Dirk K. Zimmermann

Tod auf Mallorca


Скачать книгу

allerdings nicht aufgefallen.

      Die Fertigungsstraßen waren in drei Zügen aufgebaut und konnten je nach Produkt angepasst und umgestellt werden. Ich erfuhr, man produziere vorwiegend Antidepressiva, Antiallergika und Beruhigungsmittel.

      Ricardo sagte voller Überzeugung: „Von hier aus macht sich das Glück in die Welt auf.“

      Er wäre für Lux Pharma Industries gestorben, da war ich sicher. Er beschrieb mir, wie gering die Herstellungskosten ihrer Medikamente ausfielen, wie groß die Bedeutung dieser Firma für die Region sei. Über tausendzweihundert Mitarbeiter seien hier beschäftigt. Noch spreche weltweit niemand von seinem Unternehmen, aber er sei überzeugt, das werde bereits in drei Jahren anders sein. Ich wollte ihm da nicht widersprechen. Ich fragte nur, ob sie bereits auch an der Entwicklung von Präparaten zur Angstunterdrückung gearbeitet hätten.

      Er tat geheimnisvoll.

      „Wir haben natürlich die Aufforderungen durch Forschung und Wirtschaft zur Kenntnis genommen. Wir würden es auch begrüßen, wenn Sie und Ihre Kollegen mit uns daran arbeiten würden, diese vielfach ersehnte medikamentöse Unterstützung von Angsttherapien weiterzuentwickeln, aber haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich über die Eigenentwicklung in diesem Bereich zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen darf.“

      Ich erwiderte nichts, aber kurz bevor wir die Fertigungsstraßen verließen und ich in eines der Labors Einblick bekam, sah ich etwas, das mich aufmerken ließ. Es gab dort in einer Ecke zwei große Plastikwannen. Sie standen auf dem Tisch. Darunter auf dem Kachelboden befanden sich in einem deckellosen Karton Pillen, die in Aluminiumfolie eingeschweißt waren. Es waren grüne und rote Pillen, das konnte man aus der Ferne erkennen und ich hätte geschworen, dass es sich dabei um genau die gleichen Pillen handelte, welche sich jetzt – in meinem Jackett aufbewahrt – im Schrank des Hotelzimmers befanden.

      Kurz war ich auf die Idee gekommen, nach den Pillen zu fragen oder heimlich welche davon zu entwenden, um sie zu vergleichen oder analysieren zu lassen, aber das war mir letztlich zu riskant.

      Auch nach Lucius Weniger wollte ich mich nicht mehr erkundigen. Ich hatte genug gesehen und erfahren. Ich dankte Ricardo Ruiz, der beim Abschied noch eine längere Bemerkung machte.

      „Herr Wallmann, es hat mich sehr gefreut“, sagte er. „Bestellen Sie Mandy Conchita schöne Grüße, wenn Sie einander das nächste Mal treffen. Sie hat mir bereits beschrieben, dass Sie ein äußerst umgänglicher Zeitgenosse sind und dass Sie selbst unter Ängsten leiden. Wer ist schon frei davon. Umso mehr schätze ich es, dass Sie unser Unternehmen protegieren werden. Sie tun etwas Gutes. Für Mallorca, für das Land Spanien, für die Welt, für die Menschheit. Für uns ist es sehr wichtig nicht nur den Tourismus zu haben. Oder Orangenbäume, Olivenbäume, Kartoffelfelder, Rebstöcke. Sie verstehen, was ich meine.“ Er zwinkerte mir zu.

      Ich nickte, aber nur, um nachzustoßen.

