Georg Blumenthal

Die Befreiung von der Geld- und Zinsherrschaft


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Nachfrage ergeben, illusorisch und überflüssig gemacht; selbst im Falle seiner Realität könnte es immer nur im Preise mit einbegriffen sein.7 Unsere weitere Untersuchung wird die Haltlosigkeit der Wert-Lehre auch denen klar machen, die noch immer von diesem Aberglauben befangen sind. Und den Marxisten wird endlich die Erkenntnis aufklaffen:

      Karl Marx meint mit dem sogenannten „Wert“ lediglich den vom arbeitlosen Einkommen (Mehrwert) befreiten Preis. Wenn alle Preise nur aus Löhnen bestehen, ist das Problem gelöst, mit dem Marx sich vergeblich abmühte.

      Ich stütze mich also in meinen weiteren Ausführungen lediglich auf die Theorie Gesell’s und wir treten damit in eine völlig neue Betrachtung der volkswirtschaftlichen Probleme ein.

      V. Angebot und Nachfrage.

      Das natürliche Gesetz der Volkswirtschaft ist der Austausch materieller und intellektueller Güter und Leistungen. Dieser volkswirtschaftliche Güteraustausch hat aber zur Voraussetzung das Angebot und die Nachfrage, d. h. die auszutauschenden Güter müssen sich anbieten und das Geld muss die Nachfrage für sie vertreten und ihren Austausch vermitteln.

      Verschiebt sich nun aus irgendeinem Grunde das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage, so verschieben sich natürlich auch die Preise entsprechend. Wird z. B. die Nachfrage nach Waren (also das Geldangebot) größer, so werden die Warenpreise steigen, und die „Kaufkraft“ des Geldes (also der mit Waren gemessene Preis des Geldes) wird entsprechend sinken. Wird umgekehrt das Geldangebot, d. h. die Nachfrage nach Waren kleiner, so sinken die Warenpreise und der Preis (also die Kaufkraft) des Geldes steigt.

      Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt also immer den Preis.

      Dieselbe Wirkung hat natürlich auch eine Veränderung im Angebot von Waren, d. h. die aus dem Warenangebot bestehende Nachfrage nach Geld. Schrumpfen aus irgendeinem Grunde (z. B. durch Krieg, Spekulationsmanöver und dergl.) die Warenbestände oder das Angebot derselben zusammen, während das Geldangebot unverändert bleibt oder gar vergrößert wird, so steigen demgemäß die Warenpreise, während der Geldpreis sinkt, d. h., man erhält also für eine bestimmte Warenmenge eine größere Geldsumme als bisher. Sind aber Angebot und Nachfrage auf beiden Seiten dauernd gleich, so ergeben sich aus diesem festen Verhältnis auch feste Preise, worauf ja die Währung hinzielt.

      Ein dauernd festes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage ist also die Voraussetzung jeder zuverlässigen, wirklichen Währung, d. h. die Preise sollen „währen“. Und die Vorbedingung für dies dauernd feste Verhältnis bestände wiederum in dem volkswirtschaftlichen Gleichgewicht zwischen Ware und Geld, also in einem gleichgroßen und gleichstarken Angebotsdrang dieser beiden Faktoren. Wird dies Gleichgewicht gestört, d. h. ist einer der beiden Faktoren in der Lage, sein Angebot oder die Nachfrage gegenüber dem anderen Faktor einzuschränken oder zu verweigern (z. B. das Geld die Nachfrage nach Ware), so stockt der Warenaustausch und weiterhin auch die Produktion. Je nach Dauer und Umfang solcher Stockungen wird dadurch unter Umständen die ganze Volkswirtschaft in Mitleidenschaft gezogen und stillgelegt (Krise).

      Nicht in der Stockung, in der Zurückhaltung und der Anhäufung, auf einer oder der anderen Seite, liegt aber das Heil der Arbeit und der Volkswirtschaft, sondern im allseitigen Angebot und allseitiger Nachfrage — im glatten Austausch — in der Zirkulation! Es verhält sich damit, wie mit dem Kreislauf des Blutes:

      Die Zirkulation ist Gesundheit und Leben; —

      die Stockung aber Krankheit und Tod.

      Da die Waren und Leistungen sich nicht unmittelbar austauschen lassen, sondern dazu der Vermittlung des Geldes bedürfen, so stehen sich, wie ich bereits andeutete, auf dem „Markt“, d. h. beim Austausch (Kauf und Verkauf, Handel, Arbeitsmarkt usw.) zunächst immer Ware (Arbeit) und Geld als Angebot und Nachfrage gegenüber. Und zwar vertritt — wie wir noch deutlich sehen werden — Ware und Arbeit notgedrungen stets in stärkerem Maße das Angebot, als es etwa das Geld resp. die Besitzer ersparter Geldüberschüsse (Banken, Börsen, Kaufleute und sonstige Kapitalisten) tun.

