Wolf- Dieter Erlbeck

Biene und der Außerirdische


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zur Schule gehe, wieder hier.“

      „Dann schlafe gut und träume von mir“, sprach das seltsame Wesen und genauso plötzlich wie es erschienen war, verschwand es unter Zischen wieder.

      Biene bemerkte einen Windhauch und der Spuk existierte nicht mehr. Auch der eigenartige Ballon unter dem Buschwerk blieb verschwunden.

      Biene schüttelte den Kopf und sah in ihre leere, kleine Hand, in der sich eben noch der dreifarbige Radiergummi befand. Sollte sie alles nur geträumt haben?

      Sie ging vorsichtig zu der Stelle wo sich eben noch der runde, ballähnliche Gegenstand befand. Nichts, fast nichts deutete darauf hin, dass er hier gelegen hatte. Ein paar umgeknickte Grashalme und…?

      Biene bückte sich und erkannte eine winzig kleine Fläche verbranntes oder versengtes Gras.

      Sie hatte sich also doch nicht geirrt! Das Männchen hatte mit seinem Gefährt vorübergehend die Erde wieder verlassen. Würde sie es morgen früh wieder antreffen?

      Biene ging nachdenklich nach Hause. Kurz vor der Haustür drehte sie sich noch einmal um und erblickte einen taghellen Stern am Horizont, ähnlich einem Silberstreif. Vielleicht handelte es sich ja auch um eine Sternschnuppe, von der Mama schon häufig erzählt hatte.

      Das Abendessen verlief sehr schweigsam und da Biene von ihrem seltsamen Erlebnis weder ihren Eltern, noch ihrem großen Bruder etwas erzählen wollte, ging sie ohne weitere Erklärung früh zu Bett. Bevor sie sich hinlegte schaute sie wie jeden Abend kurz aus dem Fenster und entdeckte erneut den seltsam hellen Silberstreif am Horizont.

      Die Nacht schlief sie tief und fest und träumte von ihren Freundinnen, die alle drei Köpfe hatten und diese wie Scheinwerfer in der Dunkelheit gebrauchten. Als sie gerade fragen wollte wo die Lichtschalter installiert sind wurde sie von Ihrer Mama geweckt.

      „Aufstehen du kleine Schlafmütze oder hast du heute schulfrei?“

      Biene rieb sich verwundert die verschlafenen Äuglein und blinzelte ihre Mama an:

      „Natürlich habe ich Schule! Wir schreiben doch heute eine Mathearbeit.“

      „Und hast du geübt?“

      „Ja“, log sie und dachte an ihr gestriges Erlebnis. Würde das eigenartige Wesen an der verabredeten Stelle warten? Wenn nicht, könnte es zu einer Katastrophe in Mathe führen!

      Zum Frühstück brachte sie kaum einen Bissen hinunter. Hastig trank sie ihren Kakao aus, hängte den Schulranzen über die Schultern und verließ winkend ihr zu Hause.

      Als sie sich außer Sichtweite befand, schlug sie schnell den Weg zu der verabredeten Stelle ein. Atemlos erreichte sie die Stelle.

      Niemand da!

      Sie schaute sich um, blickte zum Himmel, kein Ballon und kein Männchen! Weit und breit nichts zu erspähen! Das Wesen hatte die Verabredung nicht eingehalten.

      War doch alles nur ein Traum gewesen?

      Als sie sich gerade abwenden wollte vernahm sie wieder dieses Rauschen und Zischen und Sekunden später stand ein Feuerball, aus dem sich das Wesen mit den drei Köpfen herauskristallisierte, vor ihr.

      „Entschuldige bitte, aber auf unserem Planeten wird heute der Jahrestag unserer Entstehung gefeiert. Der Besucherstrom hat mich aufgehalten.“

      „Ich dachte schon du kommst nicht mehr“, sagte Biene.

      „Wenn ich etwas verspreche halte ich es auch!“

      „Schön, dann lass uns gehen.“

      „So? In meinem Zustand?“

      „Nein, ich dachte als Radiergummi.“

      „O.K.! Dann nimm mich auf deine Hand.“

      „Du bist viel zu schwer für mich.“

      „Vertrau mir nur und las mich setzen.“

      Biene hielt ihre Hand auf und das Wesen nahm darauf Platz, ohne dass sie etwas von seinem Gewicht bemerkte. Ein Kopfnicken, zischen und ein leichter Windzug und ihr Händchen umklammerten den dreifarbigen Radiergummi.

