Stefan Lieser

Dojos für Entwickler 2


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Nutzt man diese Infrastruktur, kann man auf einfache Weise einen Synchronizer-Baustein realisieren, der den Result-Event auf dem gewünschten Zielthread ausführt.

      Der Synchronizer erhält dieselbe Schnittstelle wie der Asynchronizer: eine Process- Methode als Eingang sowie einen Result- Event als Ausgang. Auch hier sorgt der Baustein wieder dafür, dass der Parameter durchgereicht wird, der Datenfluss also einfach hindurchfließt. Damit der Baustein im Sinne eines Standardbausteins vielseitig einsetzbar ist, erhält er einen generischen Typparameter, der den Datentyp von Ein- und Ausgang bestimmt. Hier zahlt es sich aus, dass beim Flow-Design immer nur maximal ein Parameter verwendet wird. Auf diese Weise ist es nämlich leicht möglich, Standardbausteine zu erstellen und Flows neu zusammenzustöpseln. Zwar könnte man auch Varianten der Standardbausteine anlegen, die mehrere Parameter unterstützen, aber dadurch würde die ganze Sache doch etwas komplizierter.

      Listing 6 zeigt die Implementation des Synchronizers für Windows Forms.

      Listing 6

      Synchronizer für Windows Forms.

      public class Synchronizer<T> { private readonly SynchronizationContext synchronizationContext; public Synchronizer() { synchronizationContext = SynchronizationContext.Current ?? new SynchronizationContext(); } public void Process(T input) { synchronizationContext.Send(_ => Result(input), null); } public event Action<T>Result; }

      Der SynchronizationContext wird im Konstruktor des Bausteins ermittelt und in einem Feld des Synchronizers abgelegt. Auf diese Weise steht er in der Process-Methode zur Verfügung, um mittels Send eine Lambda-Expression an den Zielthread zu übergeben. Die Lambda-Expression ruft wieder den Result-Event auf, wie das beim Asynchronizer schon der Fall war. Damit der Synchronizer funktioniert, muss sein Konstruktor auf dem Thread aufgerufen werden, auf den später synchronisiert werden soll. Normalerweise ist das der Hauptthread, auf dem das Programm initialisiert wird. Aber Obacht!

      Der SynchronizationContext funktioniert nicht mit beliebigen Threads. Windows Forms treibt hinter den Kulissen etwas Magie. Es realisiert nämlich eine Message-Loop, die dafür sorgt, dass Aufrufe an den UI-Thread übergeben werden können. Zwischen beliebigen Threads zu synchronisieren ist auf diese Weise nicht möglich. Eine allgemeine Lösung dieses Problems würde allerdings den Rahmen der übung sprengen. Für die Praxis ist das kein Beinbruch, da die Synchronisierung in aller Regel im Zusammenhang mit dem UI auftritt. Genau in diesem Szenario funktionieren SynchronizationContext bzw. Dispatcher bei WPF und Silverlight wunderbar.

      Doch wie testet man nun den Synchronizer? Ich sehe hier im Wesentlichen zwei Aspekte, die durch automatisierte Tests sichergestellt werden sollten :

       Zum einen muss sichergestellt sein, dass der Eingangsparameter der Process-Methode an den Result-Event übergeben wird. Der Flow darf schließlich nicht unterbrochen werden.

       Zum anderen sollte ein Test sicherstellen, dass der Eventhandler, der durch den Result-Event ausgelöst wird, auf dem korrekten Thread abläuft.

      Für den zweiten Test ist zu berücksichtigen, dass dies nur im Rahmen einer Windows-Forms-Anwendung funktioniert. Der erste Test für den Synchronizer erfolgt analog zum Test des Asynchronizers: Die Process-Methode wird mit einem Parameter aufgerufen, um anschließend zu überprüfen, ob der Result-Event den Parameter wieder mitführt, siehe Listing 7.

      Listing 7

      Den Synchronizer testen.

      [TestFixture] public class SynchronizerTests { private Synchronizer<int> sut; private int result; [SetUp] public void Setup() { sut = new Synchronizer<int>(); sut.Result += x => result = x; } [Test] public void Parameter_wird_durchgereicht() { sut.Process(42); Assert.That(result, Is.EqualTo(42)); } )

      Da durch den Synchronizer kein weiterer Thread gestartet wird, der Synchronizer arbeitet synchron, muss im Test nicht auf die Ausführung eines anderen Threads mittels WaitHandle gewartet werden, wie das beim Asynchronizer der Fall war. Dieser Test war also ganz einfach.

