Mick Rainer

Achtung, MÄNNERABEND!


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Reihe hockt und so nett lächelt. Daraufhin verriet sie mir deinen Namen. Außerdem wusste ich von ihr, dass du heute auf ihre Fete kommst.“

      „Okay, da warst du mir gegenüber klar im Vorteil. Ich wusste bis eben nicht einmal, dass Rosa eine so reizende Schwester hat.“ Ich erhob mein Glas. „Na dann mal Prost, auf eine wunderbare und überraschende Begegnung, zumindest für mich“, sagte ich begeistert, nachdem ich meinen Namen wieder stotterfrei buchstabieren konnte. Wir spürten sofort eine gemeinsame Wellenlänge und wir unterhielten uns stundenlang angeregt über Gott und die Welt. Jasmin war im Gegensatz zu ihrer Schwester sehr offen und selbstbewusst. Dieser Unterschied im Wesen mochte daran liegen, dass Jasmin die jüngere der beiden Geschwister war und das Verschwinden ihres Vater nicht bewusst miterlebt hatte. Ich konnte natürlich nur spekulieren, bei meinem amateurhaften Versuch ein kurzes Soziogramm zu Rosa und Jasmin zu erstellen. Bei längerer Überlegung mochten meine Gedanken auch völliger Schwachsinn sein, zumal mein eigener kleiner Bruder auch der größere Sprücheklopfer von uns beiden war und wir in ganz anderen Verhältnissen aufwuchsen. Allerdings ergab sich daraus schon die interessante Frage, worauf sich die charakterliche Entwicklung eines Menschen begründete, auf sein Erbgut oder den Umständen seines Aufwachsens. Vielleicht war es eine Mischung aus beiden Aspekten?

      Ich verzichtete an diesem Abend sogar auf meinen Anteil von Mettels mitgebrachtem Gras, weil die Begegnung mit Jasmin für mich Droge genug war. Auf der Rückfahrt nach der Party steckte mir Andy, dass Friederike überhaupt nicht von meinem Flirt mit Jasmin begeistert war. Ich hingegen hatte mir überhaupt nichts vorzuwerfen. Wäre Friederike meine feste Freundin gewesen, dann hätte ich ihr Unbehagen mit der Situation nachvollziehen können. Sie fühlte sich offensichtlich von mir vernachlässigt, was ich aber beim jetzigen Status quo unserer Beziehung überhaupt nicht so sah. Außerdem hatte ich ihr Gemecker über Marion noch im Ohr und ich war froh, dass ich mir nicht weitere Ausführungen zu dem Thema anhören musste. Ich nahm leichtfertig an, dass Friederike die „rote Tante“ zu Besuch und hormonell bedingt nicht ihren besten Tag erwischt hatte. Deshalb schenkte ich dem Ganzen auch keine weitere Beachtung, was sich schon bald als Fehler herausstellen sollte.

      Am Montagmorgen in der Schule brach dann das Unheil über mich herein. Friederike bat mich in der ersten Unterrichtspause um ein Gespräch und ich wusste schon, was jetzt kommen sollte. Andy hatte mich schon vorgewarnt. Friederike hatte ihn auf dem Weg zur Schule, um es mit seinen Worten zu sagen, die ganze Zeit vollgetextet und ihn, um eine Stellungnahme gebeten. Andy verweigerte ihr aber bewusst eine Antwort und meinte nur, dass sie die Angelegenheit mit mir direkt klären sollte. Was sie dann auch tat.

      „Rene, wir müssen reden!“

      „Wieso?“, fragte ich völlig unbeteiligt.

      „Wegen deinem komischen Verhalten auf Rosas Party!“

      „Ich habe mich nicht komisch benommen, sondern prächtig amüsiert.“

      „Du hast uns einfach den ganzen Abend links liegen lassen und gar nicht weiter beachtet. Das macht man unter Freunden nicht!“ Wie ich diesen vorwurfsvollen Unterton hasste. Ich bekam sofort schlechte Laune.

      „Von den anderen hat sich keiner bei mir beschwert. Mal ehrlich, wir waren zu fünft auf der Party, da kannst du doch nicht ernsthaft behaupten, ich hätte euch vernachlässigt. Du hattest jederzeit die Gelegenheit, dich dazuzustellen und dich mit mir zu unterhalten. Du hast es aber vorgezogen, dich mit den anderen zu vergnügen.“ Friederike ignorierte meine Gegenrede völlig und spulte weiter ihren Text herunter: „Rosa war auch nicht gerade begeistert, dass du ihre Schwester angebaggert hast.“

      „Ich habe ihre Schwester gar nicht angebaggert und Rosa hatte mir gegenüber nichts Derartiges geäußert.“ Ich versuchte, entspannt zu bleiben und hörte mir weiter geduldig an, was Friederike mir zu sagen hatte: „Das würde Rosa auch nicht tun, um dich nicht als Kumpel zu verlieren.“

