Melody Adams

Fear Me


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dass ich mir beinahe in die Hosen pinkelte.

      „Was ... was hast du mit mir vor? M-mich foltern?“

      Mancini legte eine Hand unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen.

      „Nun, ich hoffe doch nicht, dass wir es soweit kommen lassen müssen“, sagte er sanft. Seine Finger strichen über meine Wange, den Hals hinab und legten sich auf meine Schulter. „Es wäre eine Schande, solch perfekte Haut durch Narben zu verunstalten, nicht wahr?“

      Angst kroch in meine Eingeweide. Mein Blick ging automatisch zu dem Mann hinter Daddy, der noch immer die blutige Klinge in der Hand hielt, mit der er Dad das Ohr abgeschnitten hatte. Der Mann hatte etwas Irres in seinen Augen, das mir schlecht wurde. Mancini war meinem Blick gefolgt.

      „Tony würde nur allzu gern ein paar Spuren auf deiner Haut hinterlassen. Für ihn ist die Haut wie eine Leinwand, auf der er seine Kunst verewigt.“

      Tony grinste lüstern.

      „Du ... du ha-hast ver-versprochen, dass Bi-bianca nicht pass-passiert!“, schrie mein Vater.

      „Sofern du deine Raten zahlst“, erwiderte Mancini. „Ich halte mich an mein Wort. – Im Interesse deiner Tochter rate ich dir, dich an deines zu halten.“

      Mancini fasste mich beim Arm und riss mich auf die Beine. Ich schrie erschrocken auf.

      „Komm. Wir gehen“, knurrte Mancini. „Ich erwarte die Rate in zehn Tagen. Solltest du bis dahin nicht gezahlt haben, wird dein Tochter den Preis dafür bezahlen!“, sagte er an meinen Vater gerichtet.

      „Wa-was soll das? Wa-warum nimmst du-du Bi-bianca mit? Das ... das war ni-nicht ...“

      „Ich hab gesagt, deine Tochter ist meine Versicherung“, fuhr Mancini ihm kalt ins Wort. „Natürlich nehme ich sie mit. Was hast du denn gedacht, wie das funktioniert? Dass ich dir die Gelegenheit gebe, sie irgendwo in Sicherheit zu schaffen?“

      „Bitte. Ich ... ich schwör, d-das ich za-zahle. Lass m-mir meine To-tochter.“

      Tony drückte meinem Vater die Klinge an den Hals. Ein Blutstropfen erschien, wo die Spitze in die Haut presste.

      „Wir machen die Regeln du fette Sau!“, knurrte er drohend.

      „Es ist okay Daddy“, mischte ich mich ein. „Mir wird schon nichts passieren.“

      Solange du deine Schulden begleichst, fügte ich in Gedanken hinzu.

      Ich hatte keine Ahnung, wie viel mein Vater der Mafia schuldete und wie viel er in zehn Tagen zu bezahlen hatte. Das Casino war in echten Schwierigkeiten. Ich hatte keine Ahnung, wie mein Vater die Kohle aufzutreiben gedachte.

      Wahrscheinlich bin ich schon so gut wie tot, dachte ich resigniert.

       Kapitel 2

      

       Bianca

      Das Mancini Anwesen war so riesig, dass ich für einen Moment vergaß, dass man mich gegen meinen Willen hierher gebracht hatte, und ich erst einmal staunend und voller Ehrfurcht auf das aus rotem Sandstein gebaute Gebäude starrte. Die lange, gewundene Auffahrt war mit Muschelkies bestreut, beschattet von großen Bäumen. Der Springbrunnen vor dem Haus war von sorgfältig arrangierten Blumenbeeten umgeben. Das weitläufige Anwesen wirkte märchenhaft, gepflegt und so ganz und gar nicht wie ich mir Il Diabolos Zuhause vorgestellt hatte. Die schwarze Limo hielt vor der breiten, halbrunden Treppe, und ein Mann in Livre kam herbei geeilt, um die Tür zu öffnen.

      „Nach dir, meine Liebe“, sagte Mancini, eine Handbewegung machend, dass ich vor ihm aussteigen sollte.

      Der Diener in Livre half mir, aus der Limo zu klettern.

      „Guten Tag, Signorina“, grüßte er respektvoll, als wäre ich ein ehrenwerter Gast und keine Gefangene. Nun, vielleicht wusste er gar nicht, was ich war.

      Ich stand, nervös meine Finger knetend, vor der Treppe und wartete, bis Mancini ebenfalls ausgestiegen war, und mich am Arm fasste um mich die Stufen hinauf zu führen. Die Tür wurde uns von einem älteren Butler geöffnet.

