und Ethik werden durch den kapitalistischen Wettbewerb ständig zersetzt, aufgelöst und auf immer niedrigere Motive und Orientierungen heruntergestuft, die an den Auswirkungen täglich ablesbar sind. Um diesem Vorgang Einhalt zu gebieten, wurde die Zweiklassengesellschaft aus zwei Gründen eingeführt: zum einen, um die Profitrate zu erhöhen, und zum anderen, um Moral und Ethik von Oben für die Menschen Unten zu predigen, zu verordnen und auf Einhaltung von Gesetz und Ordnung zu dringen. Gut und Böse wird willkürlich profitabel verdreht, so, wie man es situativ gerade braucht und wandelt sich im Handumdrehen wieder ins Gegenteil, wenn es demjenigen passt, der das Geld und die Macht dafür hat. Die vielfältigen Kontrollen des Bürgers erwecken den Eindruck, man kümmere sich um sie und man vertrete eine höhere, eine moralische und ethische Ordnung. Damit wird der Werteverfall im Kapitalismus zum einen hinsichtlich aller anderen Werte, die keine Profitinteressen verfolgen, verschleiert. Sie werden benutzt, um zu verwirklichen, was man eigentlich will: Profit. Zum anderen legt man den Großteil der Bevölkerung auf angemessenes und ordentliches moralisches Verhalten und ethische Gesinnung, Treue und Glauben fest, von denen man vorgibt, diese Werte selbst zu vertreten: Damit erscheint „Oben“ als bestens in einem makellosen Vorbild repräsentiert und das „Gute“ in der gesellschaftlichen Mitte positioniert: „Man kann Menschen Unten sagen, wie sie zu sein haben!“ Wie man weiß und wie man gesellschaftlich verfolgen kann, ist weniger dasjenige zur Identifikation geeignet, was man sagt, sondern dasjenige, das man tut. Da man viele Menschen in unterschiedlichen Berufsspaten mit der Systematik und Alchemie kommunikativer Kapitalisierung betraut, sickert die Methode nach Unten durch. Ergänzend kann anhand von Skandalen und deren Aufdeckung in der Öffentlichkeit nachvollzogen werden, wie es eingefädelt wird, möglichst viel Profit zu erzielen. Diese Methoden sickern bis in Kinderzimmer, werden auf Schulhöfen und in den Klassenzimmern bitterer Ernst, indem perverse Formen menschlichen Verhaltens und zerstörerische Ziele nachgespielt werden. Gezeigt wird im Spiel, was im Kapitalismus Sache ist und was alles andere als Spiel ist, sondern Zerstörung der menschlichen Seele.
Oben ist man freilich völlig anderen Sinnes und hat mit denen Unten nichts zu tun. Generell wird Unten zum Opfer der Marktgesetze des Kapitalismus – Moral und Ethik finden sich in einfachen Worten bei den Besitzlosen wieder. Sie wollen immer noch ihre alten Werte für Ruhe und Ordnung, Frieden und Glauben in ihrer Familie verwirklichen. Sie haben den folgenden Wunsch: „Hauptsache, gesund.“ Viele Menschen sind nicht mehr gesund zu nennen. Es findet eine Adaptation an ein in Kauf zunehmendes psychisch-körperliches Befinden statt, das sich am Rande des Gesunden bewegt. Der Rest ist egal? Nein, der Rest sorgt für weitere Verschlechterung des Lebens und Krankheit des Menschen.
Wenn sie nämlich krank werden, können sie ihre Arbeitskraft nicht mehr zur Verfügung stellen. Dann ist das durch Kapitalisten durch den Lohn auf das Notwendigste berechnete monatliche Leben im kapitalistischen Puppenhaus- und Familienspiel zu Ende. Dieses anhand von Profitraten und monatlichen Löhnen für Besitzlose berechnete Leben ist aber inzwischen quasi dann schon zu Ende, wenn sie geboren werden: Dann haben die Eltern oder die Mutter schon kein Geld mehr, ihre Kinder angemessen zu ernähren. Gehen die Kinder in die Schule, werden sie wie Esel am immer gleichen Lernstoff gleich einer Leine im Kreis geführt, damit sie meinen, es gäbe nichts von Interesse in dieser Welt, wofür es sich lohnen würde, zu lernen. Kommen sie aus der Schule, bekommen sie keine Arbeit – die Lehrstellen bekommen die Abiturienten. Zusätzlich sind insbesondere Menschen durch die Auswirkungen der vorangegangenen Geschichte durch Familiengeheimnisse und unaufgedeckten Kriegsgeschehen belastet.
Offiziell wird ihnen gesagt, psychotherapeutische Behandlungen seien etwas für Spinner. Bücher, die aufklären könnten, können sie aufgrund Geldmangels nicht kaufen, selbst wenn sie über den eigenen Tellerrand hinaus noch Interesse daran hätten, sich zu informieren: Purer Luxus.
Das Fernsehen ersetzt Bildung, macht Meinung und bringt Ablenkung vom täglichen Garaus. Es lähmt die Initiative und greift in Hirnentwicklungen und Hirnprozesse ein. Es ist Ersatz für eigenes Leben. Die Zweiklassengesellschaft perfektioniert kapitalistische Vorstellungen vom perfekten Leben. Unten muss leben, was man sich Oben in jeder Hinsicht vorstellt und womit man nichts zu tun haben will. Sei es mit Armen oder Kriegsopfern, Stadtbezirken, Blei verseuchten Spielzeugen oder ungenießbarem Fleisch.
