Maria Rohrbach

Märchensammlung eines demenzkranken Professors


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       Maria Rohrbach

Märchensammlung eines demenzkranken Professors

      Impressum

      Märchensammlung eines demenzkranken Professors

       Maria Rohrbach

       published by: epubli GmbH, Berlin

       www.epubli.de

       Copyright: © 2015 Maria Rohrbach

       ISBN 978-3-7375-3836-7

      Danksagung:

      Dank für die erfolgreiche Ergotherapie von Frau Meller, die Märchen auf ein Diktiergerät aufgenommen und sie mir zur Verfügung gestellt hat.

       Dank an meine Schwestern, die mich unterstützt haben und selber an einigen Märchen beteiligt waren.

       Dank an meinen Mann, der mich am Computer unterstützt und die Dateien umgewandelt hat. Dank an meine Freundinnen, die mir Mut zur Veröffentlichung zugesprochen haben.

       Dank an meinen Vater, der so viel Fantasie hat und dem ich versprach, diese Märchen in ein Buch zu bringen, obwohl der eine oder andere Kobold das Buch ohne mein Wissen verlassen hat und weiter in meinem Kopf rumspuckt.

      Illustrationen von Maria Rohrbach

      Vorwort

       Mein Vater war mein größter Kritiker.

      „Sei doch froh, dass Dir jemand sagt, wie man vorliest. Bitte senke die Stimme zum Schluss des Satzes, lies langsamer und deutlicher …. Sei nicht so aufgeregt!“

      Wie mich das genervt hat! Sicherlich hatte mein Vater recht, aber ich wollte nicht perfekt sein sondern auch beim Lesen eines Märchens meine eigenen Gefühle erleben, aufgeregt lesen, leise wenn es für mich gut war oder auch einfach laut!

      Märchen waren für meinen Vater immer ein schöner Ausgleich zur Arbeit als Ingenieur, Vizepräsident der BAM. Uns, seinen vier Töchtern, erzählte er viele ausgedachte Märchen abends am Bett oder in den Ferien am Lagerfeuer. Wir durften uns Gestalten (Zwerge, Feen, Könige uvm) ausdenken aus denen er spannende Geschichten kreierte.

      Zum Geburtstag oder Weihnachten wünschte er sich ein selbstgeschriebenes Märchen seiner Kinder. Jedes Kind hatte ein Buch, in dem die Märchen dann in Schönschrift aufgeschrieben wurden.

      In seinem Studierzimmer gab es unter den vielen Fachliteraturen ein Regal mit Märchenbüchern aus allen Ländern. Mir gefielen die „Andersen Märchen“, die schön traurigen, am besten.

      Mein Vater schrieb im Alter noch einige esoterische Bücher, in denen er versuchte wissenschaftlich zu erklären, warum Wünschelruten und Pendel funktionierten. Er konstruierte ein neuartiges Pendel, schrieb ein Buch dazu und hatte erstaunliche Erfolge.

      Im fortgeschrittenen Alter konnte er nicht mehr seiner Berufung, forschen, Pendeln nachgehen. Dazu kam seine Demenz, die er für sich als katastrophal empfand. Er verlor die kognitiven Fähigkeiten, konnte nicht mehr laufen, nicht mehr am Computer schreiben, vergaß viel.

      An den Sessel gefesselt konnte er wenig machen, da auch seine Augen nachließen und er nicht mehr selbst lesen konnte. Er bekam eine Ergotherapeutin, die ihm mit viel Empathie half, aus seiner Depression heraus zu kommen.

      Ein Teil der Therapie war, neu damit zu beginnen Märchen zu erzählen. Entweder sprach er mit der Ergotherapeutin auf sein Diktiergerät oder ich gab ihm gemalte Bilder von mir, aus denen er dann ein Märchen formulierte.

      Eine witzige Methode war u.a., dass meine Schwester mit ein paar Sätzen eines Märchens begann und mein Vater dann weitererzählte und wir waren überrascht, was für eine enorme Fantasie bei meinem Vater vorhanden war. Sicherlich verlor er zwischendurch den Faden und erzählte dann das Märchen im Märchen, aber so verrückt die Märchen waren, umso abgefahrener und lustiger waren sie.

      Wir hatten alle viel Freude beim Mitgestalten einiger Märchen und freuen uns, diese öffentlich machen zu können. Maria Rohrbach Wir verdanken meinem Vater so viel …… er verstarb am 7. März 2014.

