel

       als Faustpfand vor. Nach ging ebenda wie dort noch nicht einmal

       ein romantisches Licht auf und das war alles.

      *

      Wasserwirsch

      Und es war einmal vor langer, langer Zeit ein Goldfisch namens Goldfisch, der wohl einer der ganz wenigen gewesen, wenn nicht sogar der einzigste, der jemals mit annähernd zweihundert Stundenkilometern über die Landstraßen gechoppert war, ein hochzivilisierter Bursche, der sich ohne weiteres auch einen Winter hindurch einfrieren lassen konnte, um im Frühling wieder muntere weite Kreise in seiner glasklaren Welt zu ziehen, immer auf der Suche nach nahrhaften Flocken und Fortpflanzungsgelegenheiten. Dabei nahm er wahrlich große Risiken auf sich, besonders auf den langen Wegen in die tropischen Zonen.

      So erreichte er eines schönen Tages den Rand einer ausgedehnten Salzwüste, wo er hoffte vielleicht einigen pikanten Heringsdamen oder rolligen Möpsen begegnen zu können. Barsch fuhr man ihn plötzlich in einem verträumten Augenblick und überraschend von der Seite an. Eine Gruppe kross gebackener Fischstäbchen, die als Hüter der Schwelle den wüsten Streifen entlang patrouillierten stellte ihn zackig zur Rede, was er denn hier zu suchen habe und er solle sich doch gefälligst sofort aus dem Staub machen, bevor sie ihm noch die Gräten brechen müßten. Goldfisch aber ließ sich davon nicht im Geringsten einschüchtern und antwortete frech, sie sollten nunmal nicht so vorwitzig sein und zusehen, daß sie schnellstwendend Land gewännen, bevor er sich aufregte und sie nach Bremen oder Hamburg schicken oder gar kielholen würde. Sichtlich beeindruckt zogen die Panierten sich daraufhin zurück und ihrer Wege.

      Dieser Zwischenfall hatte ihn nun doch an seiner naturgegeben Neugierde gekitzelt und er beschloß, in dieser Sache bis auf den Grund zu tauchen, kieme da was wolle. Den kürzesten Weg wählend folgte er der frisch aufgewühlten Strömung entgegen und gelangte bald zu einer Oase, die sich geradezu märchenhaft ins Landschaftsbild schmiegte. Überflüssig zu erwähnen, daß es sich dabei nicht um eine dieser gefürchteten Luft- und Wasserspiegelungen handelte, da Goldfisch zu der Sorte der ausgeschlafeneren Goldfische gehörte, die vor Halluzinationen sicher gefeit sind. Hier war er richtig, das spürte er mit jeder Schuppe seines noch jugendlichen Wesens und er brannte darauf, die Schönheiten dieses Paradieses schnellstmöglich aus der Nähe zu beäugeln.

      Und er begegnete solch flunderbaren Wesen wie Helga der Scholle, die ihn mit ihrer Seezunge nächtelang in packende Plattpapiererzählungen einzuwickeln verstand. Dann kamen Rosy die flotte Sprotte, Elli Pirelli die schnelle Forelle, Lissy die Qualle mit der Schnalle und Sandy das Haiei und Emma Dilemma die Quappe mit der Riesenklappe mit ihrem Kumpel Karl dem Kraken aus Krakau. Er lernte auch Eugen, den Sandfloh kennen, der von sich glaubte Hecht im Karpfenteich zu sein und im Laufe der Zeit sein allerbester Freund wurde, weil er sich immer ganz nah an sein Ohr setzte. Da war Michel Muräne der Däne mit Migräne aus dem fernen Gähnestark, der immer mal einen trockenen Scherz auf Lager hatte, wenn es darum ging die Gesellschaft bei guter Laune zu halten. Ein ganz merkwürdiger Kerl war Udo der Knurrhahn, der immer schlechte Manieren vortäuschte, der aber eigentlich nur von Geburt an schwer erziehbar gewesen war.

      Abend für Abend versammelten sich die Oasenbewohner um ein esprithaltiges Lagerfeuer unter dem weiten Sternenhimmel und lauschten den zeitlos spannenden Erzählungen eine lange Weile. Ab und an kam Huxley Barrel der alte Finnwal mit seiner Freundin Suse Tran vorbeigedöst, brachte Geschenke für alle und erzählte ihnen die allerneusten Angleranekdoten aus den entlegensten Winkeln der Erde. Das waren dann oft die Highlights des Jahres, vor allem weil er immer einige Fässer voll frisch gekochten Grogs aus dem Norden dabei hatte.

      Kurzum, er fühlte sich hier so wohl von der Vorder- bis zur Schwanzflosse,

       daß er vor lauter Glück eine gigantische Luftblase losließ.

      Doch weil er jetzt gestorben ist,

       drum lebt er nun auch nimmer.

       Das Wetter war halt damals

       nicht so besonders gut gewesen

       im Paradies für Rückwärtsschwimmer.