Man verordnet und berechnet demokratisch-kapitalistisch das Leben von Millionen von Menschen und lässt es durch den Staat kontrollieren. Ob im Auto, beim Arzt, beim Einkauf, auf dem Flughafen, in Bezug auf Kontenbewegungen, Einkäufen oder Liebesbriefen, die per E-Mail geschickt oder auf der Festplatte gespeichert sind – man hat die Möglichkeit in Deutschland, alles zu kontrollieren. Es dient nur der Sicherheit der Bürger. Man will nur, dass Menschen Unten bereitwillig Opfer bringen, um dafür zu sorgen, dass man Oben ein angenehmes, luxuriöses und vielfältiges Leben hat. Wer sich nicht anpasst und sich diesbezüglich kritisch äußert, wird als Hetzer und möglicherweise Staatsfeind, und wenn ganz hoch gegriffen wird, als Terrorist entlarvt und in Haft sichergestellt. Dennoch ist das Problem Terrorismus, über etwaige, politische Vorteilsnahme durch die Politik gegenüber Bürgern in Form von Kontrollmöglichkeiten hinaus, auch in Deutschland eingedrungen. Menschen brauchen in der Tat Schutz.
Der Mainstream verwundert auf diesem Entwicklungshorizont der letzten Jahre in Deutschland nicht – auch nicht, dass bei einer Blitzumfrage im MDR-Fernsehen in Sachsen (3.9.2007) 85 % der Bevölkerung eher positive Erinnerungen an DDR-Zeiten verkünden und 15 % negative. Es überrascht nicht, wenn Äußerungen fallen wie: Der Sozialismus wurde nur wenig gut umgesetzt, aber im Prinzip ist die Idee gut! Die Gleichheitsprinzipien wurden in Sachen Bildung und Ausbildung in der ehemaligen DDR konsequent umgesetzt. Finnland hatte damalig das System der DDR übernommen (ohne ideologischen Hintergrund) und schnitt in der PISA-Studie am besten ab, wie in der gleichen Sendung des MDR mitgeteilt wurde. Ein derart schulischer und universitär gut ausgebildeter ehemaliger DDR- Bürger beschrieb seine persönliche Situation seit dem Mauerfall als Gefängnis. Das Gefängnis ist mit unsichtbaren Mauern, deren Steine aus Geldmangel, moralischer Manipulation, moralischem Verfall und juristischer Beliebigkeit mittels Auslegbarkeit und Einbeziehung des jeweiligen „Oben-Hintergrundes“ im demokratischen Deutschland erbaut:
Ohne Moos nichts los – dies trifft auf alle Bürger in Ost und West inzwischen zu. Ohne Gleichheit in vielerlei Hinsicht ist Bewegungslosigkeit verordnet.
Was nützt einem Menschen ein Grundgesetz in einem demokratisch geführten Land, wenn kapitalistische Prinzipien alles Gute zersetzen dürfen und Demokratie durch „Zweiklassengesellschaft“, durch Spaltung in Arme und Reiche, das Gleichheitsprinzip, das Rechtsprinzip und Menschheitsgesetze in Frage stellen? Demokratie als Lippenbekenntnis, deren Wert nur darin besteht, dass man darauf verweisen kann, in einem demokratischen Land zu leben, ist kein Realwert. Auch hier verläuft die unsichtbare Mauer zwischen Menschen im Leben, die so schwer dingfest zu machen ist, weil gesagt werden kann: „Ja, aber wir leben doch in einer Demokratie – es ist doch sehr viel wert, dass Sie das sagen dürfen! Das ist doch Freiheit! Sie könnten doch, wenn sie nur wollten!“
Menschen werden gegen ihre Erfahrungen manipuliert und gegen die Wand argumentiert – Mitgefühl, für das, was sie aus ihrem Leben mitzuteilen haben und hätten, gibt es da nicht und schon gar keine Hilfe. Aber es gibt serienmäßig Beispiele, wie Menschen geholfen wird – zum Erhalt des Kapitalismus und zum Erhalt des Glaubens an das Gute im Kapitalismus: Bis hin zur Aufforderung und den Appell an Besitzlose, den Kapitalismus zu retten!
Gesetzt den Fall, man hätte das Ziel, ein Land lebensfähig und lebenswert zu erhalten. Gesetzt den Fall, man würde Menschen in jeder Hinsicht retten wollen. Gesetzt den Fall, es läge jemandem am Herzen, in einem menschlich-freundlichen und sozial funktionierenden Land zu leben, in denen es allen gut geht. Tiere und Umwelt inklusive. Gesetzt der Fall, Neuerungen würden vorher auf Sicherheit und Sicherung der Grundrechte untersucht. Gesetzt der Fall, Träger dieses Anliegens wären als Menschen- und Erdbeschützer zu bezeichnen. Davon gibt es einige, jedoch sehr unvorteilhaft bzw. im kleinen Rahmen organisiert. Sie besitzen nicht den Einfluss, um grundsätzliche Veränderungen durchzusetzen. Ihnen fehlt Lobby und Geld. Allein die Tatsache, dass Menschen oder Organisationen Geld brauchen, um sich in einer Demokratie Gehör zu verschaffen, widerspricht dem Grundsatz der Gleichheit.
Menschen,