      „Ich wusste gar nicht, dass Sie Mandy kennen. Eine tolle Frau! Wann haben Sie zuletzt mit ihr gesprochen?“

      Ricardo Ruiz’ Blick wich mir aus. „Ich habe nach dem Kongress mit ihr zu Abend gegessen. Wissen Sie, die Branche ist klein, auf Mallorca drängt es sich besonders.“ Er lachte ein unechtes Lachen. „Man trifft sich, man tauscht sich aus.“

      „Sie arbeiten nicht zusammen? Ich meine Global Sensual Maxx und Lux Pharma Industries?“

      Ricardo runzelte die Stirn. „Eigentlich nicht, aber vielleicht mal. Ist doch eine der besten Adressen ...“

      Ich verzog mein Gesicht ebenfalls zu einem Lächeln. „Sie mögen recht haben. Ich kenne mich da nicht so aus, ich bin ein Hochschullehrer. Wie dem auch sei. Viel Erfolg!“

      Wir schüttelten einander die Hände und Ruiz begleitete mich hinaus. Er winkte nochmals, rief mir hinterher, während ich Richtung Pförtner marschierte. „Herr Wallmann, entschuldigen Sie, ich vergaß, benötigen Sie ein Taxi?“

      „Nein“, rief ich zurück. „Habe einen Leihwagen.“

      Er hob erneut die Hand, dann drehte er sich um und ging schnell wieder in das Gebäude hinein.

      Auf dem Weg zum Jeep versuchte ich die gesammelten Informationen auszuwerten. Ricardo Ruiz, davon war ich fest überzeugt, hatte mich angelogen. Global Sensual Maxx und Lux Pharma Industries arbeiteten gewiss miteinander an einer oder mehreren Kampagnen für neue Produkte. Und auch, dass Mandy nichts von einer auf dem Hotelzimmer hinterlegten Ledermappe mit Medikamenten zur Angsttherapie wusste, wollte ich nicht mehr glauben. Wahrscheinlich hatte ein anderes Treffen vor dem Angor Kongress stattgefunden, durch Mandy Conchita Williams betreut oder wen auch immer, aber in jedem Falle zugunsten von Lux Pharma Industries. Wenn, ja, wenn diese Pillen, die ich in den Kartons lagernd gesehen hatte, genau mit den meinigen in meiner Anzugjacke befindlichen übereinstimmten, würde dieses Gedankenspiel mehr als nur eine nachvollziehbare Vermutung sein. Aber: Wenn ich dies wusste, was brachte es mir im Wissen darum, dass ein mittelloser Ex-Fabrikant mit psychischen Problemen tot im Hafenbecken gefunden worden war oder eine junge Frau, die sich wahrscheinlich zu medizinischen Tests gemeldet hatte, nun wie vom Erdboden verschluckt zu sein schien? – Ich kam mit viel Wohlwollen zu der hypothetischen Annahme, dass möglicherweise Ines Atma im Rahmen einer Studie Medikamente von Lux Pharma Industries testete oder getestet hatte. Der Tod von Xaver Henner Müller musste gar nichts mit diesem Medikamentenhersteller zu tun haben. Sie konnten beide zufällig, aus unterschiedlichen Gründen, den einzigen deutschen Psychiater auf der Insel aufgesucht haben. Diese Vermutung blieb nach wie vor bestehen.

      Aber, was sollte ich nun tun?

      Ich zermarterte mir auf der Rückfahrt nach Andratx das Hirn und erdachte allerlei Möglichkeiten. Ich beschäftigte mich in der einen oder anderen Hinsicht mit Ermittlungsmöglichkeiten und Beweisverfahren.

      Ich dachte über Mia nach. Meine Tochter. Über Anita, meine Noch-Frau, von der ich getrennt lebte. Über Gefahr. Über den worst case, also den ungünstigsten anzunehmenden Fall. Und ich kam zu dem Schluss, dass ich es probieren musste. Ich wollte Ines Atma finden, also musste ich es so versuchen, wie eine Eingebung es mir vorschrieb, daran führte kein Weg vorbei. Aber ich verschwendete seltsamer Weise keinen Gedanken daran, dass sie die Insel verlassen haben könnte.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA5ACWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDk5ZUM TANVNWXPWnOh2moADXvRicDJy6+tHmL/AHqrkEmjFNoCx5i/3qcXX+9VbFFIZZEi+tIXXPWq4op2 AseYv96gOvrValB5p7CZaEi/3qQyrn71