      „Dann wollen wir mal“, sprach dieser.

      „Was muss ich denn tun“, fragte Biene?

      „Du legst mich auf deine Aufgaben und alles andere überlasse dann mir!“

      Fröhlich lachend und abwechselnd auf einem Bein hüpfend erreichte sie die Schule.

      Wie erwartet erfolgte gleich in der ersten Stunde die angesagte Klassenarbeit.

      Biene legte den Radiergummi auf ihren Tisch und wartete auf die Aufgaben, die ihre Lehrerin verteilte.

      Als sie die Aufgaben in ihren kleinen, schmalen Fingern hielt, rutschte das Herzchen in die Hose. Wie sollte sie diese Aufgaben jemals lösen.

      Sie sah ihre Nachbarin an, die bereits mit der Lösung beschäftigt schien und legte unauffällig ihren Radiergummi auf die Aufgaben.

      Wie von Geisterhand geführt jagte der über die verschiedenen, unterschiedlichen Aufgaben und, ein Geschenk des Himmels, es erschien jeweils ein Lösungsweg mit Endergebnis!

      „Hoffentlich verrechnet er sich nicht“, dachte Biene, „dann bin ich aufgeschmissen!“

      „Darf ich mal“, fragte ihre Nachbarin und griff nach ihrem Wunderradiergummi?

      Bevor sie ihn noch zurückziehen konnte, radierte ihre Freundin schon damit. Was sollte man auch anders mit einem Radiergummi machen?

      „Aua! Dein Radiergummi beißt ja“, schrie ihre Freundin auf!

      „Spinnst du“, antwortete Biene, „wie kann ein Radiergummi beißen?“

      Ihre Nachbarin zeigte ihr den geschwollenen Finger, wo sie deutliche Biss-Spuren erkannte!

      „Ruhe“, rief die Lehrerin und Biene nahm ihren Radiergummi wieder an sich. Als sie ihn betrachtete, erkannte sie das Augenzwinkern, drehte ihn herum und küsste unauffällig und flüchtig den Mund bevor sie ihn wieder auf die Aufgaben legte.

      Lächelnd beobachtete sie den Gummi, wie er über die restlichen Aufgaben ihrer Mathearbeit tobte und Lösung auf Lösung niederschrieb. Unauffällig, damit niemand etwas bemerkte, folgte ihm Biene mit ihrem Bleistift.

      „Fertig“, flüsterte der Radiergummi!“

      „Was hast du gesagt“, fragte ihre Nachbarin?

      „Fertig!“

      „Ruhe“, rief die Lehrerin, kam auf Biene zu, schaute ihr über die Schulter und nickte anerkennend mit dem Kopf.

      „Soll ich deine Arbeit schon mitnehmen?“

      „Nein, ich wollte noch einmal nachrechnen.“

      „Gut“, sagte die Lehrerin, „aber es sieht gut aus! Was hast du da für einen hübschen Radiergummi?“

      Dabei griff sie nach dem kleinen „Kobold“ und betrachtete ihn aus der Nähe, bis sie ihn plötzlich unvermittelt fallenließ und erstaunt ihre Hand inspizierte.

      „Was ist“, fragte Biene und bückte sich nach dem am Boden liegenden Gummi?

      „Ich weiß nicht, aber mir wurde rasend heiß in der Hand!“

      Biene erkannte auch diesmal das freche Augenzwinkern und steckte den Radiergummi schnell in die Schultasche bevor er noch mehr Unheil anrichten konnte.

      „Hallo“, rief dann plötzlich eine vertraute Stimme und Biene beeilte sich, ihn wieder herauszuholen! Unauffällig hielt sie ihn an ihr Ohr und hörte die flüsternde Stimme:

      „Nicht ins Dunkle, da geht mein Zauber zu Ende!“

      „Entschuldige“, flüsterte sie zurück.

      Nachdem sie ihre Arbeit abgegeben hatte endete ihr heutiger Unterricht und sie trabte fröhlich mit ihrem Radiergummi in der