Melody Adams

Pain


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angefallen werden können. Es war nicht sicher allein, und noch dazu als schwache Frau, in diesen Wäldern. In der Siedlung waren Wachen, die ihre Runden liefen und die Hunde, die Alarm schlugen, wenn sich jemand oder etwas näherte, und es gab hohe Zäune, die es Wildtieren erschwerten, sich ins Dorf zu schleichen.

      Mit einem Seufzen wandte ich mich ab und lief zurück in den Wald. Ich hatte genug von unerwünschter Gesellschaft. Manchmal blieb ich mehrere Tage fort. Es war ein gutes Gefühl, sich frei zu bewegen. So viele Jahre hatte ich in meiner Zelle verbracht und mir vorgestellt, wie es sein würde, frei zu sein. Die einzigen Lichtblicke in meiner Gefangenschaft waren die kurzen Besuche meines Sohnes gewesen.

       „Erzähl mir! Was hast du die letzte Woche gemacht?“, fragte ich meinen Sohn. Er war jetzt etwa vier Jahre alt, doch er wirkte nicht viel älter als ein zweijähriger. Die Ärzte sagten, er hätte einen Gen-Defekt und war wertlos. Sie ließen ihn nur deshalb am Leben weil sie ihn als Druckmittel benutzen konnten, um mich daran zu hindern, gegen sie zu rebellieren.

       „Ich war drei Mal draußen“, erwiderte mein Sohn. Normalerweise wurde er nur ein Mal pro Woche nach draußen in den Hof gelassen. Es war kein schönes Leben, das er führte, doch es war zumindest besser, als meins. Man hatte mir sein Zimmer gezeigt, als wir einmal auf dem Weg in den OP waren. Es war groß und hatte ein Fenster, wenngleich es auch vergittert war. Er besaß einen verschlissenen Teddybär, den einer der Wärter ihm mitgebracht hatte und einen Ball, mit dem er bei seinem Freigang im Hof spielen durfte. Außer ein paar Bluttests und anderen schmerzfreie Tests, ließen sie ihn in Ruhe, doch ich hatte keine Zweifel, dass sie ihm wehtun würden, sollte ich bei ihren Versuchen nicht mitspielen. Morgen würde ein neuer Versuch gestartet werden, deswegen hatte man meinen Sohn einen Tag eher zu mir gelassen. Sie schienen nicht zu wollen, dass er mich sah, wenn ich von den Versuchen beeinträchtigt war.

       „Drei Mal?“, fragte ich und strich ihm über das schüttere rote Haar. „Das ist gut, nicht wahr?“

       Mein Sohn nickte.

       „Und ich hab ein Eichhörnchen gesehen.“ Er beschrieb mir in allen Einzelheiten, wie das Tier ausgesehen hatte. Wie einer der Wärter das Eichhörnchen mit Nüssen angelockt hatte. Die Beschreibungen meines Sohnes, wie es außerhalb meiner Zelle aussah und was er erlebt hatte, waren meine einzige vage Vorstellung von Freiheit. Wie wenig dies mit der wirklichen Freiheit zu tun hatte, sollte ich erst Jahre später erfahren, wenn man mich nach Eden bringen würde.

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