Frater LYSIR

Magisches Kompendium - Schamanismus und angewandte Schamanismen


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Handy – ein echtes Handy, welches mit der Figur des Fetisches verschmolzen wurde bzw. das Handy wurde mit vielen anderen Dingen „verarbeitet“. Wer sich hier mal näher informieren will, dem kann ich das „Voodoomuseum“ unter der Leitung von Henning Christoph wahrlich empfehlen. So wie also Voodoo anpassungsfähig ist, so muss auch der Schamanismus aus einem anpassungsfähigen Blickwinkel betrachtet werden. Durch die Industrialisierungen Europas ist es nicht schwer zu erraten, dass es hier keine durchgängige schamanische Tradition gab. Doch da die Welt näher zusammen gerückt ist und in Zeiten des Internets und der Interkontinentalreisen es kein großes Problem darstellt, seinen eigenen Horizont zu erweitern, hat der Schamanismus sich verändert. Deswegen besitzen die „aktuellen“ Schamanen – oder von mir aus auch „Neo-Schamanen“ – einen reichen Schatz an schamanischen Ideen, Grundgedanken, Begriffen und irgendwie auch Indizien zu den „althergebrachten Wahrheiten“. Schamanismus hat es schon immer gegeben, sodass der Schamanismus auch schon immer unseren Alltag beflügelte – nur nicht unter dem Begriff des Schamanismus. Wenn die Oma Kräuter sammelte, wenn der Opa Heilgesänge konnte, wenn die Tante schon immer etwas verschroben war und als „Dorfhexe“ galt, da sie „Gesundbeten“ konnte, sind dies alles schamanische Arbeitsweisen, die überall vollkommen normal waren und im Grunde auch normal sind – selbst in der aktuellen Zeit. Hierbei muss aber berücksichtigt werden, dass der Schamanismus sehr praxisorientiert ist und eher selten zu philosophischen Ergüssen neigt.

      Natürlich gibt es auch hier Schöpfungsmythen und kosmische Philosophien, doch wird man den Schamanismus in Bezug auf diese Gedankenexperimente niemals mit der Kabbalah, der Hermetik, der Alchemie oder Kosmologie anderer magischer Richtungen (wie die henochische Magie oder die Chaosmagie) vergleichen können. Schamanismus ist hier eher praxisorientiert, so wie im Grunde alle Naturpraktiken. Es wird nach der Maxime gearbeitet, dass es zwar die höheren Ebenen, Schwingungen und Energien gibt, man diese aber nicht unbedingt für die weltlichen Problemlösungen benötigt. Es ist damit vergleichbar, dass der Schamanismus die Philosophie vertritt, dass man sich an den „direkten Mitarbeiten“ wenden soll, statt an den obersten Chef. Wenn man z. B. ein Kleidungsstück umtauschen will, welches man in einem Geschäft gekauft hat, ist es sinniger, sich einen Mitarbeiter des Geschäftes zu suchen, anstatt der Firmenleitung und dem Aufsichtsrat seine Beschwerde vorzutragen, da meist hier nicht die Zeit – und auch nicht die Ahnung – vorherrscht, sich mit diesen (weltlichen) Problemen zu befassen. Der Vorstand wird nicht wissen, wie man einen Umtausch tätigt, der Mitarbeiter im Geschäft vor Ort schon. Genau deswegen ist es sinniger, sich mit den Naturenergien und den terrestrischen Schwingungen im Schamanismus zu verbinden, da man mit den stellaren Schwingungen eher weniger machen bzw. anfangen kann. Dieser Umstand wird leider sehr oft bewertend betrachtet, sodass menschliche Egos auf die Idee kommen, dass es eine Abwertung ist, dass die Naturreligionen bzw. der Schamanismus primär mit terrestrischen Energien arbeitet und die stellaren Konzepte kaum verwendet. Nun, es ist einfach eine Beschreibung der praktischen Tatsachen und Gegebenheiten. Doch leider reflektieren menschliche Egos in diesem Fall kaum etwas. Manchmal wird auf Biegen und Brechen versucht, stellare Themen in den Schamanismus mit einzuflechten, da es ja auch hier verschiedene Welten und Konzepte gibt. Es werden Prinzipien der „oberen Welt“ hinzugezogen, damit man eine egoistische Aufwertung vollziehen kann. Dass diese Prinzipien überhaupt keinen Handlungsgrund besitzen bzw. zum größten Teil auch überhaupt nicht erreicht werden (können), wird außer Acht gelassen. Man muss immer schauen, in welchen Bereichen man seine Kosmologie errichten will, da es eben NICHT den Schamanismus gibt und auch nicht das schamanische Pantheon, in welchem es DIE schamanischen Gottheiten gibt. Wenn man so will, kann man jeden einzelnen Stamm der Frühzeit in Europa als „schamanische Gemeinschaft“ betrachten. Zwar wird manchmal versucht eine Klassifizierung in „keltischen Schamanismus“ oder auch „germanischen Schamanismus“ zu treffen, doch ist dies im Grunde falsch, da es eben NICHT die Germanen und auch nicht die Kelten gab.