      „Guten Abend, Signor. – Signorina.“

      „Sag Gina Bescheid, dass sie eines der Gästezimmer für Signorina Ferretti herrichten soll, Alfredo. Signorina Ferretti ist bis auf weiteres ein Gast in diesem Haus. Ich möchte, dass sie mit Respekt behandelt wird, doch es ist ihr nicht erlaubt, das Anwesen zu verlassen. Lass dies auch die Belegschaft wissen.“

      „Si, Signor. Comprendo.“

      Mancini hatte es mehr als deutlich gemacht. Ich war eine Gefangene. Offenbar hatte er keine Probleme damit, dies seine gesamte Belegschaft wissen zu lassen. Ich hatte mich schon immer gefragt, wie es möglich sein konnte, dass jemand freiwillig für einen Mann arbeitete, der einer kriminellen Vereinigung wie der Mafia angehörte. Ein Mann, den man aus gutem Grund Il Diabolo nannte. Vielleicht zahlte er besonders gut dafür, dass die Angestellten in die andere Richtung schauten, wenn sie etwas mitbekamen, was eindeutig gegen das Gesetz verstieß. Oder sie hatten einfach Angst.

      Mancini zog mich mit sich. Wir durchquerten die große Eingangshalle und bogen in einen breiten Korridor. Dort führte er mich zu einer Tür am Ende. Er öffnete und deutete mir, einzutreten. Der Raum entpuppte sich als eine Art Büro. Ich blieb etwas verloren im Raum stehen, während Mancini ebenfalls eintrat, und die Tür hinter sich schloss.

      „Setz dich!“

      Ich nahm auf einem Sessel Platz, ohne Mancini anzusehen. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass er sich mir gegenüber setzte.

      „Sieh mich an!“

      Ich blickte auf. Mancinis Augen waren so dunkel, dass sie beinahe schwarz wirkten. Es war als blickte ich in zwei schwarze tiefe Abgründe. Mein Herz begann, schneller zu klopfen. Ich kannte genügend Geschichten über den Paten von Lafayette um zu wissen, dass dieser Mann zu absolut allem fähig war. Nicolo Mancini war genau so, wie man es sich erzählte. Grausam, brutal, gewissenlos – und sexy. Ja, er war in der Tat ein äußerst attraktiver Mann. Selbst jetzt, wo ich als seine Gefangene in seinem Büro saß und er mich mit harschen Befehlen konfrontierte, konnte ich nicht verhindern, dass mir Dinge an ihm auffielen, wie seine großen starken Hände, das markante Gesicht, die küssenswerten Lippen, der männliche, harte Körper.

      „Du hast sicher einige Geschichten über mich gehört. Schlimme, grausame Geschichten. Du hast dich gefragt, ob ich wirklich so grausam, so böse und brutal bin, wie man es sich erzählt. Die Wahrheit ist, ich bin schlimmer. Spar dir also jegliche Illusion, du könntest dich bei mir einschmeicheln, mich dazu bringen, irgendetwas zu tun, dass ich nicht will, nur weil du mit deinen schönen Augen klimperst, oder mit einem Arsch wackelst. Ich bin nicht beeinflussbar. Ich habe kein Problem damit, dir Gewalt anzutun, oder dich gar zu töten. Je eher du das begreifst, desto besser. Dir wird es in meinem Haus an nichts fehlen. Ich lasse dir die Freiheit, dich auf dem Anwesen frei zu bewegen. Doch ich warne dich! Solltest du versuchen zu fliehen oder mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, wirst du dies bitter bereuen. – Und dein Vater. Jede Verfehlung deinerseits, wird auch Strafe für ihn nach sich ziehen. Ebenso wie du jedes Verfehlen seinerseits unangenehm zu spüren bekommen wirst. – Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“

      Ich nickte beklommen, als ich in sein attraktives Gesicht schaute. Wie konnte ein Mann gleichzeitig so schön und so grausam sein? Vielleicht war er wirklich der Teufel. Schön wie die Sünde, doch ohne Herz. Es schien, dass dieser Mann tatsächlich über keinerlei Gefühle verfügte. Sein Gesicht war so ausdruckslos wie das einer Statue.

      Es klopfte an der Tür.

      „Ja!“, rief Mancini, ohne den Blick von mir zu wenden.

      „Das Zimmer für Signorina Ferretti ist hergerichtet“, erklang eine weibliche Stimme.

      „Danke, Fiona. Signorina Ferretti wird gleich bei dir sein.“

      Ich