Dieter M. Hörner

Das gehäckselte Murmeltier


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      Dies ist das 2020 erschienene E-Books „Das gehäckselte Murmeltier“ von Petra Colberg und Dieter M. Hörner

      © 2020 des vorliegenden E-Books bei Petra Colberg und Dieter M. Hörner

      Alle Rechte vorbehalten

      Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des von den Autoren freigegebenen Textes kommen.

      Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung der Autoren wiedergegeben werden.

      Alle Werke von Dieter M. Hörner sind hier erhältlich

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      Petra Colberg und Dieter M. Hörner und ihre Seminare persönlich kennenlernen

       https://www.positiv-factory.de

      Lektorat: Martina Schewior

      Korrektorat: Martina Schewior

      Satz, Umschlaggestaltung: Martina Schewior unter Verwendung einer Grafik von ©Ingo Bartussek/stock.adobe.com

      Einleitung

      Wir sind begeisterte Motorradfahrer und genießen es, über Tage hinweg acht bis zehn Stunden am Stück zu fahren. Motorradwandern nennt sich das. Petra fährt auf ihrer „Schönen“, ich (Dieter) auf meiner „Dicken“. Wenn du dir die Bilder unserer Bikes anschaust, verstehst du, warum diese Namen von uns gewählt wurden.

      Ab und an organisiert Petra ein Event namens „Die Positiv Factory on Tour“, was bedeutet, dass wir dann mit einer größeren Gruppe unterwegs sind. Hier kommen die unterschiedlichsten Menschen, Bikes und Philosophien des Bikens zusammen. Da gibt es unter anderem die Rennfahr-Kurven-Reinleger, die Kurven-Parker und Blümchen-Pflüger sowie die Kaffeepausen-Macher oder die See-Hineinspringer.

      Unser Freund Wolfi zum Beispiel ist ein See-Hineinspringer. Sobald ein Gewässer auftaucht, wird angehalten, die Motorradmontur vom Körper gerissen und die Unterhose hochgezogen. Und schon ist er drin im See. Oder im Meer. Oder im Fluss. Oder im Pool. Oder in den heißen Quellen der Toskana. Das war dann eine etwas längere Pause. Das Spannende an diesen Touren ist, dass ein jeder seinen Raum hat und die Gruppe sich auch mal aufteilt, damit man seinen Stil fahren kann. Am Abend treffen wir uns dann zum Pizza-Essen, haben viel zu erzählen und immer Spaß.

      Wie du dir vorstellen kannst, gibt es einiges zu erleben bei diesen Touren.

      Wir wünschen dir viel Freude mit den Short-Storys in diesem kleinen E-Book.

      Bis bald – on the Road oder wo auch immer,

      Petra und Dieter

      Das gehäckselte Murmeltier

      „Hey Paulus, wir biken wieder, bist du dabei?“

      „Freilich, wo fahrn ma hi?“

      „In die Schweiz, wir machen eine Slow-Food-Tour.“

      „Sschlo-Fuud – also ois langsam zamfuttern.“

      „Ja, so ähnlich.“

      „Ja, mei, schaun mer mal, ob dös was is. I bin dabei. Auf gehts, Buam.“

      Ja, auf gings mit den Buam und Madels, auf in die Schweiz.

      Rita und unser Herzensfreund Ralf (Sobo) hatten diese Slow-Food-Tour organisiert. Restaurants, die Slow Food anbieten, haben ausschließlich Gerichte aus der Region auf der Karte – um das hier mal ganz kurz und einfach zu klären. Ich selbst lege da ja keinen großen Wert darauf. Ich mag eine einfache und leichte Küche und während des Bikens reicht mir auch mal ein Stück Käse und eine Brezn dazu.

      Rita ist ein überzeugter Slow-Food-Fan. Mit Rita unterwegs zu sein bedeutet, dass es keine Rast bei meinem (Dieters) geliebten McCafé gibt. McCafé bietet den bester Espresso aller Zeiten, ist aber eben McDonald‘s! Mit Rita absolut nicht zu machen. Näher als fünfhundert Meter geht sie nicht an einen McDonald‘s heran, dann setzt bei ihr die Schnappatmung ein. Sogar für eine kleine Pause musste es ein Slow-Food-Restaurant sein. Und überraschenderweise wurden wir am Maloja-Pass fündig. Ansonsten ist es wunderbar mit Rita zu touren. Sie ist enorm lebendig, sympathisch, lustig und für jeden Spaß zu haben.

