Frank Riemann

10 Kurzgeschichten


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das Unwetter gelegt und ein herrlicher Tag begann. Nachdem die ersten Sonnenstrahlen die Landschaft in ein unwirkliches Licht tauchten, öffnete sich das Tor.

      Taga und Trilo wurden aufmerksam. Sie begannen zu knurren. Ein Trapper ritt heraus und bog nach Osten. Die beiden Tiere rührten sich nicht. Wenig später wurde das Tor erneut geöffnet. Ein weiterer Jäger ritt nach Westen. Dieser Mann musste es sein. Sie wussten, er war der Richtige.

      Taga und Trilo spurteten los. Die Mordlust funkelte in ihren Augen. Schon nach wenigen Metern hatte Taga Trilo abgehängt.

      Das Pferd wurde unruhig. Der Trapper wurde hellhörig. Er sah die herannahenden Pumas und erschrak. Schnell legte er sein Gewehr auf Taga an und drückte ab. Das tänzelnde Pferd verhinderte jedoch einen Treffer. Taga kam schnell näher. Er brüllte. Das Pferd wieherte. Der Puma sprang.

      Der Trapper ergriff sein Gewehr am Lauf, benutzte seine Waffe als Keule und schlug es Taga entgegen. Doch es half ihm nicht. Die Wucht der wütenden Raubkatze war zu groß. Der Puma riss den Jäger vom Pferd.

      Er kämpfte um sein Leben, doch gegen einen rasenden Taga hatte er keine Chance. Inzwischen war Trilo heran und sie vollendeten ihr blutiges Werk.

      Vom Lärm alarmiert hatten die anderen Jäger Stellung bezogen. Sie schossen auf die Pumas. Links von ihnen spritzten die ersten Kugeln ins Gras. Erschrocken wichen die Beiden zurück. Dann flüchteten sie.

      Plötzlich strauchelte Taga und fiel auf die Schnauze. Er brüllte laut.

      Trilo lief noch einige Meter, hielt an und drehte sich um. Er sah, wie Taga aus der Flanke blutete. Das Tier rappelte sich auf und wollte weiterlaufen, wurde aber nach vorne geworfen, weil es in den Hinterkopf getroffen wurde. Taga wurde stumm und blieb reglos liegen.

      Trilo beobachtete, wie der Körper seines Bruders von immer mehr Einschlägen durchgeschüttelt wurde. Er ging einige Schritte nach vorne, blieb aber stehen, als weitere Kugeln vor ihm ins Gras fuhren. Panikartig warf er sich herum und flüchtete zurück in den Wald. Die Schüsse wurden leiser und verstummten kurz darauf ganz. Aber Trilo rannte weiter. Ohne zu stoppen oder auch nur langsamer zu werden.

      Er dachte daran, wie sie als Junge herumgetollt waren. Wie sie sich von ihrer Familie getrennt und zusammen Alles gemeistert hatten.

      Nach etlichen Stunden kam er an die Schlucht. Die Sonne stand schon tief. Etwa fünfzig Meter vor dem Abgrund hielt er an und setzte sich auf seine Hinterpfoten. Noch einmal sah er sie alle Drei bei der ausgelassenen Jagd nach Hasen am Fuße des Mount Elbert. Taga... Plana...

      Trilo raste los. Noch wenige Meter bis zur Klippe. Dann spannte sich sein mächtiger Körper an und seine starken Hinterläufe federten ihn empor. Sein Fell warf rötliche Schattierungen in der untergehenden Sonne. Sein Körper lag waagerecht in der Luft. Er fand es herrlich, wie ihm der Wind um die Nase und die Ohren wehte. War es vom Windzug, dass er Tränen in den Augen hatte?

      Immer neue Schattierungen schuf der Wind in Trilos Fell.

      Dann schloss er seine Augen...«

      Fremd in der Stadt

      Die wogende Menge treibt mich voran. Da ich nicht weiß, wie ich hierhergekommen bin, muss ich wohl hergezaubert worden sein.

      Das Tosen der Kaufhäuser vermischt sich mit den Wirren der Wogen. Ich höre Alles und verstehe doch Nichts.

