Oliver Rosenthal

Wie dem auch sei


Скачать книгу

Polizisten, der Unfallgegner, Batman und Robin. Und alle haben sich furchtbar angestrengt, ernst zu bleiben. Mit überwiegend mäßigem Erfolg.

       Montag, 7. November 2016

      Ich blättere im Fakten-Fakten-Fakten-Magazin »Focus« und stoße auf einen interessanten Artikel. Das Thema lautet: »So viel sollten sie täglich trinken«. Die Experten empfehlen 2–3 Liter über den Tag verteilt, sofern keine Nierenprobleme vorliegen. Der Rat ist nicht neu, aber kaum jemand hält sich daran. Viele glauben, sie könnten eine solche Menge nicht schaffen. Außerdem sei es sehr lästig, ständig zum Klo laufen zu müssen. Diese Argumente kann ich beim besten Willen nicht verstehen: Acht Bier und diverse »Kurze« sind am Wochenende in der Disco überhaupt kein Problem, das geht ohne Murren runter wie ein dickes Kind auf der Wippe.

       Dienstag, 8. November 2016

      Ich sitze im Arbeitszimmer und schreibe an meinem Tagebuch. Einige Einträge muss ich noch nacharbeiten. Plötzlich werde ich aus meiner Konzentration gerissen: »Arschloch!«, höre ich meine Mutter in voller Lautstärke brüllen. Offenbar streiten meine Eltern heftig. Wenn Mama zu derartigen Vokabeln greift, muss die Lage wirklich ernst sein. Vorsichtig gehe ich die Treppe herunter und traue meinen Augen nicht: Bei einem Gläschen Prosecco sitzen die beiden im Wohnzimmer und spielen »UNO«. Mein Vater hat gerade eine »+4-Karte« abgelegt und lacht hysterisch. Kein Wunder, dass Muttern ausrastet, wenn sie eine solche »Arschkarte« serviert bekommt!

       Mittwoch, 9. November 2016

      Meine Fernbedienung ist heruntergefallen, und die Batterien sind weggerollt. Das ist entsetzlich und schrecklich! Jetzt muss ich bis an mein seliges Ende »RTL 2« gucken …

       Donnerstag, 10. November 2016

      Aus lauter Langeweile bin ich bei einem Internetvideo über Daniela Katzenberger hängengeblieben. Nebenbei läuft »Star Trek« im Fernsehen, und Mr. Spock berichtet von »einer auf Silikon basierenden Lebensform«. Dieser Vulkanier hatte schon immer ein Gespür für das perfekte Timing.

       Freitag, 11. November 2016

      Eine starke Erkältung hat mich heimgesucht. Seit heute Morgen habe ich Fieber. In diesem Zustand kann ich wirklich nicht zur Arbeit gehen, ein »gelber Schein« muss her. Eine halbe Ewigkeit sitze ich nun im Wartezimmer meines Hausarztes, und es ist noch nicht abzusehen, wann ich endlich dran sein werde. Ich stelle fest: Die Zeit, die man bei Ärzten mit Warten verbringt, würde in den meisten Fällen ausreichen, um selber Medizin zu studieren.

       Samstag, 12. November 2016

      Beim Schlendern durch die Stadt habe ich zwei sehr attraktive Typen getroffen. Sie kamen mir im Partner-Look entgegen. Etwas überschwänglich habe ich gefragt: »Seid ihr ein schwules Paar? Ihr seht so glücklich aus! Ich freue mich wirklich sehr, dass ihr eure Liebe auch in der Öffentlichkeit zeigt! Und die gemeinsam ausgesuchte Kleidung – perfekter Style!« Überraschender Weise wurde meine Begeisterung jedoch nicht geteilt. Jetzt muss ich 75 Euro Bußgeld zahlen.

