Werner-Wolf Turski

Die Pueblo-Kulturen


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östlich der Mojave Wüste und der außerhalb des südwestlichen Kulturareals liegenden und deshalb hier nicht näher betrachteten Great Basin Wüste liegt das Colorado Plateau, das den nördlichen Bereich des südwestlichen Kulturareals bedeckt. Das semiaride Plateau ist mit einer Fläche von 350.000 bis 390.000 km² eine weitere markante großräumige Landschaft des nordamerikanischen Südwestens. Es besteht aus zerklüfteten und erodierten relativ weichen Sandsteinschichten mit Höhen von 1.520 bis 3.960 m NN. Die südlichen zwei Drittel dieses Plateaus gehören zum Kulturareal des nordamerikanischen Südwestens und werden vom Colorado River Basin und den Beckenbereichen seiner beiden östlichen Zuflüsse, dem San Juan River und dem Little Colorado River, dominiert.

      Im USA-Teil des südwestlichen Kulturareals dominiert der zum Golf von Kalifornien entwässernde Colorado River (Länge: 2320 km, mit dem Green River beträgt die Länge 3200 km) mit seinen östlichen Nebenflüssen San Juan River (Länge 640 km), Little Colorado River (Länge: 510 km) und Gila River (Länge: 820 km). Im mexikanischen Bereich gibt es keine derartig großen, das Areal dominierenden Flüsse. Von der Sierra Madre Occidental fließen aber nicht nur einige östliche Flüsse in die Chihuahua Wüste, sondern auch eine Vielzahl von Flüssen nach Westen in den Golf von Kalifornien.

      Das östliche Gebiet des südwestlichen Kulturareals liegt östlich der nordamerikanischen Kontinentalscheide und umfasst das Becken des zum Golf von Mexiko entwässernden Rio Grande (Länge: 3030 km) nördlich der Einmündung des Rio Conchos und das dazugehörige Nebenbecken des Rio Conchos. Der Rio Pecos zählt nur in seinem nördlichsten Bereich um das Pecos Pueblo zum besprochenen Kulturareal.

      Diese wenigen notizenhaften Hinweise auf die geographische Gliederung der Fläche des Kulturareals des nordamerikanischen Südwestens müssen im Rahmen dieser Darstellung ausreichen für ein Gebiet, das mit Worten und Bildern nicht ausreichend zu beschreiben, sondern nur zu erleben ist. Und wer Erlebnisse und Eindrücke in diesem Gebiet aufnimmt, sollte sich aber auch stets bewusst sein, dass wir mit unseren heutigen Maßstäben und Erkenntnissen diese Landschaft weder im Guten noch mit ihren Härten auch nur annähernd so aufnehmen können, wie ein prähistorischer Bodenbauer vor 1.000 bis 2.000 Jahren.

      Abschlussbemerkung: Das hier beschriebene Gebiet kann in seiner Größe von ca. +20% bis –30% in den einzelnen Quellen schwanken.

       1.5. Die Formierung und die Bewegungen / Wanderungen der Menschen bestimmter Sprachgruppen im Bereich des nordamerikanischen Südwestens

      Die Menschen in einem bestimmten geographischen Gebiet waren im Wesentlichen aus Gründen klimabedingter Möglichkeiten der Nahrungsstoffbeschaffung und später der Nahrungsstoffproduktion und wegen innerem und/oder äußerem Populationsdruck unterschiedlich mobil, auch in den Zeiten ihrer Sesshaftigkeit während der bodenbebauenden Dorfkultur.

      Vor dem Beginn der Nahrungsstoffproduktion war die Verschiebung einzelner Bevölkerungsgruppen eine räumliche Verlängerung saisonaler Wanderzyklen von Sammlern und Wildbeutern. Die aneignende Subsistenzwirtschaft war durch „Kundschafter“ oder „Sucher“, die unregelmäßig verteilte Nahrungsstoffquellen aufspürten, und/oder “Nutzer“, denen es gelungen war, verlässliche Ressourcen auszubeuten, gekennzeichnet. Mit Beginn eines nennenswerten Bodenbaues war die Bevölkerungsverschiebung durch die Suche nach fruchtbaren Böden und die Nutzung kultivierbarer Bodenflächen, wobei die Kultivierbarkeit ganz wesentlich von einem ausreichenden, nutzbaren Wasserpotenzial abhing, verursacht bzw. beeinflusst. Hier war die Nahrungsquelle mit den Produktionsmitteln Boden und Wasser verbunden. An dieser Grundaussage änderte auch die Tatsache nichts, dass sowohl die aneignende als auch die produzierende Substistenzwirtschaft mit unterschiedlicher Wichtung der beiden Elemente über lange Zeit als Mischform und mit einer unterschiedlich ausgebildeten Erntevölker-Phase bestanden. Es gab zu allen Zeiten außer den Wanderungen in einem bekannten Revier auch Verschiebungen der Reviere der Menschengruppen. Diese Verschiebungen sind mit dem Begriff „Völkerwanderung“ belegt, dem man aber nicht automatisch den Maßstab der germanischen Völkerwanderung von 300/400 u.Z. unterstellen darf.