      Dass sich dies während des Krieges umgekehrt verhält, ändert nichts an der jahrtausendalten Regel. Und dass es uns als ganz unerhört und ungewöhnlich auffällt, beweist nur, wie sehr wir an die Regel gewöhnt sind, dass das Angebot von Waren und Arbeitskräften stets dringender und größer ist, als das Angebot von Geld.

      Auch das Geld bietet sich zwar an, indem es seinerseits Nachfrage nach Waren und Arbeitskräften hält, soweit dies die persönlichen Bedürfnisse der Geldbesitzer erfordern. Aber ein volkswirtschaftliches Geldangebot, d. h. ein Geldangebot, welches nicht nur auf den unmittelbaren Bedürfnissen der Konsumenten beruht, sondern aus dem Umlauf und der Anlage ersparter Überschüsse besteht, findet überhaupt nur unter ganz bestimmten Bedingungen statt.

      Warum dies so ist — und welcher Art die Bedingungen sind, von deren Erfüllung das Geld seinen Umlauf — und somit die volkswirtschaftliche Nachfrage nach Arbeitsprodukten und Arbeitskräften abhängig macht, soll im Folgenden klar und deutlich gezeigt werden.

      VI. Die Ausnahmestellung des Geldes in der Volkswirtschaft.

      Alle Waren, Produkte und Arbeitsleistungen unterliegen naturgemäß einem Angebots-Zwange, also dem natürlichen Gesetze des Austausches, dem sie sich wohl gelegentlich auf kurze Zeit — nie aber dauernd entziehen können. Die Waren und alle sonstigen Produkte der menschlichen Arbeit verderben, veralten, bedürfen fortwährend allerlei weiterer Aufwendungen und müssen daher zur Vermeidung von Verlusten und Unkosten aller Art seitens ihrer Besitzer beständig dem Markt, dem Austausch gegen Geld, zur Verfügung gestellt werden. Ebenso muss jeder Arbeiter, gleichviel, ob er mit der Hand oder mit dem Gehirn arbeitet, seine Arbeitskraft und seine Leistungen täglich und stündlich anbieten; wer das nicht tut, erleidet einen entsprechenden Verlust.

      Nicht so das Geld!

      Das Geld besitzt, im Gegensatz zu allen anderen Gütern, mit denen es in Austausch zu treten, resp. deren Austausch es zu vermitteln hat, gewisse Vorzüge, die seinem volkswirtschaftlichen Umlauf und damit seinem Angebot geradezu entgegenwirken, hat man doch sogar versucht, durch Gesetz dem Gelde eine absolute Unveränderlichkeit zu verleihen, indem man einen immer gleichbleibenden Nennbetrag für jede Geldart festsetzte, und zwar beim Metall durch den Prägestempel, beim Papiergeld durch die lithographische Aufschrift.

      Obwohl es nicht gelungen ist, vom Gelde alle Einflüsse des Marktes fernzuhalten, so ist es doch dem Zahn der Zeit z. B. völlig entrückt und hat auch sonst noch soviel Vorzüge, dass von einem volkswirtschaftlichen Angebotszwange beim Geld keine Rede sein kann.8 Es lässt sich selbst in großen Mengen leicht transportieren und aufbewahren, es verdirbt nicht, wird nicht unmodern, rostet nicht, braucht keine groben Lagerräume usw.

      Der Kriegsschatz von 120 Millionen im Juliusturm bei Spandau blieb 40 Jahre unangetastet. Ein entsprechender Schatz in Weizen, Wolle oder Leder wäre längst in Müll zerfallen.

      Außerdem behält das Geld auch eine immergleiche gesetzliche Zahlkraft (nicht zu verwechseln mit Kaufkraft), d. h., man kann jede eingegangene Verbindlichkeit (Schulden, Pacht, Miete, Gehalt, Wechsel, Hypotheken usw.), die z. B. laut schriftlicher Vereinbarung 1000 M. nominell beträgt, auch mit der nominellen Geldsumme (also mit 1000 Mark in Gold oder Papier) selbst nach langer Zeit „bezahlen“, was man mit einem entsprechenden Quantum aufgespeicherter Waren nicht könnte.

      Schwankt also zwar die „Kaufkraft“ des Geldes den Waren gegenüber, so bleibt doch seine „Zahlkraft“ eingegangenen Verbindlichkeiten gegenüber „fest“, ein Umstand, der wohl zu der Selbsttäuschung einer tatsächlichen Währung geführt haben mag. In Wirklichkeit kann — wie bereits nachgewiesen wurde — sowohl für den Gläubiger als für den Schuldner, je nach der Marktlage ein Vorteil oder ein Nachteil dabei eintreten, trotz der nominell festgelegten gesetzlichen Zahlkraft des Geldes, weil ja die „Kaufkraft“, d. h., das Preisverhältnis des Geldes zur Ware oder umgekehrt — das der Waren zum Golde — durch diese gesetzliche „Zahlkraft“ gar