Friedrich Ruckert

Schahname - Das Buch der Könige, Band 1


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Grundlage des neu entstehenden iranischen Nationalbewusstseins. Neuausgaben wurden gedruckt und zu für jedermann erschwinglichen Preisen verkauft, sodass bald in jedem iranischen Haushalt ein Exemplar des Schahname zu finden war. 1934 wurde auf dem Grab Ferdosis in Tus ein Mausoleum und eine weitläufige Grabanlage errichtet und feierlich durch Reza Schah eingeweiht. Unter seinem Sohn Mohammad Reza Schah wurde 1975 ein jährlich stattfindendes Festival zu Ehren Ferdosis gemeinsam mit einem zeitgleich stattfindenden wissenschaftlichen Kongress ins Leben gerufen. Moderne Aufführungen des Schahname sowie die Präsentation neuester wissenschaftlicher Forschungsergebnisse zur Rezeptionsgeschichte des Schahname waren in Tus zu sehen.

      Diese Tradition wurde mit der islamischen Revolution unterbrochen. An die Stelle des Tus-Festivals sind, zumindest was die weitere Erforschung des Schahname betrifft, Projekte an Universitäten in den USA und Großbritannien getreten. Unter den deutschsprachigen Schahname-Ausgaben bleibt Rückert nach wie vor das Maß aller Dinge. Aus diesem Grund soll sein Text in einer modernen Neuausgabe den interessierten Lesern zugänglich gemacht werden. Auch heute gilt noch immer: Wer Iran und die Weltsicht der Iraner kennenlernen möchte, sollte das Schahname zumindest auszugsweise gelesen haben und seine Helden und Sagen kennen.

      Der vorliegende erste Band führt in das mythische Zeitalter ein. Mit Gajumarth, Hoscheng, Tahmurath, Dschemschid, Dhohhak und Feridun wird das Entstehen der menschlichen Zivilisation geschildert. Aus Jägern und Sammlern werden Ackerbauern und Viehzüchter, aus Metall werden Werkzeuge und Waffen geschmiedet, Religion und religiöse Feste werden begründet. Danach folgt die Einführung der Schrift. Die Kunst des Webens und des Teppichknüpfens wird entwickelt und aus gewebten Stoffen wird Kleidung geschneidert. Gebrannte Ziegel bilden die Grundlage des Hausbaus und die Heilkunst entwickelt sich. Schah Dschemschid führt die Arbeitsteilung ein. Er unterteilt die Gesellschaft in vier Bereiche: Verteidigung, Religion, Landwirtschaft und Handwerk. Jeder Bereich hat seinen eigenen Berufsstand mit Soldaten, Priestern, Bauern und Handwerkern. Zum Frühlingsbeginn führt Dschemschid das Neujahrsfest Nouruz ein, das bis heute das wichtigste säkulare Fest im iranischen Kulturraum geblieben ist.

      Die vier ersten Schahs sind mit den Grundlagen der menschlichen Zivilisation verbunden. Selbst das Böse, repräsentiert von Ahriman, ist besiegt. Doch dieses Paradies ist nicht von Dauer. Schah Dschemschid will nicht nur „Weltherr“, sondern „Weltschöpfer“ sein, ein Platz, der nur Gott zukommt. Angesichts dieses Hochmuts wendet sich die Bevölkerung von dem Iraner Dschemschid ab und dem Araber Dhohhak zu, ohne zu ahnen, dass die Iraner damit ihrem eigenen politischen und moralischen Untergang entgegengehen. Feridun kämpft gegen die arabische Fremdherrschaft und besiegt am Ende Dhohhak. Als Schah herrscht Feridun über eine prosperierende Welt. Im Rahmen der Erbfolge teilt Feridun die persischsprachige Welt in drei Königreiche auf und übergibt sie an seine drei Söhne. Der jüngste Sohn erhält Iran, was bei den älteren Brüdern zu Neid und Streit führt. Der Bruderstreit endet im Brudermord. Feridun entsendet seinen Urenkel Minotschihr, seinen Großvater zu rächen. Nach dem Tod der Brudermörder stirbt Feridun verbittert. Sein Urenkel Minotschihr wird sein Nachfolger auf dem Thron.