      Ich laufe vor eine Wand. Sie öffnet ihren Schlund und lächelt: »`tschuldigung.«

      Ich werfe meinen Kopf hin und her, um mich am Häuserfirmament zu orientieren. Im ersten Stock des grauen Himmels leuchten helle Türen des Infernos, hinter denen ein ums andere Mal eine Venus verführerisch lächelt.

      In den Fluss aus Leibern mündet ein Nebenarm. Eine Kinovorstellung wird wohl zu Ende gegangen sein. So werde ich in einen Schnellimbiss geschwemmt. Wellen des Geruchs und der Wärme prallen mir entgegen und halten sich mit gierigen Fingern an mir fest. Es ist nur eine einfache Bockwurst mit Senf, doch ich schließe meine Augen und überliste meinen Gaumen. So fliege ich auf einem Putenbraten dahin. Nachdem das letzte Stück durch den Tunnel meinen Magen erreicht hat, sieht mich die nun leere Pappschale bedrückt an, um mir zu sagen, sie halte keine weitere Köstlichkeit mehr für mich parat. Ich zerknicke die Schale und sie landet im Müllschlucker. Der Adler auf dem Geldstück zwinkert mir zum Abschied zu, und so verlasse ich das warme wohlige Paradies.

      Ich habe mir vorgenommen, als Samson die mich bedrängenden Säulen einzureißen, doch sobald ich den kalten Asphalt betrete, meine Schuhe beginnen zu zittern, werde ich von der Menge mitgerissen, und mir bleibt gar nichts Anderes übrig, als mich in den Fluten treiben zu lassen.

      Noch immer lächeln die Lolitas. Dann wird der Strom abgerissen. Was ich nicht vermag, ein kleines rotes Licht, das Oberste von Dreien, hält die alles erdrückende Masse auf. Ich schließe für einen Moment meine Augen und genieße die Schwärze. Jedoch nur kurz. Dann drängt mich die Kraft der menschlichen Flut vorwärts, da ihr nun der kleine grüne Leuchtgeist erlaubt, weiterzufließen.

      Unbeabsichtigt werde ich in eine Schlange geschoben, die von einem Dompteur, welcher in ihrem Kopf sitzt, befehligt wird. Die Anspannung weicht, und mein Skelett wird gummiweich. Ich muss mich nicht bewegen, welch Triumph über die Menge!

      Dann ein Ruck. Die Häuser beginnen, erst langsam, dann schneller, an mir vorüberzuziehen. Ich höre ein Wesen ohne Kopf, dafür ein großes Papier in beiden Händen, fluchen. Nach wenigen Minuten halten die Häuser an, und ich entschließe mich, aus dieser Spukschlange auszusteigen.

      Ich gerate in ein Trockengebiet. Keine Flüsse, die mich mitreissen, keine Nebenarme, die mich abdrängen. Ruhe. Ich höre diese Stille ganz genau und versuche, sie für die nächste wilde Flussfahrt zu speichern.

      Meine Beine setzen sich von selbst in Bewegung. Mechanisch tragen sie mich eine gottverlassene Straße hinunter. Am Ende dieses leeren Flussbettes schwebt wieder ein roter Gnom in der Luft, der die Menschen stoppt. Mich nicht auf eine neue Kraftprobe einlassen wollend, biege ich um eine Ecke und mein Laufwerkzeug bringt mich in eine auch vom Teufel verlassene Gasse.

      Plötzlich verspüre ich einen sanften, aber doch drängenden Druck auf meinem Kopf. Nässe. Erst wenig. Auf meine Nase, meine Hände und die noch immer frierenden Schuhe. Dann mehr. Zu meinem Schutze gleite ich in den Rachen eines grauen Ungetüms, auf dessen Zähnen ein, wie ich annehme, alter Mann sitzt, der sich hin und wieder seinen Bart an eine Flasche hängt.

      Auf meine heraussprudelnde Frage, wo ich denn hier wohl sei, antwortet er: »Ist es nicht egal, wo man stirbt?«

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