Catherine St.John

Die Cousine aus Frankreich


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Wenn wir bald aufbrechen, können Sie zum Dinner bei Ihrer Tante sein – lockt Sie das gar nicht?“

      „Doch“, gestand Geneviève. „Gut, ich werde mit dem Wirt reden.“

      Sie erhob sich und suchte den erwähnten Herrn auf, um ihm mitzuteilen, sie wolle nicht mehr auf Mary und deren Gewänder warten; der Herr aus der Wirtsstube werde sie nach London mitnehmen. Der Wirt wunderte sich zwar im Stillen über diese völlige Änderung ihrer Pläne, stellte aber keine Fragen. Schließlich hatte er einen ganzen Louis d´or für ein lumpiges Frühstück kassiert – und was ging es ihn an, wenn diese exzentrischen Ausländer keinen Sinn für Schicklichkeit hatten? Schließlich sah man ja an dieser gottlosen Revolution (der Wirt war durchaus ein gebildeter Mann und las gelegentlich eine Zeitung), was für ein Volk diese Franzosen waren.

      Geneviève fand Mr. Darley im Hof, wo er den Stallburschen beim Anspannen von vier prächtigen und äußerst lebhaften Füchsen beaufsichtigte.

      „Hübsche Tiere, nicht wahr?“, wandte er sich zu Geneviève um, als sie an ihn herantrat. „Haben mich auch eine ordentliche Stange Geld gekostet. Mein alter Herr hat ganz schön getobt, aber dann hat er eingesehen, dass es ein guter Kauf war.“

      „Sie sind wirklich herrlich“, stimmte Geneviève begeistert zu und gestand ihm, dass sie daheim in Frankreich auch Kutschieren gelernt habe. „Aber nie mit so wunderbaren Pferden, nur mit lahmen Kleppern, und auch nur einspännig. Jean-Baptiste hat es mir heimlich beigebracht – Papa hätte es bestimmt verboten, wenn er davon gewusst hätte.“

      „Ihr Vater ist wohl sehr streng?“, erkundigte er sich mitfühlend.

      Sie nickte, verbesserte aber: „War. Er ist vor einem Monat gestorben.“

      „Oh - das tut mir leid.“ Um das traurige Thema zu verlassen, reichte er ihr einem Kutschiermantel und hüllte sich selbst auch in einen erstaunlich schlichten Umhang mit nur drei Schulterkragen, wobei er mit schiefem Grinsen feststellte: „In der Pracht kann ich mich hier nicht länger zeigen, sonst laufen uns noch alle Kinder und Hunde nach. Weiß gar nicht, was ich mir gestern dabei gedacht habe.“

      Geneviève, der nun erst einfiel, dass sie Umhang und Kappe von Jean-Baptiste auf Georges´ Kutter vergessen hatte, pflichtete ihm bei: „Dieser Brokat scheint wirklich für ländliche Gegenden nicht ganz das Richtige zu sein. Sie sehen eher aus, als seien Sie bei Hofe eingeladen.“ Sie wickelte sich in den Mantel und fragte: „Irgendeinen Hut haben Sie wohl nicht? Damit könnte ich mein Gesicht gut verstecken.“

      Er bedauerte. „Wäre aber eine teuflisch gute Idee.“

      Er half ihr auf den Kutschbock, schwang sich neben sie, nahm die Zügel aus den Händen des Stallburschen entgegen und ließ den Pferden die Zügel schießen. Die Füchse stoben davon. Als sie in rasendem Tempo, aber höchst elegant aus der Einfahrt schwenkten, erinnerte sich Geneviève daran, dass sie vor noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden auch auf einen Wagen geklettert war, Jean-Baptiste neben sich. Was war seitdem nicht alles geschehen!

      In Zukunft würde es wohl keine solchen Fahrten mehr geben; als gesittete junge Dame von Stand mit weiten Röcken und gepuderter Frisur würde sie, wie es sich gehörte, im Fond einer Kutsche sitzen statt auf dem Sitz eines hohen Karriols.

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