      Hattest du bereit einmal die Gelegenheit, bei einer Bestellung in einem Slow-Food-Restaurant dabei zu sein? Sehr spannend – und das geht schon bei den Getränken los.

      Cola? Nicht aus der Region.

      Wasser? Geht! Frisch von der hauseigenen Quelle. Super.

      Kaffee? Hmmm, schwierig!

      Espresso? Hallo?

      Wein? Aber klar doch, die Trauben wurden selbst gepresst. Die gedeihen da drüben am Hang, sind selbstverständlich in der Region verarbeitet und die Holzfässer vom Küfer aus dem Ort. Das Glas der Flaschen kommt aus der regionalen Glaserei und die Korken ... :-)

      Beim Essen wird es noch spannender. Das Gemüse ist hier aus der Region, ebenso das Brot und sogar der Ketchup. Sensationell.

      „Lieber Wirt, was können Sie uns zum Essen empfehlen? Wir würden gerne etwas Typisches aus der Region essen“, fragt Rita nach ca. einer halben Stunde, die für die Getränkebestellung draufgegangen ist. „Wissen Sie, mein Begleiter kennt das noch nicht. Er ist Pizza gewohnt und ich möchte ihm zeigen, wie wunderbar die Slow-Food-Küche ist.“

      Rita meint mich. Hat wohl mein Gesicht angesehen, als ich verzweifelt die Speisekarte nach einem mir bekannten Gericht durchsucht habe.

      „Nun, meine Dame, da können wir ihnen heute die absolute Spezialität des Hauses anbieten, ganz frisch heute Morgen reingekommen“, sagt der sichtlich stolze Wirt.

      Rita schaut mich mit großen Augen an. Dieser überzeugte Slow-Food-Blick signalisiert mir: Jetzt pass auf, du wirst begeistert sein!

      „Was können Sie uns anbieten?“, fragt sie neugierig und voller positiver Erwartung den Wirt.

      „Murmeltier!“, kommt stolz die Antwort.

      „Murmeltier?“, erwidert Rita entgeistert.

      „Ja, selbstverständlich aus der Region!“, erwiderte der Wirt mit sichtlichem Stolz. „Wissen Sie, die sind eine Plage, die vermehren sich so enorm. Wir haben da genügend in der Küche. Wie viele darf ich Ihnen bringen?“

      „Murmeltier? Das kann man essen?“, frage ich nun sehr interessiert und schaue zu Rita, die sichtlich schockiert die Tischdecke betrachtet.

      „Ja, das geht, aber es kommt auf die Zubereitung an, denn die Viecher haben ja nicht so viel Fleisch auf den Knochen. Es ist schwierig, das Fleisch von den Knochen zu bekommen! Und auch das Fell können wir nicht so ganz abziehen“, erläutert der Wirt eifrig.

      Mein Blick geht wieder zu Rita. Sie hat den McDonald’s-Effekt und ist kurz vor der Schnappatmung.

      „Ja, wie wird das dann zubereitet, dieses Murmeltier aus der Region?“, ist meine Frage.

      „Gehäckselt! Das wird durch den Häcksler gejagt!“

      „Gehäckselt?“, haucht Rita ganz leise.

      „Ja, das servieren wir als Murmeltier-Gulasch. Sie müssen einfach ein bisschen aufpassen, dass Sie die Knochensplitter raussuchen“, antwortete der begeisterte Slow-Food-Murmeltier-Häcksel-Wirt.

      „Ist auch ein bisserl Fell dabei?“, frage ich interessiert.

      „Ab und zu, aber wirklich nicht viel“, ist die Antwort.

      In diesem Moment bekomme ich von meiner lieben Petra einen festen Tritt vors Schienbein. Rita ist endgültig in die Schnappatmung verfallen und ich möchte ihr gerade erklären, dass sich nun sogar mir die Slow-Food-Philosophie erschlossen hat. Alles, was in der Region kreucht und