      Der Zusammenhalt der Menschen als Gruppe oder Gruppennetzwerk in einen Nutzrevier führte allmählich zur Herausbildung bestimmter gemeinsamer Merkmale auf den Gebieten der Aneignung und/oder Produktion von Nahrungsstoffen sowie der Kommunikation. Wenn diese Eigenschaften so stark ausgeprägt waren, dass sie zur Gruppenidentifikation dienen konnten, begann die Ethnogenese, die Entstehung selbstdefinierter Menschengruppen, die unter anderem bis zur Bildung von heutigen Nationen führte.

      Die gemeinsame Sprache einer Menschengruppe ist ein wesentliches Element für eine Ethnogenese. Die Einteilung von Menschen in Sprachgruppen oder –familien durch die Gesellschaftswissenschaften und die Linguisten ist eine der zeitlich am weitesten zurückreichenden großräumigen Gruppierungsordnungen, noch bevor von den Wissenschaftlern irgendwelche Sippen-, Clan-, Stammes- oder gar Nationenbezeichnungen genutzt wurden.

      Das Südwest-Kulturareal und sein weiterer Umkreis wurden in prähistorischer Zeit im wesentlichen von den Trägern dreier Sprachgruppen dominiert:

      Aztec-Tanoan-Sprachfamilie

      Penuti-Sprachfamilie

      Hoka-Coahuilteca-Sprachfamilie

      In der späten prähistorischen (ab 1400/1450) und in der historischen Zeit kamen Vertreter der südathapaskischen Sprachen in den Raum der Südplains und des Südwestens. Als Grenze zwischen Vorgeschichte und historischer Zeit wird im Südwesten das Erscheinen der Spanier in diesem Raum zwischen 1540 (Coronado, erstes massives Erscheinen der Spanier) und 1598 (Onate, Beginn der dauerhaften Machtausübung durch die Spanier) angesehen.

      Ein Bild von den Bewegungen/Wanderungen der Menschen dieser Sprachgruppen zu entwerfen ist äußerst diffizil. Selbst bei Nutzung aller Indizien und Überlegungen und historisch-ethnografischer Erkenntnisse, bleibt diese zeitlich weit zurückreichende Darstellung unscharf, nebulös und verschwommen. Und mit jeder neuen, weiteren wissenschaftlichen Erkenntnis und Interpretation muss nicht zwangsläufig das Bild besser oder klarer werden, sondern nur anders. Alles Gesagte und Aufgezeichnete ist ein Versuch, mit unseren heutigen Mitteln und Möglichkeiten ein Bild zu zeichnen oder anzudeuten. Der Prozess einer Völkerwanderung/-bewegung ist immer ein chaotisches Wirkgeflecht von Verdrängung, Rückzug, Expansion und Integration/Assimilation. Er ist eine Gleichung mit mehreren Unbekannten, die nur eine große Anzahl von Varianten als eine Lösung anbieten kann.

      Die ATZEC-TANOAN Sprachfamilie setzt sich aus zwei Untergruppen zusammen, den westlichen Uto-Azteken und den östlichen Kiowa-Tano. Das Kern- und Entstehungsgebiet der Uto-Azteken lag im Bereich von Arizona und New Mexico, der Sonora- und der Chihuahua-Wüste, evtl. noch in Nordost-Kalifornien. Um 3000/3500 v.d.Z. drangen Menschen dieser Sprachgruppe nach Kalifornien bis zur Pazifikküste vor. Auch in Ostkalifornien sind für den Zeitraum zwischen 1000 v.d.Z. und 500 u.Z. uto-aztekische Num-Verbände belegbar. Diese zogen ab 500 u.Z. allmählich ostwärts ins Große Becken, aus dem sie den ursprünglichen multiethnischen Bestand (evtl. Penuti, andere Uto-Azteken, Kiowa-Tano, spätere Südathapas-ken u.a.) verdrängten/ersetzten. Die uto-atzekischen Schoschonen waren bis zum Ende des 15. Jahrhunderts aus dem Großen Becken über die Berge Utahs und Wyomings bis auf die Plains gezogen. Die uto-aztekischen Ute und Commanche hielten sich im 16. Jahrhundert u.Z. ebenfalls auf den High Plains auf. Sie hatten sich von den Schoschonen getrennt, als diese die Berge verließen. Im Zeitraum von 1300 bis 1500 u.Z. hatten sie sich bis in die westlichen Plains (Comanchen) ausgebreitet und die in den Bereich des Großen Beckens und die westlichen Plains eingewanderten Südathapasken nach Süden abgedrängt. Die Num-Ausbreitung wurde durch die Dürrefolgen von 1130 und 1300 u.Z. gefördert.

      Aus dem Kernbereich (Arizona, der Sonora- und der Chihuahua-Wüste) der Uto-Azteken zogen in kleineren und größeren Gruppen allmählich und/oder auch in größeren Schüben Menschen bis weit in den Süden bis ins Gebiet des heutigen El Salvador und Nikaragua (Pipil, Nicarao). Stellvertretend für alle ist das um 700/750 u.Z. erfolgte historisch spektakuläre Eindringen der