Michael Voigt

Erntedank und Weihnachtszeit


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      Michael Voigt

      Erntedank und Weihnachtszeit

      Beiträge für kirchliche Erntedankfeste, Krippenspiele und Adventsfeiern

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Am Tag, als das Erntedankfest ausfiel

       Die Dankstelle

       Wunder der Schöpfung

       Die Evolution des Weckers

       Sachen gibt es, die gibt es gar nicht

       Vom Danken

       Erntedankgeschichte 2016

       Erntedankgedicht

       Wahlkampf-Talkrunde

       Danke

       Biblischer Wetterbericht

       Weihnachtsmarkt der Liebe

       Die seltsamen Erlebnisse des Weihnachtsengels Freddie

       Die Weisen aus dem Morgenland – Versuch Nummer 2014

       Das Christkind und sein Fest

       Die Geschichte vom Tannenbäumchen

       Impressum neobooks

      Am Tag, als das Erntedankfest ausfiel

      Es war 17.59 Uhr an einem dieser Donnerstage, wie sie typisch sind für unsere Gesellschaft. Gestresste Autofahrer quälten sich durch irgendeinen Stau. Menschenmassen hetzten durch die Einkaufszentren, als sollten die Ladenöffnungszeiten ab morgen gesetzlich auf jährlich zwei Stunden begrenzt werden. Im Fernsehen wurde zwischen einer Gerichtsshow und der nachfolgenden Seifenoper das neue Parfüm eines französischen Designers angepriesen, der Jean Jacques Roisseuabouteille oder so ähnlich hieß – egal, den Namen kann sowieso kein Mensch aussprechen. Kurz: Es war... wie immer an einem Donnerstag um 17.59 Uhr.

      Wirklich? Nein, denn sonst bräuchte ich diese Geschichte ja nicht vorzulesen. Die Menschen dachten nur, dies sei ein ganz gewöhnlicher Donnerstag im September des Jahres 2009. Denn sie ahnten noch nicht, was ihnen blühte, bzw. nicht mehr blühte..., aber dazu später...

      An diesem Donnerstag im September des Jahres 2009 hatte sich bereits um 13.08 Uhr ein wegweisender Moment ereignet. Im Zuge seiner Mittagspause entdeckte ein zugegebenermaßen etwas neugieriger Apfelbaum in der Nähe unverhofft ein großes Feuer. Mit vitamingestärktem Blick erkannte der Baum auch, was da verbrannt wurde: Gutes, wertvolles Getreide, welches sich bis vor kurzem noch auf dem benachbarten Feld befunden hatte. Welch ein Frevel: Gott schickte das ganze Jahr über günstigste Wetterbedingungen, damit für die Menschen genug Nahrung wachsen und gedeihen konnte. Und diese extrem seltsamen Lebewesen vernichteten einfach das ganze herrliche Korn.

      „Warum tun sie das nur?“, grübelte der Baum halblaut vor sich hin. Um 13.11 Uhr gab ihm eine in der Nähe grasende Kuh die Antwort darauf: „Menschen essen das Getreide nicht nur, sie handeln auch damit. Weil Menschen aber meist ziemlich gierig sind, möchten sie natürlich einen möglichst hohen Gewinn erwirtschaften und erhöhen deshalb ständig die Preise. Das geht aber nur, solange der Bedarf höher ist, als die Menge der angebotenen Nahrung. Darum vernichten einige Menschen Gottes gute Gaben, weil sie dann für den Rest höhere Preise verlangen können...“

      Nach dieser langen Rede der Kuh musste der Apfelbaum erst einmal nachdenken. So war es bereits 13.41 Uhr, als er ärgerlich seine mächtigen Äste schüttelte. Doch oh weh! Dabei verlor der Baum die meisten seiner herrlichen Äpfel!

      Allerdings brachte dieses Missgeschick den verärgerten Baum auf eine tolle Idee. „Wenn die Menschen schon unbedingt Nahrung vernichten wollen, warum sollte man ihnen dabei nicht helfen?“, murmelte der Baum. Die Kuh lauschte dem Gemurmel des Baumes entzückt. Es dauerte nicht lange, da hatten beide einen fiesen Plan ausgeheckt...

      Am Freitagmorgen um 6.04 Uhr hatte eine Revolution der Pflanzen und Tiere den ganzen Erdball erfasst. In Windeseile war durch Mundpropaganda das frevelhafte Tun der Menschen weltweit bekannt geworden. Überall auf dem Planeten verweigerten daraufhin potenzielle Nahrungsquellen ihren Dienst. Die noch nicht abgeernteten Getreidehalme hatten ihre Körnerlast vom Wind wegwehen lassen. Obstbäume schüttelten sich solange, bis nicht eine einzige unversehrte Frucht mehr an ihnen hing. In einer beispielslosen Nachtschicht versteckten die Bienenvölker ihre Honigvorräte. Auf Schlachthöfen und in den Ställen rottete sich das Vieh zusammen und floh in die Freiheit. In den Gärten ernteten Schnecken mit ungeahnter Schnelligkeit die Beete ab, um ja keine Nahrung für die Menschen übrig zu lassen. Selbst die sonst eher opportunistisch eingestellten, genmanipulierten Pflanzen beteiligten sich an der Aktion, welche als Freitagsboykott in die Geschichte eingehen sollte.

      Kurz gesagt, als am Freitag um 7.00 Uhr die ersten Supermärkte öffneten, waren die Lebensmittelregale recht bald leer, ohne, dass Nachschublieferungen eintrafen. Um 10.01 Uhr beriefen die Regierungschefs aller Staaten ihre Minister zu Krisensitzungen ein. (In Deutschland verzichtete Gesundheitsministerin Ulla Schmidt deshalb sogar auf eine Spanienreise mit ihrem Dienstwagen...) Obwohl es Freitag war, mussten selbst Beamte in ihren Büros ausharren, um auf Anweisungen der eilig gebildeten Krisenstäbe zu warten. Aber es half alles nichts! Es gab einfach nirgendwo mehr neue Nahrungsquellen.

      Für unsere örtliche Gemeinde war dieser plötzliche Nahrungsschwund besonders schlimm, denn am Samstag um 9.00 Uhr sollte unser Erntedankgottesdienst stattfinden. Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits den leeren Erntedanktisch vor mir. Kein Gottesdienstbesucher würde eine Gabe auf den Tisch legen können. Alle müssten deshalb beschämt und gesenkten Hauptes Platz nehmen. Welch eine Katastrophe.

      In diesem Augenblick tiefster Verzweiflung traf mich etwas heftig an der Schulter. Ich schlug die Augen auf und sah über mir das Geäst meines Apfelbaums, voll mit herrlichen Früchten. Eine davon hatte mich soeben recht schmerzhaft aufgeweckt. Die Revolution der potenziellen Nahrungsquellen hatte ich zum Glück nur geträumt.

      Wie schön, dass unser Erntedanktisch auch in diesem Jahr nicht leer bleiben muss.

      Die Dankstelle

       Ein Auto mit leicht genervter Fahrerin tuckert langsam hinter einem Traktor her. An der Tankstelle kommen beide zum Stehen.

      Tussi : Hallo.

      Bauer: