Dr. Phil. Monika Eichenauer

Für ein Leben unter den Flügeln der Seele - Die heillose Kultur - Band 1


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und technisch-wissenschaftlich Fehler auswertet, um besser und noch reicher zu werden, um Macht und Einfluss geltend zu machen – Vernunft und Logos werden nicht zum Wohl und zur Entwicklung des menschlichen Wesens eingesetzt. Sondern sie werden im Alltag für Menschen zum Totschlagargument für jedes eigenständige Denken, für jedes individuelle (und damit geschichtslose!) Fühlen und Erinnern, für jede Art von Sehnen und Wünschen. Am Ende der Woche wird Vernunft gegen Wahrscheinlichkeit ausgetauscht und der Lottoschein ausgefüllt. Glück auf Geld, das klar und eng eingeteilt in anderen Händen gehalten wird, soll die Wende im Leben schaffen. Die Freiheit des Fühlens und Sehnens ist emotional auf sechs Kreuze begrenzt in dieser Kultur – ansonsten richtet sich Vernunft in jeder Form nach der Ökonomie und deren Auswirkungen auf den einzelnen Menschen: d.h., gegen Millionen und Milliarden von menschlichen Leben.

      Diese Geschichte unserer menschlichen Kultur gebärt gleichfalls eine armselige und graue Zukunftsaussicht. Denn es geht im Kern nicht um Erhalt und Entwicklung des menschlichen Lebens, und schon gar nicht um die menschliche Seele. Identifikation mit einer Geschichtsschreibung ohne Lebendigkeit ist entweder nicht zu erwarten, oder Menschen gleichen sich ihr an und verlieren sich und ihr Leben im Ziel der Anpassung aus den Augen und werden sich selbst fremd. Der Mensch wird geschichts- und gesichtslos.

      Vernunft und Logos dienen der Anpassung an die Ökonomie (und damit gleichfalls an geltende Rechtssprechung), weil sie versprochen hat, für jeden Menschen Arbeit und Brot hervorzubringen. Oder hat sie sich da versprochen? Der Mensch strebt nach Höherem, nach Kultur, nach Veredelung von Natur, Lebensgewohnheiten und individuell Eigenem, Verwirklichung menschlicher Fähigkeiten und deren Ausdruck in der Kunst, Wissenschaft, Technik, Umwelt. Der Mensch vergegenständlicht sich in ungezählten Variationen, vielen Formen mittels unterschiedlicher Methoden und Fertigkeiten. Sie spiegeln ihn wider. Geschaffen hat die Menschheit auf hohem Niveau ein perfektioniertes Faustrecht, ob durch körperliche, ökonomische oder geistige Macht. Menschen ist vieles versprochen worden. Die ungezählten Brüche des Versprechens haben die Seele gebrochen. Versprechen verkünden dürfen auch Politiker und sich desselben bedienen: es wird geradezu vorausgesetzt, dass sie es tun, um den Spagat zwischen Zielen der Ökonomie und der materiellen Realität von Menschen als lebendige kommunikative Brücke gedanklich bereit zu stellen. Der Bogen der Sehnsüchte und Wünsche wird an den Himmel der Kultur auf Pappe projiziert und bröselt regelmäßig nach den Wahlen im Regen der realiter vorhandenen Möglichkeiten zu einem Häufchen Elend am Boden zusammen. Es verbleibt ein Rest von Enttäuschung, Gewöhnung und Langeweile. Es erscheint einfach nichts Neues am kulturellen Himmel, etwas, das Mut, Freude und Zuversicht in Menschen weckt: Denn es geht hier nicht um den Menschen.

      Er verliert Sehnsüchte und Wünsche, kurz, Wurzeln und Flügel. Wie soll da eine verheißungsvolle Zukunft entstehen? Und wem gehört diese Zukunft, die in starrem Grau antizipiert abschreckt, schon beim an sie Denken krank macht, statt leuchtend als Ziel den Weg für den Fuß und das Herz schon am frühen Morgen weist?

      Wird die Seele gequält, wird Natur und Welt zerstört und umgekehrt. Die Psyche, dass heißt unsere reflexive Gefühlsverarbeitung zum Schutz der Seele, und der Körper, das heißt unsere materielle Repräsentanz, geraten an Grenzen, mit Belastungen und Ängsten fertig zu werden.

      Kein Mensch will die Welt nach den Erfahrungen von Weltkriegen und den Auswirkungen von verendenden Wirtschaftssystemen verändern. Aber sie muss durch uns alle verändert werden, damit Menschen leben und einander Vertrauen können, statt funktionalisiert für Ökonomie, die wir immer brauchen werden, und Geld, vegetieren zu müssen. Die Empfehlung Salomons ... wenn einer fällt, helfe der andere ihm auf... der starke und reiche helfe dem armen und schwachen Menschen...

      Diese Empfehlung muss Leitempfehlung, muss Programm für zukünftige Entscheidungen und Regelungen in Gesellschaften werden. Erst dann, wenn das menschliche Wesen gerettet wird, kann wieder von Kultur und Kultiviertheit gesprochen werden.

      Deshalb habe ich geschrieben.