      Wolfgang von Keitz

      Inhalt Band 1

      I. Gajumarth 17

      Sijamek wird vom Dewen erlegt 22

      Hoscheng und Gajumarth ziehen gegen den schwarzen Dewen 24

      II. Hoscheng 27

      Einsetzen des Festes der Feuer 29

      III. Tahmurath 33

      IV. Dschemschid 37

      Geschichte von Mirdas, dem Araber, Dhohhaks Vater 44

      Iblis Küchenmeister (des Teufels Küche) 48

      Untergang Dschemschieds 51

      V. Dhohhak 55

      Dhohhak sieht den Feridun im Traum 58

      Feriduns Geburt 63

      Feridun fragt die Mutter nach seinem Stamm 67

      Aventüre Dhohhaks mit Kawe, dem Schmied 69

      Feridun zieht zum Kampf gegen Dhohhak 76

      Feridun sieht Dschemschids Töchter 81

      Aventüre Feriduns mit Dhohhaks Hausverwalter 84

      Feridun bindet den Dhohhak 87

      VI. Feridun 95

      Feriduns Thronbesteigung 96

      Feridun sendet Dschendil auf Brautschau für seine Söhne 99

      Der Schah von Jemen gibt dem Gesandten Antwort 105

      Feriduns Söhne beim Schah von Jemen 109

      König Zipress zaubert gegen die Söhne Feriduns 110

      Feridun prüft seine Söhne 113

      Feridun teilt die Welt unter seinen Söhnen auf 118

      Selm wider den Iredsch 119

      Botschaft von Selm und Tur an Feridun 121

      Feridun antwortet den Söhnen 124

      Feridun bespricht sich mit Iredsch 126

      Iredsch geht zu den Brüdern 129

      Iredsch wird von den Brüdern getötet 131

      Feridun erfährt Iredsch Ermordung 135

      Iredsch Tochter wird geboren 138

      Minotschihr wird geboren 139

      Selm und Tur erfahren von Minotschihr 142

      Der Söhne Botschaft an Feridun 145

      Feriduns Antwort an seine Söhne 146

      Feridun sendet Minotschihr zum Kampfe gegen Selm und Tur 152

      Minotschihr greift Turs Heer an 157

      Tur von Minotschihr erlegt 159

      Siegesbericht Minotschihrs an Feridun 161

      Karen nimmt die Alanenburg ein 163

      Kaku, Dhohhaks Enkel 167

      Selm flieht und wird von Minotschihr erlegt 169

      Selms Haupt an Feridun gesendet 172

       Feriduns Tod 175

      I. Gajumarth

      Gajumarth – Erster Schah Irans{3}

      Sijamek – Gajumarths Sohn

      Ahriman – „Zerstörer“, Widersacher des Schahs.

      Dew – Dämon, im Gefolge Ahrimans.

      Seros ch—Himmelsbote.

      Hoscheng- Sijameks Sohn.

      Wie hebt der wortkundige Landwirt{4} an:

      Zuerst wer die Krone der Welt gewann?

      Wer setzte sich auf das Diadem?

      Weiß niemand mehr zu erzählen von dem?

      Vielleicht hat’s vom Vater gehört der Sohn,

      Und gibt dir der Reihe nach Kunde davon:

      Wer erst den Namen der Herrschaft erkor,

      Und all jenen Mächtigen schritt zuvor?

      Der Forscher in dem Altertumsbuch,

      Der von den Helden kund tut den Spruch,

      Sagt so, dass der Kron‘ und des Thrones Art

      Gajumarth gründet‘ und Herrscher ward.

      Als auf zum Widder die Sonne{5} ging,

      Glanzherrlichkeit die Welt umfing,

      So aus dem Widder ergoss sich ihr Strahl,

      Dass