      Es waren Volksgruppen und verschiedene Ethnien, sie von den Römern – aus Gründen der Einfachheit – unter zentralen Begriffen zusammengefasst wurden. Diese Bezeichnungen wurden mitgenommen und hielten auch Einzug in den aktuellen (und spirituellen) Sprachgebrauch. Gut, es ist auch definitiv einfacher, denn wie soll man denn die gesamten Stämme bezeichnen? Soll man sagen „die Kelten des Landstriches der Bretagne“ oder „die Kelten aus dem Elsass“. Man würde auch nicht die „friesischen Germanen“ oder die „dänischen Germanen“ sagen, obwohl man mittlerweile versucht eine sinnige, passende und nicht zu komplizierte Einteilung zu schaffen (Nordgermanen, Küstengermanen, Rhein-Germanen, Elb-Germanen etc.). Da aber das nordische Pantheon über einen großen Göttervorrat verfügt, einen Weltenbaum hat und auch sonst sehr viele „schamanische Arbeitsweisen“ aufweist, wird gern vom germanischen oder nordischen Schamanismus gesprochen. Doch wenn man sich in das irische Pantheon begibt – oder ein anderes Pantheon der „Insel-Kelten“ – wird man auch hier wieder passende Arbeitsweisen finden, egal, ob es um Sagen, Mythen oder Kosmologien geht.

      Die Kosmologie kann hier zum Teil aber Probleme erschaffen, wenn man mit Gewalt die anderen Bereiche abstecken will, sodass man eben „Auge in Auge“ mit den Göttern arbeitet. Selbstverständlich ist das möglich, doch dann mit den höheren Energiekörpern, die man erreichen muss. Um die höheren Energiekörper zu erreichen, muss man sein gesamtes Energiesystem codieren und neu erkennen, sodass man hier sich eigene und sehr spezifische Muster und Programme erschafft. Man geht sozusagen in eine kosmische Transzendenz. Eine kosmische Transzendenz wird man aber auch nur durch stellare Arbeitsweisen erreichen, sodass man hier zwingend auch die anderen magischen Maximen und Philosophien berücksichtigen muss. Ob man dies nun kabbalistisch mit dem Etz Chajim, dem „Baum des Lebens“, mit Yggdrasil aus dem nordisch-germanischen Bereich oder dem Weltenbaum der Kelten abarbeiten will, muss man selbst entscheiden. Fakt ist aber, dass man sich hier nur energetisch bewegen kann, sodass man schauen muss, wie man sich auf diese Ebenen bringen will. Im klassischen Sinne sind diese Ebenen nicht einfach zu erreichen, da man mehr als einmal sterben und neu erschaffen werden muss. Ferner wird man auch mit terrestrischen Guides und Hilfswesen nicht zwischen den Sternen agieren können. Es ist zwar toll, wenn man mit dem Geist eines Baumes agiert, doch wird dieser nicht die Fähigkeiten eines Planetenlogos haben. In diesem Fall ist ein Baum ein Baum und ein Gott ein Gott – die Schwingungen sind nun einmal verschieden.

      Man kann es sich auch so vorstellen, dass man nun doch in die Vorstandsetage muss, um hierzu kommunizieren. Dass man hier dann auch andere Themen vorbringen muss, als einen einfachen „Warenumtausch“, muss klar sein.

      Die Mythologien der verschiedenen Kulturen besitzen immer eine terrestrische und eine stellare Seite der Erzählungen, sodass sich hier eine echte Kosmologie (Seins-Ordnung) ergibt. Hierbei ist es nicht einfach, eine klare Trennung zu schaffen, da die Geschichten auf sehr verschiedenen Ebenen agieren. Die berühmte Geschichte, dass Allvater Wodan / Odin sich in die Weltenesche (Yggdrasil) für neun Tage hing, sein Auge opferte (es ist nicht beschrieben, ob es das linke oder das rechte Auge ist) um die Weisheit zu empfangen, ist so vielschichtig, dass man sie auf alle Bereiche anwenden muss – auf stellare Ebene und auf terrestrische Ebenen. Hierbei gilt aber, dass man seinen Horizont entsprechend erweitern muss. Wenn ich schamanische Arbeiten auf Kräutersammlungen und Trommelbau beschränke, wird sich die stellare Seite der Kosmologie nicht erschließen. Wenn ich schamanische Arbeiten auf philosophische Konzepte, auf Channelings und auf Invokationen beschränke, wird sich die terrestrische Seite der Kosmologie nicht erschließen. Deswegen ist geistige Flexibilität absolut essenziell. Wenn ich mit der Kosmologie eines Weltenbaums arbeiten will, muss ich reflektieren, ob dies für meine Arbeitsweise sinnig ist, oder ob mein Ego es toll findet, stellare Themen zu sammeln. Dies gilt für alle Mythologien und Sagenschätze, die sich auf Orte in der Natur oder auf Konzepte im Kosmos beziehen. Da man die „echten Bräuche“ der vergangenen Zeiten nicht zu 100% konstruieren kann – alle Aufzeichnungen besitzen eine christliche oder römische Färbung, was bedeutet, dass hier keine unvoreingenommenen Berichte vorliegen – muss man schauen, wie man die Informationen der Antike mit dem Lebensgefühl der aktuellen Zeit mischen und paaren kann. Da der Volksglaube zum Teil einen höheren „Reinheitsgrad“ hat, als historische Aufzeichnungen, ist es manchmal lohnenswerter, in diesen Bereichen auf die Suche zu gehen, sodass man schaut, wie eine spezielle Region ihre Volksfeste feierte und welche Brauchtümer es hier gab. Natürlich wird man auch hier auf Grenzen stoßen, doch solange man wertneutral und reflektiert