Dagmar Herrmann

be-find-(l)-ich-keiten


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      in ein zwei drei vier fünf s e c h s sieben acht neun z e h n elf zwölf (kein erfreuliches) d r e i z e h n oweh sag beim abschied leise servus bis zum nächsten kapitelchen 2 0 21 22 23 24 25 2 6 twentyseven 28 29 und kein ende in sicht bis 30 in Worten DREIßIG (fleißig) übernehmt euch nicht 31 32 … und weiter mit drei und SCHREI und dreißig 34 35 36 37 38 39 und endet ohne endgültig zu sein ohne altersangabe mit V I E R Z I G .

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      Cover Illustration ©Miriam C. Esdohr

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      daherverlag bremen 2018

      Vorwort

      Da schreibt eine noch zu wenig bekannte autorin um ihr leben in ihrem eigenen persönlichen stil kurze texte, fügt da und dort ein selbst gemaltes bild ein, und die lektüre der texte gestaltet sich vielschichtiger als lesende auf den ersten blick denken könnten. In fast durchgängig fließendem text beweist sich Dagmar Herrmann als überzeugte kleinschreiberin und komma-vermeiderin und es gelingt ihr, ganz viel in ihre prosa-poesie hineinzupacken: hintergründiges, lebensphilosophie, gesellschaftskritik und ein hohes engagement für kunst ergeben prosa-vignetten von grosser intensität. Ein vergleich von Nietzsche und Schopenhauer in einem punkt, ein gedicht von Yeats, eine betrachtung zu Salvador Dali und eine verteidigung von Johann Mario Simmel zeigen den weiten horizont der autorin.

       Was die geneigten lesenden begeistert sind diese genauen alltagsbetrachtungen, überlegungen zum verlauf der zeit, anspielungen und hinweise auf den krankheitszustand der heutigen gesellschaft. Die autorin verzichtet bewusst auf satzzeichen, schafft so neue bezüge, verblüfft immer wieder: neologismen, eine eigene syntax und eigentlich ist alles immer ein satz, der stets länger wird. Gemäß Nietzsche schreibt jeder autor nur ein buch, bei Dagmar Herrmann können wir fast sagen, sie schreibt einen endlos langen satz! Durch den völligen verzicht auf satzzeichen ergeben sich neue bezugsmöglichkeiten, verweise, wortkreationen. Sie spielt auch mit der getrennt-und zusammenschreibung und errreicht damit dasselbe.

       Wir finden da écriture automatique, eine suada ganz eigener prägung, tagebuchhafte fragmente, beschreibung von befindlichkeiten einer schriftstellerin, die mehrdimensional denkt, ihren alltag als quelle von erfahrungen intensiv nutzt. Poetisch sind diese texte durch die wortwahl, die variation der kapitelbezeichnungen und den o-ton einer autorin, die aus dem vollen schöpft, keine tabus fürchtet, lebensweisheit nicht für sich behalten mag, sondern engagiert ihren lesenden eine haltung vorzeigt und vorlebt, wo es wohl melancholie, aber keine resignation gibt, wo leben und literatur sich berühren, wo die schreibende den lesenden probleme aufzeigt, wo lösungen durchdacht sind, wo ihnen mut gemacht wird, lebensfreude und ein hohes maß an kreativität vorgelebt werden.

       Täglich schreibend ist da eine ganz eigene weltsicht zusammengekommen, sie bringt ihre probleme oft auf den punkt, aber nicht todernst, auch humor ist eines ihrer markenzeichen.

       Hier ein sentenzenhaftes gedicht: „bin nur die schrift nicht das wort/nur die aufgabe nicht die lösung“.

       Dagmar Herrmann malt als autodidaktin mit dem künstlernamen „Meermaid“. Sie hat über 50 faszinierende bilder frei schaffend in einem ihr eigenen stil gemalt. Eine auswahl daraus illustriert den vorliegenden text.