       Sonntag, 13. November 2016

      Melody ist die 19-jährige Tochter meiner Cousine. Heute Nachmittag war sie bei uns zu Besuch. Mama hatte extra zu diesem Anlass Kuchen gebacken. Während des Kaffeeklatsches erzählte Melody von Alex, einem smarten Jungen, den sie vor ein paar Wochen kennengelernt hatte. »Ich bin so glücklich!«, rief meine Nichte zweiten Grades übermütig, »Heute gab mir Alex einen Schlüssel zu seiner Wohnung! Das muss Liebe sein!« Ich freute mich für Melody. Mama hingegen verzog keine Miene und erwiderte trocken: »Schätzelein, wenn Du nach zehn Stunden von der Arbeit nach Hause kommst und findest im Kühlschrank frisches Mett, das Alex dir übergelassen hat, dann – und nur dann – ist es Liebe!«

       Montag, 14. November 2016

      Es gibt Dinge, die ich ungefähr so gut leiden kann, wie verdorbene Milch. Zum Beispiel, wenn Menschen unangemeldet vor meiner Tür stehen. Seien es Drückerkolonnen, die mir ein Zeitungsabonnement aufschwatzen wollen, die Zeugen Jehovas, die über Gott zu klönen gedenken oder aber Menschen, die viel Zeit mitbringen und fälschlicherweise davon ausgehen, ich hätte auch jede Menge davon. Daher habe ich mir angewöhnt, eine Jacke anzuziehen, wenn es an der Tür klingelt. Je nachdem, wer es ist, muss ich »gerade dringend weg« oder »bin eben erst heim gekommen«. Diese Methode hat sich als äußerst effektiv herausgestellt.

       Dienstag, 15. November 2016

      Es hat mich wieder einmal erwischt: Meine Waschmaschine hat eine Socke gefressen. Sie blieb trotz intensiver Fahndung verschollen. Selbst führende Wissenschaftler der Elekrogroßgeräteindustrie haben für dieses Phänomen keine wirklich zufriedenstellende Erklärung. Die meisten Menschen glauben fest daran, das sogenannte »Sockenmonster« sei schuld. Ich schließe mich dieser Theorie ohne Vorbehalte an. Allerdings habe ich im Verlauf des Tages eine Lösung entwickelt, um dem Monster endgültig den Garaus zu machen: Von nun an wasche ich die Socken einzeln! Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!

       Mittwoch, 16. November 2016

      Wenn man abends nicht einschlafen kann, da die Gedanken noch kreisen, ist das lästig und nervig. Ich habe die halbe Nacht wach gelegen, aber der Kopf konnte einfach nicht die Klappe halten. Mein Freund Lasse hatte Nachtschicht, vielleicht konnte er mir einen Rat geben? Per SMS bat ich um einen ultimativen Einschlaftipp. »Betrink dich doch!«, bot er als einfache Lösung an. Diese Idee verwarf ich aber umgehend, die Stimmen im Kopf würden sonst noch ihre Freunde holen …

       Donnerstag, 17. November 2016

      Im Alltag trifft man gelegentlich sehr merkwürdige Menschen: Ich fuhr mit dem Auto in die Stadt und musste an einer roten Ampel halten. Bei milden Temperaturen hatte ich die Fensterscheiben heruntergekurbelt. Die Rotphase zog sich etwas länger hin als gedacht. Für etwas Unterhaltung sorgte mein MP3-Player, den ich an das Autoradio angeschlossen hatte. Während ich auf das ersehnte »Grün« wartete, neigte sich ein »Hip Hop«-Song dem Ende entgegen, nahtlos gefolgt von »The Way We Were«. Da trat ein älterer Herr an die Beifahrerseite meines Autos. Er bölkte mich an, ich solle mich gefälligst entscheiden! Hottentotten-Musik oder Barbra Streisand! So ginge es ja nicht, und so käme ich auch nicht weiter im Leben! Der Mann schritt von dannen und ließ mich verwirrt zurück. Ich fuhr weiter, aber die Geschichte ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Zu Hause angekommen ergänzte ich meine Wiedergabeliste um einen weiteren Song: »Atemlos durch die Nacht«. Ich bin wahrlich kein Fan von Helene Fischer – ganz im Gegenteil. Aber zukünftig will ich gegen derartige Attacken im Straßenverkehr gewappnet sein.

       zum Video

       Freitag, 18. November 2016

      Das dritte Heißgetränk genossen wir am nächsten Morgen beim Frühstück – in meiner Wohnung …

       Samstag, 19. November 2016

      Für