      Dennoch: All die Informationen in den fünf Büchern zusammenzutragen und sich mit den Lebensrealitäten unserer Zeit zu konfrontieren, hat selbst mir, die tagtäglich mit Leid, Schmerz, Trauer und Krankheiten sowie Problemen und Konflikten konfrontiert ist, wehgetan. Für Lösungen in unserer Gesellschaft zum Besseren hin im Sinne des menschlichen Wesens werden viele Menschen gebraucht. Sie müssen sich in ihren Bereichen gut auskennen und den Nektar ihrer Erfahrung und ihrer Erkenntnis für uns alle zu Balsam verarbeiten. Zuhören und zweifelsfreie Werteorientierung für das menschliche Wesen und Natur ist Grundvoraussetzung für die Arche Noahs heutiger Tage ... Meiner Ansicht nach werden Politiker dies allein nicht schaffen, sowenig wie eine gut funktionierende Wirtschaft dies allein bewerkstelligen kann. Probleme, die jahrelang ignoriert wurden, brechen aus allen Ecken und Ländern über uns herein.

      Möge wissenschaftliche Erkenntnis, lebendige Erfahrung und Wissen, Intelligenz, Vernunft oder Logos für Seele, Gefühle und Leben von Menschen eingesetzt werden und Sophia, die Weisheit, endlich aufblühen und der Gerechtigkeit den nötigen Schwung verleihen, damit die Menschheit überhaupt Bestand und Entwicklungsmöglichkeit haben kann: Moral ist gleichwertig neben Recht zu stellen – um zu einer Gerechtigkeit zu gelangen, mit der Menschen sich wohl fühlen können. Man kann den Wind nicht ändern, aber die Segel neu setzen, wie Steinmeier sinngemäß in der Sendung bei Anne Will am 31.10.2010 bezüglich der Nierentransplantation seiner Frau sagte.

      Jetzt!

       Denn, was zwischen Himmel und Erde liegt, haben wir Menschen geschaffen. {2}

      Die Welt hielt den Atem an, weil der isländische Vulkan Eyjafallajökull spie und etwas später Pakistan überschwemmt wurde und insgesamt 780 Millionen Liter Öl über Monate in den Golf von Mexiko liefen und im Oktober 2010 die ungarische Stadt Kolontar mit Giftschlamm überschwemmt wurde, der nun in den Boden sickert... und... wenn Sie, lieber Leser, diese Zeilen lesen, dann wird es wieder eine aktuelle Katastrophe und es wird wieder neue Themen von dem, was (nicht mehr) geht, geben... wie in Tunesien, Ägypten, Jordanien und Afghanistan... und nun auch noch der Krieg in Libyen und die Katastrophen in Japan. Das alles wird teuer, sehr teuer... Und wenn etwas teuer ist oder wird, dann fangen auch diejenigen an zu überlegen, die entsprechende Entscheidungen, die zu Katastrophen führ(t)en, getroffen haben, wie man es besser machen könnte. Dennoch heißt es hinterher zum Beispiel: Die Natur wehrt sich und man habe Entwicklungen nicht absehen können – und der Mensch? Mensch, Natur und Welt sind einander Spiegel. Setzt der Mensch sich für sich selbst ein, für das menschliche Wesen, setzt er sich für Natur ein. Denn erst dann begreift er, dass es Entwicklungen gibt, die zerstörerisch sind und nicht oder nur sehr schwer wieder gut zu machen sind: Das, was mal war, ist unwiederbringlich.

      Einiges kann mit Geld wiederhergestellt werden, auch wenn es teuer oder sehr teuer ist......aber nicht alles!

      Aber nichts wird jemals so teuer, wie sich an Menschen hinsichtlich ihrer Seele zu vergehen... ihre psychischen Abwehrkräfte extrem zu strapazieren und ihren Körper, ihr Denken und Fühlen zu schwächen: Denn das kann uns allen den Kopf kosten, wie man so sagt. Menschen machen Fehler! Lernen wir daraus: sofort! Deshalb plädiere ich für die Ärzte der Kultur. Dies wäre eine der Lösungen oder Hilfen in der Gegenwart, die ich vorschlage und mich auch noch einmische und einreihe bei den Menschen, die ebenso geschrieben haben und schreiben für die Seele, für das menschliche Wesen, wie ich es getan habe – und natürlich schreibe ich für die kleinen Leute, weil sie der Unterstützung und des Schutzes bedürfen, wie Siegfried Lenz einmal so schön sagte. Und natürlich schreibe ich über die großen Leute und in welcher Beziehung sie zu den kleinen stehen in unserem Land ... und schließe mit den Worten:

      Die Hoffnung stirbt zuletzt.

      Monika Eichenauer

      P.S.: Ich muss doch noch etwas hinzufügen. Meine Steuerberaterin erklärte mir am 25.3.2011, wie viel Prozent Steuern ich bei Verkauf der Bücher an den Staat zu zahlen habe. Ich habe diese Bücher nicht geschrieben, damit der Staat nun 42 % Steuern pro Buch im Falle des Verkaufs überwiesen bekommt, obwohl er mir das Leben in vielerlei Hinsicht