Liliana Dahlberg

Lang lebe die Lüge!


Скачать книгу

ein offenes Ohr, und man munkelte im Dorf, dass sich Mrs. Winter mittlerweile sogar Sünden ausdachte, die sie ihm beichten konnte. Der Pfarrer bekam im Gegenzug aber auch immer etwas von ihrem köstlichen Gewürzkuchen ab. Außerdem wurde sie oft auch mit einer Dose Plätzchen auf dem Weg zum Pfarrhäuschen gesehen. So wurde der Pfarrer stets gut verköstigt und hatte sicherlich auch nichts weiter dagegen, wenn Mrs. Winter auf seiner Türschwelle stand, zumal jedes ihrer Gespräche letztendlich in eine köstliche Teestunde mündete. Nur dem Klatsch, den sie ihm zusammen mit dem Ergebnis ihrer Backkünste so gerne servierte, war er sicherlich weniger zugeneigt. Ihm wäre es lieber gewesen, die Leute würden von selbst auf ihn zukommen und ihm von ihren Sorgen erzählen, anstatt durch das meist sehr verzerrte Bild von Mrs. Winter davon zu erfahren. Oft berichtete sie ihm richtige Schauermärchen von den Einwohnern Westshires. Mrs. Winter empfand sich als verkannte Miss Marple, die der Wahrheit auf den Grund ging. Doch leider endete diese meist schon in ihrem Mund, da sie aus lauter Langeweile ihrer Fantasie etwas zu viel Spielraum gab. So hatte sie gegenüber Mr. O’Connell beispielsweise im Brustton der Überzeugung behauptet, dass ihr Nachbar Mr. Livingston in seinem Garten mithilfe einer Schaufel einen Graben ausgehoben und neben ihm ein verdächtig großer, langer Sack gelegen hätte, in dem sie die Leiche seiner von ihm ermordeten Frau vermutete. Später hatte sich herausgestellt, dass in dem ominösen Sack nichts als einfache Blumenerde gewesen war, mit der ihr Nachbar ein Blumenbeet anlegen wollte, während sich seine Frau ein paar schöne Tage auf den Kanaren machte. Ein anderes Mal hatte sie dem Pfarrer berichtet, im Haus gegenüber würde sich eine militante und gefährliche Organisation formieren. Dieses Haus war jedoch lediglich eine Art Vereinshaus, in dem sich an dem von ihr beschriebenen Abend eine Handvoll Umweltschützer zu ihrer Hauptversammlung getroffen hatten. Mrs. Winters Nachbarn verzichteten mittlerweile schon freiwillig darauf, sich Hitchcocks »Psycho« anzuschauen, um nicht gleich die Polizei vor ihrer Tür stehen zu haben. Aufgrund dessen hatte ihr Mr. O’Connell, natürlich so subtil wie nur möglich, empfohlen, doch einmal ein Buch zu lesen, wohlgemerkt einen Liebesroman, und so ihre Zeit zu verbringen. Die Bibel hatte er ganz bewusst nicht zur Sprache gebracht, denn am Ende hätte ihm Mrs. Winter noch von einer plötzlichen Heuschreckenplage in ihrem Garten erzählt.

      Violett warf also einen Blick in das örtliche Telefonbuch, das in ihrer Kommode lag. Nachdem sie Mrs. Winters Nummer im hinteren Verzeichnisbereich gefunden hatte, rief sie sie sofort an.

      »Hallo, hier Winter. Wer spricht?«, meldete sich Mrs. Winters schrille und sensationslüsterne Stimme.

      »Hallo, hier ist Violett.«

      »Tut mir leid, dass du so schlecht klingst, Kind«, meinte Mrs. Winter zu Violetts Verwunderung. Sie selbst empfand den Klang ihrer Stimme als vollkommen normal, zumal sie sich große Mühe gab, gegenüber den Nachbarn und den restlichen Dorfbewohnern nicht zu zeigen, wie sehr sie die Nachricht, die sie heute erhalten hatte, aufregte.

      »Mir geht es eigentlich ganz gut, aber …«

      »Das denkt man immer, und dann passiert das große Unglück.«

      »Mrs. Winter, ich bin von keinem tödlichen Virus befallen. Ich hätte nur gerne die Nummer von Pfarrer O’Connell.«

      »Willst du ihn besuchen? Dann können wir uns ja dort treffen. Ich bin immer zwischen vier und fünf dort.«

      Damit wusste Violett schon einmal, um welche Uhrzeit sie einen großen Bogen um das Pfarrhaus zu machen hatte. »Könnten Sie mir die Nummer des Pfarrers jetzt geben?«

      »Das kann ich natürlich. Ich muss sie nicht einmal nachschlagen. Die habe ich fest in meinem Kopf gespeichert.«

      Welch ein Wunder, dachte Violett genervt.

