Moira F. Black

Stronghold against the Dark Creatures


Скачать книгу

ist erst um 21:54 Uhr“, erwiderte Nicholas. „Wenn wir Glück haben, können wir dann schon auf der Straße sein.“

      Da ich nicht wusste, wie ich mir die Zeit sinnvoll vertreiben sollte, ging ich hinunter ins Archiv, um zu sehen, ob es noch andere Aufzeichnungen über ähnliche Vorfälle gab. Ich wurde nicht fündig, sah man von einem Bericht aus dem Jahre 1745 ab, in dem es hieß, dass innerhalb kürzester Zeit die gesamte Wache getötet, und die Bewohner der Stadt innerhalb von einem halben Jahr ausgelöscht worden waren. Das war irgendwo im Gebiet der ehemaligen Sowjetstaaten passiert, genauer war die Ortsangabe nicht.

      Als ich dann auf die Uhr schaute, stellte ich überrascht fest, dass es schon fast 19 Uhr war und machte mich, die Akte unter den Arm geklemmt, auf den Weg nach oben.

      Hier erlebte ich die zweite Überraschung: Der Konferenzraum war voll. Allerdings sprach niemand, sodass sich eine fast unheimliche Stille ausgebreitet hatte, und natürlich hörte jeder das Geräusch der sich öffnenden Tür und alle Köpfe wandten sich mir zu.

      Ich grinste, während ich mir das Gehirn nach einer nicht allzu dämlichen Begrüßung durchforstete, und als mir dennoch nichts einfiel, bemühte ich mich, einen unbewegten Gesichtsausdruck aufzusetzen und steuerte auf Ken, Kay und Nicholas zu, die am hinteren Ende des Tisches Platz genommen hatten.

      „Wenn wir so viel Unterstützung bekommen, brauche ich mir um meinen Hintern ja keine Sorgen zu machen“, sagte ich, als ich mich in den Stuhl neben Nicholas fallen ließ.

      „Das solltest du aber. Vor dem Boss können sie dich nicht retten.“

      „Was hab' ich denn angestellt?“, wollte ich wissen. Ich war mir keiner Schuld bewusst. Aber das mochte nichts heißen.

      „Als Leiter dieser Operation hättest du bei der Begrüßung der Gäste anwesend sein sollen, aber stattdessen bist du nicht zu finden und gehst auch nicht ans Telefon.“

      Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen dachte ich an mein Handy, das Zuhause in einer Zimmerecke lag, wohin ich es gestern befördert hatte, nachdem es mal wieder der Meinung gewesen war, immer das Gegenteil von dem, was ich wollte, machen zu müssen. „So groß ist das Haus ja nun wirklich nicht! Ich war unten im Archiv.“

      Nicholas verschluckte sich beinahe an seinem Wasser, und auch Ken und Kay sahen überrascht aus. „Im Archiv? Du?“, fragte Nicholas ungläubig, nachdem er wieder Luft bekam.

      „Ja, wieso auch nicht? Ist schön, da unten. So hübsch ... düster und ... staubig.“

      Okay, es wunderte mich nicht ernsthaft, dass niemand auf die Idee gekommen war, dort unten nach mir zu suchen – eigentlich wusste jeder hier, dass ich mit Büchern oder solchen Dingen nichts am Hut hatte.

      In dem Moment betrat der Boss den Raum und alles strebte zu den Plätzen. Er sah in die Runde und schließlich blieb sein Blick an mir haften. „Schön, dass Sie uns auch noch mit Ihrer Anwesenheit beehren, Harrington.“

      „Ist doch Ehrensache.“

      McReys Blick machte mir mehr als deutlich, dass ich nun besser den Mund halten sollte, und dass die Sache bestimmt noch ein Nachspiel haben werde.

      „Ich danke Ihnen allen, dass Sie so schnell kommen konnten!“, sagte er dann in die Runde. „Sie alle kennen sich ja bereits. Das hier“, er deutete auf mich, „ist Jackson Harrington. Er wird diese Mission leiten. Ich nehme an, dass Sie sich mithilfe der Daten, die ich Ihnen gemailt habe, während des Fluges über die Situation ins Bild setzen konnten.“

      Verhaltenes Gemurmel und Blätterrascheln folgte.

      McRey wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war. Erst dann fuhr er fort: „Sie werden hier in neue Teams eingeteilt, da ich annehme, dass Sie ohnehin noch nicht zusammen gearbeitet haben, sodass es keine allzugroße Umstellung für Sie ist. In den Mappen, die vor Ihnen auf dem Tisch liegen, finden Sie die Einteilungen.“

      Auch vor mir lag so eine. In meiner stand:

      Jackson Harrington (Newport) – Teamleiter

      Joseph Quinn (Washington D.C.)