      Trickreicher Test

      Lange beschäftigt hat mich dagegen die Frage, wie man automatisiert testet, ob der Synchronizer in einer Windows- Forms-Anwendung tatsächlich den Eventhandler auf dem UI-Thread ausführt. Dazu müssen zwei Voraussetzungen geschaffen werden:

       Der Synchronizer darf erst instanziert werden, nachdem eine Windows- Forms-Form instanziert wurde. Andernfalls wird dem Vordergrundthread kein WindowsFormsSynchronization- Context hinzugefügt.

       Die Windows-Forms-Message-Loop muss laufen. Dazu muss Application.Run aufgerufen werden.

      Der Aufruf von Application.Run in Listing 8 erfolgt synchron, das heißt, er kehrt erst zum Aufrufer zurück, wenn die „Awendung“ beendet wird. Um die „Anwendung“ zu beenden, ist es erforderlich, die an Application.Run übergebene Form zu schließen. Ich rufe dazu in der Lambda- Expression des Result-Events, nach dem überprüfen der Thread-ID, die Close- Methode der Form auf. Dadurch wird Application.Run verlassen. Das ist ein etwas trickreicher Test, der einige Annahmen über das Verhalten von Windows Forms trifft. Aber genau dieses Szenario soll hier getestet werden, insofern bin ich mit dem Test zufrieden.

      Listing 8

      Test für Windows Forms.

      [Test] public void Result_Event_wird_auf_Zielthread_ausgeführt_wenn_das_Ziel_WinForms_ist() { var myForm = new Form(); sut = new Synchronizer<int>(); var mainThreadId = Thread.CurrentThread. ManagedThreadId; sut.Result += _ => { Assert.That(Thread.CurrentThread. ManagedThreadId, Is.EqualTo(mainThreadId)); myForm.Close(); }; var thread = new Thread(() => sut.Process(1)); thread.Start(); Application.Run(myForm); }

      Scatter/Gather

      Nun zum zweiten Teil der übung. Häufig lassen sich Aufgaben schneller erledigen, wenn mehrere Elemente gleichzeitig bearbeitet werden. Zu einer echten Beschleunigung kommt es nur, wenn mehrere Kerne des Prozessors ausgenutzt werden können. Andernfalls kommt es sogar zu Verzögerungen, da das Wechseln von einem zum anderen Thread einen gewissen Overhead mit sich bringt.

      Das Szenario für den Einsatz der Scatter- und Gather-Bausteine sieht so aus, dass in einer Liste mehrere Elemente zur Verfügung stehen, die von zwei parallel ausgeführten Bausteinen bearbeitet werden sollen. Scatter entnimmt also Elemente aus der Liste und reicht sie jeweils an den einen oder anderen Baustein weiter. Natürlich erfolgt die Weitergabe der Elemente auf einem anderen Thread, sodass die beiden Ausgänge des Scatter- Bausteins auf je einem eigenen Thread laufen.

      Damit man diese Form der Parallelisierung zu einem späteren Zeitpunkt so einfach wie möglich in einen Flow integrieren kann, soll das API von Scatter und Gather ebenfalls auf Aufzählungen IEnumerable<T> arbeiten. So kann ein Baustein, der ursprünglich für die Bearbeitung aller Elemente zuständig war, unverändert mehrfach instanziert werden und mit je einem Ausgang des Scatter- Bausteins verbunden werden. Würde der Scatter-Baustein jeweils ein zu bearbeitendes Element am Ausgang zur Verfügung stellen statt eine Aufzählung, dann müsste der Bearbeitungsbaustein angepasst werden.

      Die folgenden Codeausschnitte zeigen, wie die Scatter- und Gather-Bausteine verwendet werden. Listing 9 zeigt, wie die Logik für das Ermitteln von Stichwörtern aus JPEG-Dateien zusammengesteckt wird, ohne Parallelisierung oder Asynchronizität.

      Listing 9

      Stichwörter ermitteln, einfache Version.

      public class Eindeutige_Stichwörter_ ermitteln { private readonly Action<Tuple<string, string>> process; public Eindeutige_Stichwörter_ermitteln() { var dateinamen_suchen = new Dateinamen_suchen();