      »Die Nummer lautet 475363. Sie erinnert mich …«

      »Danke«, meinte Violett kurz, um Mrs. Winter nicht auch nur die geringste Chance zu geben, ein weiteres Wort zu sagen. Andernfalls kämen in ihr gewiss ganz unchristliche Gedanken auf. Erleichtert legte sie auf und wählte gleich darauf die Nummer von Mr. O’Connell. Sie hatte sie sich gut eingeprägt.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCAyyCWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDbJIag MT3qvc3kNsSZGH51lXXiWCEERIGIB/iruueckzdMgUZZgK4PWblpLs4bIUYpLvxDdXKtt+QZ9ayX 89pAW3HPfFYzkdNKDuXrLW7izVoU4z3qOS8mmdmbJJ71csdAvNQI8pDg45211em/D+RwDdT7BjoU /wDr1i5Nm7XLqcUjzscLk/StG20zULp1EcDknp0FegReGtG005LLKw9gKuJf2sLIsFsi7TjPH+FC gxc6ORt/A+rzAFoioPX5l/xqzJ4Na2I8+QBvqK9QiukbT1mCjgc4Ncdql99tuSegHvWfK0y07nOW +iW0FwGJzg810VjeRWJVY1wDWcQFbccYqcWsrp5iDco9BTSGzrLa886VQG4NTXRaN1ZOeTmuZtbt oSj56HkZro4rlLmHeMcdRmhoVwlIkQA9TWdva1lDIcgdauTSJEm+Rgq+prz/AMSeNIrbfHaYZsdQ /vSWoHf3HiLT7KDzp7gDAztwTyPwryjxh4yOr3LrA/7sH5flPpXK3OqX+q3G0PJgnkBiRzW1pXhi S4KyXDNj3Wt6dJv4iJSUTCsbC+1OfaUO31rtE0X7NpY8ofvlXn34rYtrKC0j2xIB7gVNjsOldTSZ yc75rnGeH75W1Ty7oeXKpP8AOu1MhY57VyPiTTWtJRf2a4IPzYX2rZ0TURqNkTkb1bBGc+lSopFz bkjU3GkLmkJyeBSEGtDnK2qN/wAS2UHuDXh+qK0d5Jg8Fj/OvcNQi86wkXOPlODivD9ZVkvJVLZ2 uw/Wspq6N6MjOlkcAEVCZnz1oZy3y01lKnBrlv0OssQ3DE7SakJk7txVVPlYGrRcBBu5oSC1ixbu cjb2r0TwCHZp3b/Y/rXnFsMfN616J4GvYoDJFIwy+3Bz9a66eiOWtqd/5jZ60oYmmhRjOODyKUDF Wc4pJ9aXeccU3BJ9qD04FAxWmCKWZsCuC8Xaks13tjYEAYNT6vq12LkQ4ZEx1ya5rU0kbMud3fNY 1GkioXk9B2mXkj3kcIr1e2Pl20e49BXj+juseqRyN933rvLrxAs5S2tVySMZDVNLlWxcubqdGtws j4U59avCPNuZFbkGsWFTZ2IaQ5d1ByeO1FvezAEFjtPPWqqSsb0KPNqT3F6VUr/FWeZpCeTS3L7n 3Hp61CjB2AFYubO6NFItQyPuzmtNJw5wDzVCGE4q5FAUZXA79MVUZ2M6lJSJtzK3NBduxrTksxNa iRRtIHPFZjJg47it4yucFSlyDS7Hg1j+J1ZtIJTqFb+VbDDvVHWFD6VKMZO0/wAqox2Z5LiSWYJn knFetaPG9vpqo55z/hXkyP5d7n+65r12xbzbJGxQ2azldIyPFcEqwx30YyYyXP4YNa2mXZubGOQE ZKjNOvoftOnywHnKkdM9RWF4evRbpLbzHHl5xk47076GKjdnTbz60bj68Vkx6zDNcCJB+Oau3d7D aW7uzrkLn9Km9xzjy7lgyY5JUCmNdwoPmmUAV5xqfiu5lmeOF