Extremsituationen selten geworden. An die Stelle derartiger existenzieller Bedrohungen sind Stressoren alltäglicher Abläufe gerückt.
Die Vermutung, dass Panikstörungen stressinduziert sind, liegt Nahe. Deshalb ist empfehlenswert, sich gründlich mit diesen Wechselbeziehungen zu beschäftigen.
Einteilung der Angststörungen und Klassifikation nach ICD-10
Der ICD10 ist eine internationale Klassifikation von Diagnosen. In Deutschland wird er als Schlüssel zur Abrechnung mit den Krankenkassen verwendet.
F40.0 Agoraphobie
F40.1 Soziale Phobien
F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien
F40.8 Sonstige phobische Störungen
F40.9 Phobische Störung, nicht näher bezeichnet
F41.0 Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst) – ungerichtete Angststörung
F41.1 Generalisierte Angststörung – ungerichtete Angststörung
F41.2 Angst und depressive Störung - gemischt
ICD-10 online (WHO-Version 2016)
Beispiele für Angststörungen
Agoraphobie
"Agora" kommt aus dem Griechischen und heißt "Platz öffentlicher Zusammenkunft".
Das heißt, die Agoraphobie beschreibt einen Angst, welche immer dann auftritt, wenn sich der Betroffene nicht in seiner vertrauten Umgebung aufhält.
Menschen, welche unter sogenannter Platzangst leiden, fürchten Orte wie Bahnhöfe, Einkaufszentren oder überfüllte Schwimmbäder. Sie erleben Menschenmengen an öffentlichen Orten als unangenehm und bedrohlich.
Soziale Phobien
Soziale Phobien sind Ängste vor Situationen, in denen Betroffene von anderen Menschen bewertet werden könnten. Sie fürchten Kritik, leiden unter der Angst zu versagen oder sich in der Gegenwart anderer lächerlich zu machen.
Wenn sie beispielsweise in Gegenwart anderer sprechen, nehmen sie körperliche Veränderungen wie Erröten oder Zittern überzogen wahr und haben das Gefühl, andere würden dies bemerken.
Bestehen derartig beschriebene Ängste über einen längeren Zeitraum, sind Alltäglichkeiten unerträglich. Besprechungen, Versammlungen oder ein gemeinsames Essen mit Kollegen avancieren zur Farce und beeinträchtigen deren Lebensqualität.
Spezifische Phobien
Spezifische Phobien sind unangemessene Angstreaktionen, welche durch ein ganz bestimmtes Tier, einen speziellen Gegenstand, unter Umständen sogar durch einen bestimmten Wochentag ausgelöst werden.
Besonders kurios anmutendes Beispiele einer Phobie sind die sogenannte Friggaphobie (Angst vor Freitagen) oder auch Paraskavedekatriaphobie (Angst vor Freitag den 13.)
Sie beruht auf der Angst vor der Zahl 13, welche in manchen Familien von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Steht diese Ziffer in Verbindung mit einem Freitag auf dem Kalender, kann dies für Betroffene in eine kleine Katastrophe münden. Sie erfinden Ausreden, um das Haus nicht verlassen zu müssen. Sie befürchten, dass ihnen auf der Straße, in der Straßenbahn oder im Büro ein Unglück widerfahren könnte. Es soll sogar Menschen geben, welche sich am Freitag, den 13. krankschreiben lassen oder langfristig einen Urlaubstag beantragen.
Begründen lässt sich dieses Phänomen damit, dass in verschieden Kulturen die Zahl 12 als heilige Zahl galt. Die 13 überschritt diese geschlossene Ordnung und wurde zur Unglückszahl erklärt.
Ob es stimmt, dass die meisten Fluggesellschaften aus diesem Grund keine 13. Sitzreihe führen, wissen wir nicht genau. Vielleicht gelingt es Ihnen, dies in Erfahrung zu bringen? Achten Sie darauf, wenn Sie den nächsten Flug buchen!
Es soll mehr als 300 derart beschriebene Phobien geben. Dazu zählen die unangemessenen Angstreaktionen auf Hunde, Spinnen, auf Höhen und Unwetter sowie die Angst vor Blut, Spritzen oder Verletzungen. Die übertriebene Angst vor engen Räumen und Tunneln (Klaustrophobie) gehört ebenfalls zu dieser Form.
Panikstörung (episodisch paroxysmale Angst) – ungerichtete Angststörung
Betroffene erleiden ohne begründbare Ursache, plötzliche Panikattacken, die wiederholt und völlig unerwartet auftreten. Sie erleben derartige Ereignisse mit körperlichen Begleiterscheinungen wie Herzrasen, Schwitzen, Zittern oder Atemnot.
Sie befürchten sterben zu müssen, weil sie davon überzeugt sind, dass diesen Attacken eine ernsthafte Erkrankung zugrunde liegt.
Erst wenn sich Panikattacken manifestieren, spricht man von einer Panikstörung.
Weil Paniksymptome ohne Vorwarnung auftreten, kann der Betroffene starke Erwartungsängste entwickeln, was bedeutet, dass er mit großer Furcht auf den nächsten Anfall wartet. Aus Angst, nicht schnell genug, medizinische Hilfe herbeirufen zu können, bleibt er lieber daheim oder verlässt nur noch in Begleitung das Haus.
Generalisierte Angststörung – ungerichtete Angststörung
Ständiges Grübeln und die Befürchtung, dass etwas Schlimmes passieren könnte, bestimmt das Denken und die Gefühlswelt des Betroffenen. Permanente Angst, dass Familienmitglieder etwas Schlimmes zustoßen könnte, unbegründete Geldsorgen oder auch Versagerängste im Beruf sind nur einige Aspekte, in welchen eine derartige Angststörung auftreten kann.
Eine generalisierte Angststörung entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und kann sich über Monate und Jahre hinziehen.
Betroffene leiden neben ihren Ängsten auch unter Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen sowie körperlichen Symptomen wie Schwindel und Herzrasen. Sie wirken rastlos und werden in ihrem Umfeld oft als leicht reizbar wahrgenommen.
Angst und depressive Störung
Infolge von Angstsymptomen und des durch sie verbundenen negativen Gefühlscocktails können sich lebensbedrohliche Depressionen entwickeln.
Diese ernst zunehmende seelische Störung ist nachhaltig therapierbar,
wenn dem Facharzt die Ängste des Patienten bekannt sind. Neben der medikamentösen Behandlung muss er dieser Erkrankung gegebenenfalls mit langfristig angelegter Psychotherapie begegnen. Erst durch die Beseitigung der Ursachen der Depression wird der Patient genesen.
Folgende Angstsymptome können sich mit der Zeit bis zur Depression aufschaukeln:
Gefühl des Versagens
Frustration
völlige innere Leere
Schuldgefühle
Gleichgültigkeit
Verspannungen
Vergesslichkeit
geringes Selbstwertgefühl
Unfähigkeit, Dinge zu genießen
Verzweiflung
Hoffnungslosigkeit
Erhöhte Aggressivität
Was sind Panikstörungen?
Erst wenn eine Panikattacke kein einmaliges Ereignis ist oder mindestens vier typische Symptome gleichzeitig auftreten, spricht man von einer Panikstörung.
Symptome
Panikattacken werden von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark empfunden.
Ihnen ist gemeinsam, dass Betroffene den Verlust zur Realität und den gefühlsmäßigen Zugang zur eigenen Person verloren haben.