Helmut Höfling

Der Floh Hupfdiwupf und andere Geschichten


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ohne dass du dich noch mal dareinmischst.“

      „Bescheiden bist du gerade nicht“, murrte der Kater. „Aber abgemacht! Die Wette hast du schon verloren, mein Bürschchen, so wahr ich Schnurriburr heiße. Jetzt werde ich dich Plagegeist endlich los.“

      Und damit kraulte sich Schnurriburr auf dem Rücken so, als kraule er sich zum letzten Mal in seinem Leben, weil er es künftig nicht mehr nötig habe. Denn für ihn stand es fest, dass er die Wette gewinnen würde.

      Die List

      Hupfdiwupf hüpfte vom Rücken des Katers hinunter und ging mit ihm bis vor die Tür. Hier nahmen sie ihre Startplätze ein, und dann gab der Floh das Kommando:

      „Auf die Plätze – fertig – los!“

      Und los ging die wilde Jagd! Aber der Floh hatte sich eine List ausgesonnen. Kaum rannte Schnurriburr davon, da hüpfte Hupfdiwupf auf die Schwanzspitze des Katers und klammerte sich an den Haaren fest. Während der arme Kater so schnell lief, dass ihm die Zunge aus dem Hals hing, betrachtete der Floh in aller Seelenruhe die Landschaft.

      Da plötzlich knurrte und kläffte es dem Kater entgegen. Das war die Stimme des Jagdhundes Schnupperdupp, der Katzen nun mal nicht ausstehen konnte. Mit einem Satz sprang er über den Gartenzaun und sauste hinter dem Kater her - und der wiederum rannte haste-was-kannste!

      Aber Schnupperdupp konnte noch schneller laufen, und das merkte Schnurriburr natürlich. In seiner Todesangst blickte er sich schon nach einem rettenden Baum um.

      Vergnügt hatte Hupfdiwupf der wilden Jagd zwischen Katze und Hund zugeschaut. Kaum hatte auch er spitzbekommen, dass Schnupperdupp noch schneller war als Schnurriburr, da hatte er sich schon einen neuen Plan ausgedacht. Gerade als der Hund den Kater in den Schwanz beißen wollte, hüpfte Hupfdiwupf rasch von der Schwanzspitze Schnurriburrs dem Jagdhund ins rechte Ohr.

      Zum Glück erreichte der Kater gerade eine Linde. Mit einem Satz sprang er am Stamm hoch und kletterte weiter, bis er einen sicheren Ast erreicht hatte.

      Sosehr der Hund auch kläffte und den Stamm hinaufglotzte – der Kater kam nicht herunter und Schnupperdupp nicht hinauf. Als habe er damit nicht schon Ärger genug, zwickte und zwackte ihn der Floh dazu auch noch im rechten Ohr.

      „So eine Schlechtigkeit!“, knurrte der Hund. „Jetzt hat mir dieser elende Kater auch noch seinen Floh angedreht!“

      „Du kannst mich ja wieder loswerden“, sagte der Floh, „wenn du mir beweist, dass du schneller laufen kannst als ich.“

      „Das soll doch gelacht sein, du Floh!“, kläffte Schnupperdupp. “Hast du denn nicht gesehen, dass ich noch viel schneller laufen kann als der Kater da oben in der Linde?“

      „Natürlich, Schnupperdupp, aber noch lange nicht so schnell wie ich.“

      Dem Hund juckte das Fell. Deshalb wollte er den Floh so rasch wie möglich loswerden. Ungeduldig trat er von einer Pfote auf die andere.

      „Sag mir, wie ich dir das beweisen soll, Hupfdiwupf. Aber mach schnell, je eher ich dich wieder los bin, umso besser.“

      Da machte Hupfdiwupf dem Hund genau denselben Vorschlag wie dem Kater, und sie schlossen beide die Wette ab. Als sie dann losrannten, sprang der Floh wieder auf die Schwanzspitze - diesmal aber nicht auf die des Katers, sondern auf die des Hundes, und Schnupperdupp wetzte davon, als säße ihm der Teufel im Nacken! Denn ihm ging es ja darum, den Floh für alle Zeiten loszuwerden.

      Schnupperdupp stürmte querfeldein, bis plötzlich ein Hase aus einer Mulde aufgescheucht wurde und eiligst das Weite suchte. Da erwachte natürlich mit einem Schlag das Jagdfieber in Schnupperdupp. Vergessen war die Wette mit dem Floh. Mit stierem Blick fegte der Hund hinter dem Hasen her, und der Hase machte sich wieder ein besonderes Vergnügen daraus, Schnupperdupp ein Schnippchen zu schlagen.