      Kilian Arens (Berlin)

      Sébastian Lacroix (Paris)

      Aleksandra Petrovna Naletskaya (Moskau)

      Okay, zumindest wer zum letzten Namen gehörte, war eindeutig, da sich nur eine Frau im Raum befand. Sie hatte lange dunkle Haare und dazu auffällig leuchtend grüne Augen. Allerdings trug sie Jeans, einen schwarzen Rollkragenpullover und eine Lederjacke – von einer Russin hätte ich eher erwartet, dass sie ein elegantes Kostüm trüge, wie es hier vor vielleicht zwanzig Jahren mal in Mode gewesen war.

      Alles Vorurteile, ich weiß!

      Die Anderen konnte ich nicht zuordnen, da ich die Begrüßungsrunde offenbar verpasst hatte.

      „Sie arbeiten hier mit fünf Leuten im Team?“ Der Akzent wies den Frager eindeutig als Franzosen aus.

      „Ein Mann bleibt meist im Wagen“, entgegnete der Boss. Er legte die Fingerspitzen zusammen und fuhr fort: „Sie alle werden bereits heute Nacht auf Streife gehen, da ich keine Leben von Unbeteiligten riskieren möchte.“

      „Und wie sollen wir uns verteidigen, wenn unsere Waffen keine Wirkung zeigen?“ Ein Deutscher.

      „Ihre Aufgabe ist es heute, einfach zu beobachten.“

      „Oh, und wenn sie uns oder Unbeteiligte angreifen, kneifen wir den Schwanz ein und fliehen“, spottete ich.

      Wider Erwarten war die Antwort ernst: „Allerdings, Harrington. Ich will niemanden mehr verlieren – nicht heute Nacht. Ich hoffe, dass alleine unsere Anzahl sie abschreckt, da wir heute alle Streifen draußen haben werden.“

      „Sir, ist das denn eine gute Idee? Ich meine, wenn sie sich als uns überlegen erweisen, haben wir danach keine Verteidigungskräfte mehr.“

      „Es macht keinen Unterschied, ob unsere Verteidigung heute Nacht fällt oder Stück für Stück innerhalb mehrerer Nächte“, erklärte der Boss entschieden.

      „Doch, Sir, denn vielleicht können wir ja in der Zwischenzeit eine wirksame Waffe finden“, sagte Nicholas.

      McRey setzte zu einer heftigen Antwort an, aber ich kam ihm zuvor. „Der Faktor Zeit könnte eine sehr wichtige Rolle für uns spielen“, schaltete ich mich ein und schob ihm die Akte hin. „Da drin steht, dass es vor einiger Zeit irgendwo in Russland schon einen solchen Fall gegeben hat. Was auch immer damals passiert ist, hat genau sechs Monate lang unter den Bewohnern einer kleinen Stadt gewütet, aber dann ist es verschwunden – spurlos.“

      „Überlebende?“, fragte der Boss, während er den Bericht überflog.

      „Negativ, Sir. Allerdings hat man immer wieder Mitarbeiter der DCD hingeschickt, und diese wurden alle getötet – bis der Spuk nach sechs Monaten vorbei war.“

      „Sie meinen also, wir sollen uns bemühen, die Stellung solange zu halten?“

      Ich nickte. „Wir haben geschworen, die Menschen mit unserem Leben vor allem Bösen zu schützen, und ich sehe keinen Grund, das nun anders zu handhaben.“

      Alle hatten schweigend zugehört. Nun wandte sich der Boss an uns alle. „Es gibt keine Beweise für Ihre Theorie. Wer sagt uns, dass es wirklich diese Kreaturen waren? Welchen Grund sollten sie haben, nach einem halben Jahr so einfach wieder zu verschwinden?“ Er schüttelte den Kopf. „Es bleibt dabei. Sie werden alle heute Nacht rausfahren. Anscheinend greifen sie nur in einer Gruppe an, und immer nur ein oder zwei Fahrzeuge zugleich. Aus dem Grunde müsste es relativ sicher sein, in kleinen Wagengruppen zu fahren.“ Er erhob sich. „Ihre Teamleiter werden Sie in alles Weitere einweisen. Harrington leitet die ganze Operation, er ist direkt mir unterstellt – wenn es also Dinge zu entscheiden gibt, die nicht gerade um Leben und Tod gehen, wenden Sie sich an ihn.“ Er nickte uns zu. „Viel Glück! Und ich will Sie alle morgen wiedersehen.“

      Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, steuerte ich auf