      „Ich kann sie gleich mal fragen. Außerdem musst du hier nicht den Moralapostel spielen.“

      Friederike schaute mich etwas erstaunt an. „Wieso, Moralapostel?“

      „Naja, Samstag vor der Party am Bahnhof hast du ganz schön über Marion abgelästert. Als sie dann auf den Bahnsteig kam, machtest du gleich auf beste Freundin. Ich empfand diese Situation als ziemlich merkwürdig.“

      „Ich hab doch nur gesagt, dass Marions Art mich manchmal nervt, aber trotzdem habe ich sie echt gerne.“

      „Das hörte sich am Wochenende aber ganz anders an. Und warum sagst du ihr das nicht selbst?“

      „Ich wollte nur hören, ob Marion bei euch genauso ist. Außerdem hat das gar nichts mit deiner Baggerei zu tun. Ich habe auf der Fete ja auch keine Typen angegraben. Außerdem ist Rosa echt sauer auf dich.“ So langsam trieb Friederike mich mit ihren unhaltbaren Vorwürfen echt auf die Palme.

      „Sag mal, hast du deine Tage oder warum nöhlst du mich hier voll?“

      „Das geht dich mal gar nichts an!“ Die Stimmung von uns beiden wurde mit jedem weiteren Satz gereizter.

      „Mal ehrlich, nur weil du nicht den Arsch in der Hose hast, Marion die Meinung direkt ins Gesicht zu sagen. Unterstelle bitte nicht jedem anderen hier, er wäre genauso feige! Rosa würde mir schon sagen, wenn ich ihre Schwester in Ruhe lassen soll“, ereiferte ich mich.

      „Idiot, du kannst mich mal! Ich sage es dir noch einmal zum Mitschreiben. Ich habe nicht über Marion gelästert. Ich habe lediglich gesagt, dass sie ab und an mal nervt.“

      „Und, dass ihre Art so laut ist und sie ‘nen komischen Klamottenstil hat. Das nennst du nicht lästern? Ich bitte dich!“ So langsam wurde ich wütend.

      „Mir reicht’s, ich lass mich von dir doch nicht beleidigen! Und auf meiner Party will ich dich auch nicht sehen.“

      „Da kann ich auch gut drauf verzichten, ich wäre eh nicht gekommen!“

      „Arschloch!“

      „Leck mich doch, du dumme Kuh!“

      „Verdammter Wichser!“

      Friederike drehte sich mit hochrotem Kopf um und lief weinend in die Klasse zurück. Andy kam auf mich zu und fragte: „Was war denn los, sag mal. Die ist ja völlig aufgelöst.“

      „Ich habe ihr nur mal die Meinung gegeigt. Das war schon lange mal fällig. Die Alte tickt doch nicht richtig!“

      Nun stürmte auch Marion auf mich zu.

      „Sag mal, spinnst du! Was ist in dich gefahren, Friederike so niederzumachen?“

      „Ich sage da nichts mehr zu, findet es bitte selbst heraus!“, beendete ich das leidige Thema für mich.

      Ich wusste nicht, was Friederike den anderen erzählt hatte, aber ich wurde weitestgehend geschnitten. Nur Ernie, Mettel und Andy unterhielten sich noch normal mit mir. Selbst Rosa verhielt sich mir gegenüber eigenartig, als ich sie nach Jasmin fragte. Dabei wollte ich nur wissen, ob sie nächstes Wochenende Zeit für mich hätte. Durch die Ausladung hatte ich bis auf mein Fußballspiel am Sonntag nichts weiter vor. Rosa meinte nur kurz angebunden, dass Jasmin nicht in Hamburg wäre.

      Ich fragte Mettel und Andy, ob sie immer noch vorhatten, auf Friederikes Party zu gehen. Beide waren der Meinung, dass es zwar schade war, dass ich nicht mit dabei wäre, aber sie wollten sich verständlicherweise nicht in diesen Streit mit hineinziehen lassen. Leidvoll musste ich feststellen, dass ich nun als Verlierer aus der ganzen Auseinandersetzung hervorging. Ich fühlte mich, wie im falschen Film, da sprach mich Ernie an.

      „Ey Alter, mach dir nichts draus. Es kommen auch wieder bessere Tage. Hast du Lust, am Samstag mit mir ins Logo zu gehen? Da spielen ein paar echt abgefahrene Nachwuchsbands. Danach habe ich auch noch ‘ne Party auf dem Kiez am Start. Na, wie sieht’s aus?“

      „Ich weiß nicht Ernie.“

      „Na komm schon, lass dir doch wegen der Alten nicht die Laune verhageln.“

      „Klar, du hast Recht. Die Tussi kann mich echt