      Er lief nur so schnell, dass Schnupperdupp ihm gerade noch nachkommen konnte. Jedes Mal wenn der Hund glaubte, den Hasen Hoppelpoppel schnappen zu können, schlug dieser flink einen Haken und rannte lachend nach links oder rechts davon, während Schnupperdupp noch ein Stück geradeaus schoss. Dann dauerte es immer wieder seine Zeit, bis der Hund in der neuen Richtung hinterdrein jagen konnte.

      Eine Weile sah sich unser Hupfdiwupf die Sache mit an. Er wäre ein dummer Reiter gewesen, wenn er nicht das langsamere „Pferd“ gegen das schnellere getauscht hätte. So hüpfte er denn auch im ersten günstigen Augenblick vom Hund hinüber auf den Hasen. Als Hoppelpoppel merkte, dass er einen Floh gefangen hatte, legte er erst richtig los, und bald war von Schnupperdupp nichts mehr zu sehen.

      Hupfdiwupf hatte natürlich seine helle Freude daran, Hoppelpoppel aber wurde wütend.

      „Das hat man nun davon!“, schimpfte er. „Ich wollte dem dummen Hund einen Streich spielen, und dafür habe ich jetzt diesen verflixten Floh in meinem Pelz sitzen!“

      Hupfdiwupf kicherte vergnügt. „Du wirst mich schon wieder los Hoppelpoppel, wenn du schneller laufen kannst als ich.“

      „Von mir aus können wir laufen bis ans Ende der Welt, wenn ich nur keine Flöhe mehr habe!“

      „Bis zur alten Tanne genügt es. Kommst du als Erster an, dann suche ich mir einen anderen Hasen. Bin ich aber Erster, dann kann ich kostenlos in deinem Pelz wohnen, so lang es mir passt.“

      „Abgemacht, du Erpresser“, sagte der Hase übelgelaunt. „Lass uns schon laufen!“

      Schon rannten sie los, und dass der Floh es diesmal genauso gemacht hat wie vorher – das braucht man eigentlich gar nicht mehr zu erwähnen.

      Der Sieger

      Wer aber war nun wirklich zuerst an der alten Tanne?

      Tja, als Hoppelpoppel gerade das Ziel erreichte, da machte Hupfdiwupf einen gewaltigen Satz nach vorn über den Kopf des Hasen hinweg und rief:

      „Ach, da bist du ja endlich, Hoppelpoppel! Ich sitze schon eine geschlagene Stunde hier und habe gedacht, du kämest überhaupt nicht mehr.“

      Der Hase zitterte noch von der Anstrengung und keuchte kurzatmig – so schnell war er gelaufen. Seine Enttäuschung über die Niederlage klang aus seinen mühsam hervorgestoßenen Worten:

      „Was…? Das – das ist ja allerhand…! Ich renne mir das Herz aus dem Leib, und du hockst hier in aller Gemütsruhe unter der alten Tanne…!“

      „Ja, ich habe mich von dem Wettlauf schon gründlich ausgeruht. Leg nur deine Pfote hier auf mein Herz, dann spürst du, wie ruhig es schlägt.“

      Stolz streckte der Floh seine Brust heraus, und der Hase legte prüfend die Pfote darauf. Er war so sehr erstaunt, dass er ausrief:

      „Kaum zu glauben! Also, Hupfdiwupf, ich muss zugeben, du hast gewonnen. Du kannst schneller laufen als ich.“

      „Tröste dich, Hoppelpoppel“, entgegnete der Floh verschmitzt. „Schnupperdupp und Schnurriburr sind noch langsamer als du. Dahinten kommen sie gerade.“ Und so laut er konnte, begrüßte er sie schon von weitem fröhlich: „Hallo, ihr beiden! Hallo!“

      Tatsächlich kamen Hund und Kater völlig außer Atem angeschossen. Schnurriburr war von seinem Ast heruntergesprungen, sobald er sich von dem Jagdhund nicht mehr bedroht sah. Und auch Schnupperdupp war die Wette mit dem Floh wieder eingefallen, als er die Fährte des Hasen verloren hatte.

      Übermütig machte der Floh einen Satz in die Luft und sprang auf den unteren Satz der alten Tanne, und je länger die Gesichter von Hund und Kater wurden, desto quietschvergnügter kicherte der Floh:

      „Jaja, meine Lieben, ich habe nun mal gewonnen, und ich hoffe, dass ihr euer Versprechen auch haltet.“

      „Unser Versprechen?“, fragten sie wie aus einem Mund, und kratzten sich dabei entsetzt das Fell.

      „Ja, dass ich von jetzt an bis in alle Ewigkeit in eurem Fell wohnen