      Rudolf Weiler, Dr. phil, Zürich

      I gestern

      zum abschuss freigegeben zitieren wir nie nietzsche denn dann kommen wir oder zugegebenermaßen ich in meiner ureigensten zweifelhaften persönlichkeit ins schwimmen und die westen liegen nicht bereit die stromschnellen zu verwandeln in weiches wasser das den stein bricht doch war es den versuch wert kurz mal den geistesblitz blitzen zu lassen und die freiheit dem worte zwar die sicherheitslücke wird geschlossen durch einen fulminanten missmutigen an satz von schopenhauer dem auf dauer eine traumatische kind heit zugeschrieben wird aber wem wird nicht alles mögliche auf den leib geschrieben da sehe ich meinerseits einiges an nachholbedarf auf dem linken zeh hätte noch ein nagelbrett platz ... aber dabei belasse ich es in der dämmerung des tages hatte ich schon eine ähnlich idee aber sie versteckte sich unter dem bettlaken und dahin geht es mit mir bald um sie zu suchen ob sie gefunden wurde werde ich vielleicht morgen berichten aber bis dahin müsst ihr auf mich verzichten und das fällt nicht schwer wenn die neugier nicht wär

       good night od. dies ist nicht alternativlos wir hauen uns noch einen schoppen rein

       i. J. d. H. 2018 - 22. Februar

      II heute … voraus geschickt sie fand sich auch nicht unter dem laken welches verschulden möglich folgendem zuzuschreiben wäre: es begab sich aber zu der zeit in den frühen morgenstunden in der noch nicht ausgereiftes gedankengut unter einen hut zu bringen ein kunststück gewesen wäre da das verschlafene auge im traumwirbel an die zimmerdecke fixiert und im wulstigen gebirge der bettvorlage blockiert und aktivierte in der lage eine an sammlung von intensivzellen für die der gebildete uniabschlussreferent ein lateinisch wort sicherlich bereit hätte das aber wie vorher gesagt im befindlichen dümmerzustand sich nicht deutlich erklären wollte was weiterhin keinen einfluss auf die kummerfalten auf dem zerknüllten kissenbezug das die nachtwache halten musste und jetzt eine gütliche glättung erfuhr als der kopf sich endlich hob die so sonne durch die jalousie einen schein warf der unverzüglich die lidschatten vergrällte und mit unnachahmlicher eindringlichkeit signalisiert na so was es ist die zeit vorangeschritten und der tag hat bereits einen gewalttätigen ausdruck an den ältlichen wandschrank gemalt dass sogar der eingebildete frohsinn erschrak der sich gerade grundlos ausbreiten wollte: wer will schon mit dem ersten bein aus dem bett und gleich eine pirouett drehen sondern hier muss gemache ruhe des frühaufstehers erste pflicht sein und die amsel schmettert dazu eine arie die sich gewaschen darin die erinnerung wachruft an die übliche hygienische verrichtung zu der es nur noch ein paar unsicher tastender schritt bedarf die mit einem argwöhnischen blick in das spieglein an der wand eröffnet wird und hier genau hier erstattet die berichterstatterin keinerlei auskunft mehr … denn was sie dort sieht oh graus das ist kein augenschmaus und will auf keinen fall in die weite welt hinaus: also psst! Irgendwann geht es ab hier auch weiter i. J. d. H. 2018 - 23. Februar

      psst psst

      III

      morgen und heute und heute morgen was schon morgen? das schon heute ist geschieht weiß man lässt sich noch bequem in den tag hineintragen von ein paar überlaunigen gedanken die dann schon wieder schwanken wenn das alte brot sauer ist und die milch überkocht dann sind die hochgeschraubten vor sätze schon wieder im mulmig mürrischen bereich auf augenhöhe wie das geschirrhandtuch das ausgewechselt werden müsste und müsste nicht auch der anspruch erneuert werden disse welt mit augen zu betrachten die vom licht der milde und güte verschleiert dann könnte auch das blümelein am wegesrand das das wagnis vorzeitig und witzig