Nika Vero

Kreise schließen sich


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wir merkten, wenn sie mal eine Pause brauchte und gaben ihr das durch unser auffälliges Verhalten zu verstehen. Sie begriff unseren Hinweis und sagte: „Ok, dann kooommt“. Und wir folgten ihr mit erhobenen Schwänzchen freudig und zielstrebig. Jene Kuschelmomente erfreuten wir uns nun jeden Tag ein paar Mal. Sie setzte sich jedes Mal mit uns hin und begründete dies auch mit ihrer wohlverdienten Ruhephase. Wir hörten dabei meistens ruhige, ausgleichende Musik und wir drei schwelgten in jener friedlichen, fast feierlichen Atmosphäre wahrhaftig! Sie gab uns und sich diese wertvolle Zeit zum Entspannen, ohne Wenn und Aber, denn es tat uns allen gut! Wir wuchsen mental sehr eng zusammen und entwickelten eine besondere Beziehung zueinander.

      Der letzte, fast wichtigste Grund auf ihr „kooommt“ zu hören war der, dass es Essen gab! Und das ließ sich Lenny am allerwenigsten zwei Mal sagen, geschweige denn entgehen. Im Gegensatz zu mir war er immer hungrig! Und er aß sogar manchmal die am Boden liegenden Fusseln wie ein Staubsauger weg. Wenn also das „kommt“ für Essen ertönte, folgten wir ihr ins Untergeschoss und überholten sie unterwegs. Wir waren schneller und hatten es wesentlich eiliger! Während wir nun an ihr vorbei schossen, entging unserem Menschenweibchen nicht, dass Lenny und ich völlig unterschiedliche Gangarten offenbarten. Sie fand das lustig und ausgesprochen interessant! Lenny hatte einen etwas O-beinigen Schritt drauf und setzte einen Fuß vor den anderen. Ich hingegen lief die erste Hälfte der Stufen normal, Schritt für Schritt und setzte kurz vor den letzten zwei bis drei Treppenstufen einen Hopser-Schritt ein, bevor ich danach die letzten Stufen mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig hüpfte. Das Menschenweibchen nannte mich deshalb „kleiner Hüpfer“. Auch beim normalen Laufen fügte ich immer mal einen Hopser-Schritt in die Bewegung mit ein.

      Jeder Mensch hatte also inzwischen seinen eigenen Aufgabenbereich mit und für uns gefunden. Das Menschenmännchen hatte sich zur Aufgabe gemacht, mit uns jeden Abend vor dem Schlafengehen mindestens eine halbe Stunde lang zu spielen. Da ging es manchmal ganz schön zur Sache! Mit dem Erfolg, dass wir anschließend tatsächlich müde waren. Das Menschenweibchen schaute oft dabei zu oder machte mit. Sie kam zum Beispiel auch auf die Idee mit uns das Gleichgewicht zu trainieren. Ihr war aufgefallen, dass Lenny, wenn er hochsprang um das Seil zu fangen, nicht immer auf seinen Pfoten landete, sondern auch mal auf dem Oberschenkel. Also wurde Hochspringen mit sauberer Landung mit dem Seil trainiert! Es gab einen am Gummiband befestigten Schaumstoffball, den man hochschleuderte, ohne dass er wegflog. Der war für diese Übung genau das richtige Werkzeug! Nach einigen Tagen und mehreren Trainingseinheiten landete Lenny schließlich immer auf seinen Pfoten. Welch ein Erfolg!

      Der Junge unseres Menschenpärchens war 14 Jahre alt und in so einem gewissen Alter! Er mochte uns so gut leiden, dass es ihm stets ein großes Bedürfnis war, mit uns zu knuddeln und zu spielen. Wir mochten ihn auch sehr gerne. Manchmal jedoch ging sein Temperament ein wenig mit ihm durch und er unterschätzte seine eigene Kraft. Er forderte besonders Lenny zum Spielen auf, indem er ihn mit einem etwas festeren Händedruck reizte, genauer gesagt provozierte. Lenny ging darauf ein und wehrte sich mit Beißen. Für beide wurde es zu einem Spiel – einem kleinen Machtkampf zwischen Jungs. Ich wehrte mich nicht und ging auf seine Herausforderung nicht ein. Ich blieb entspannt und genoss mein ruhiges Leben und wurde damit für ihn uninteressant. So lernte der Junge mit mir einen sanfteren Umgang zu pflegen und sah mich mehr als Knuddel- und Streichelkatze an. Es gab noch einen Jungen, der zu dieser Familie gehörte. Er war schon älter, sozusagen erwachsen und wohnte mit seinen 20 Jahren nicht mehr zu Hause. Er hatte seine Ausbildung bereits abgeschlossen, einen Arbeitsvertrag unterschrieben und verdiente nun sein eigenes Geld. Immer, wenn der große Junge die Familie besuchte, freuten sich alle. Lenny und ich auch, denn dieser junge Mann schien Katzen ebenfalls sehr zu mögen und davon profitierten wir beide. Er verwöhnte uns nämlich mit Streicheleinheiten und lieben Worten. Seine Zuwendung erinnerte uns an alle bisherigen freundlichen Begegnungen mit Menschen. Jeder hatte uns bisher seine liebevolle Aufmerksamkeit entgegen gebracht und wir waren dankbar für dieses Glück.

      Die meiste Zeit war mindestens ein Familienmitglied zu Hause und wir erfreuten uns an einem intensiven Beisammensein. So waren Lenny und ich rasch zu einem Teil der Familie geworden. Aus dieser fürsorglichen Betreuung heraus entstand eine sehr innige Verbindung und stabile Beziehung zwischen den Menschen und uns Katzen.

      Das Menschenmännchen arbeitete hauptsächlich von zu Hause aus und der Computerbildschirm, an dem er arbeitete, übte schon bald eine starke Anziehungskraft auf Lenny aus.

      Er fand heraus, wie angenehm sich darauf liegen ließ, denn erstens genoss er natürlich die menschliche Nähe und zweitens die Wärme, die von dem Gerät ausgestrahlt wurde.

      Wenn das Menschenmännchen ab und zu in das andere Büro fuhr, das ca. 30 km entfernt lag, waren wir selten alleine zu Hause. Das Menschenweibchen arbeitete jedes zweite Wochenende drei Nächte in einer Klinik und fand dazwischen die Zeit sich mit uns und ihren vielen Hobbys zu beschäftigen. Wenn sie morgens, nach einem ihrer Nachtdienste nach Hause kam, freuten wir uns über den morgendlich ersten Menschenkontakt. Unter der Woche war es der Junge, der uns als erstes begrüßte, wenn er das Haus verließ, um mit dem Bus zur Schule zu fahren. Das Menschenweibchen hatte einen tollen Rucksack dabei, wenn sie von der Arbeit kam, den sie kurz abzustellen pflegte. Dann begrüßte sie uns wohlwollend und zog sich die Schuhe aus. Dieser Rucksack, in dem sich alle Utensilien für den Nachtdienst befanden, erregte jedes Mal unser Interesse. Er hatte außen mehrere kleine Taschen und oben einen verlockenden Bändel zum Zuziehen. Darauf kauten Lenny und ich gerne und genüsslich herum. So lange, bis sich unser Menschenweibchen wieder von uns verabschiedete, um sich schlafen zu legen und den Rucksack mit sich nahm. Wir blieben zurück und hofften darauf, das Menschenmännchen möge nicht so lange schlafen! Wir legten uns auch wieder hin, nachdem wir das noch von ihr servierte Frühstück verspeist hatten und schliefen noch eine Runde. Es war ja noch sehr früh und Schlafen eine schöne Sache!

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