      Professor Dr.-Ing. Christof Rohrbach

Das Wasserschloß

      Das Wasserschloss, die Geister, der Fischer und die Eisbären mit den Schnecken

      Es war einmal ein armer Fischer. Er lebte am Meeresufer und war immer damit beschäftigt für seine Mutter und für sich selber das tägliche Brot zu erwirtschaften. Das machte ihn manchmal sehr traurig, weil er sah, dass seine Berufskollegen doch immer fröhlich und freundlich waren und ihnen dieses Leben gefiel.

      Nachdem er das nun zehn Jahre mitgemacht hatte, sagte er sich, ich will auch etwas erleben und ging zu seiner Mutter und sagte: „Liebe Mutter ich will sehen, dass ich mein Glück erlange und will wandern, vielleicht treffe ich etwas, was uns beiden zu Gute kommt.“

      Da sagte die Mutter: „So ein Unsinn, wir sind arme Fischerleute und unsere Großväter waren schon Fischer und mussten dieses arme Leben führen und nur ganz selten, an Ostern und Weihnachten, brauchten wir nicht an unser Leben in unserer armen Fischerhütte zu denken. Und wir schlugen uns so durch.“

      Und der Junge sagte:“ Ach Mütterchen, du bist immer so pessimistisch. Ich will doch mal versuchen und schauen ob ich mein Glück erzielen kann. Und am nächsten Morgen nahm er sich ein großes Stück Brot, ein großes Stück Käse und stopfte es in seinen Rucksack.

      Das Mütterchen kam vorbei und sah alles und wusste, was das zu bedeuten hat. Und natürlich musste es anfangen zu weinen. Und ihre Tränen tropften in ihren Garten und da wo sie hinfielen, wurden die Blumen traurig und ließen ihre Köpfchen hängen und so starben die Schönsten von ihnen ab. Und das merkte der Junge auch, aber was sollte er machen? Er blieb bei seinem Vorsatz und wanderte in die Welt hinaus.

      Er kam durch einen dunklen Wald und ein Vogel begleitete ihn und zwitscherte:“ Geh nur weiter, du wirst dein Glück finden. Zwitscher, zwitscher….“

      Das freute ihn und er sagte, dass ihn wenigstens die Tiere nicht verlassen hatten und so würde es schon gut werden. Am nächsten Morgen zog er los, natürlich erst mal durch den großen Wald, der die Hütte umgab. Es passierte nichts Besonderes, und bald hatte er den Wald durchquert und es wurde heller und heller durch das strahlende Licht der Sonne. Das machte ihn schon froh, und als er näher kam, sah er einen riesigen See, blau und weiß mit wunderschönen Schaumkronen. Da wurde ihm fröhlich ums Herz, und er ging am Ufer des Sees entlang. Auf einmal machte es blub, blub

      Der Fischer rief: „Wer macht denn da blub, blub?“ Und es wurde ihm geantwortet:“ Ich habe blub, blub gemacht. Ich war mal in deinem Netz und du als Tierliebhaber hast mich vom Netz befreit. Nun will ich dir auch etwas Gutes tun. Wandere weiter am Ufer entlang dann wirst du sehen, dass die Blumen größer und schöner und bunter werden, die Wälder und die Wiesen voller Blumen sind und diese locken die Rehe und andere Tiere an.“

      Der Fischer fand es wunderschön und wanderte am Ufer entlang und eines Abends wurde er müde, legte sich hin und war bald eingeschlafen. Im Schlaf musste er träumen, und er träumte natürlich von einem großen See und an dessen Ufer stand ein herrliches Schloss, das hieß „das Wasserschloss.“ Als er aufwachte, rieb er sich die Augen und konnte es gar nicht fassen, dass das Wasserschloss nicht mehr da war. Da wurde er ganz traurig und rief: „Mütterchen, Mütterchen in der Ferne, wäre ich nur wieder in unserer Hütte, dann hätte ich wenigstens etwas, wo ich meinen Kopf hin tun könnte. Ich hatte hier ein herrliches Schloss und heute morgen war es einfach verschwunden.“

      Und traurig wanderte er am Ufer entlang und da wo das Schloss gestanden hatte, war die Erde noch schön warm und mit Blumen bedeckt und Tiere waren da, allerdings ganz friedlich.

      Als erstes kam eine Bisonherde, die brüllte und schnaubte und als die Bisons unseren Fischer sahen, vergaßen sie das Brüllen und sagten:“ Ha, du bist