Edgar Sigmanek

Sally - Magierin wider Willen


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      Sally - Magierin wider Willen

      Edgar Sigmanek

      published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      Copyright ©: 2011 Edgar Sigmanek

      http://www.sigmanek.de ISBN 978-3-8442-1458-1

       Mein besonderer Dank gilt meinem Sohn Daniel, der mich immer wieder ermuntert hat, weiterzuschreiben und maßgeblich an der Überarbeitung des druckfertigen Exemplars mitgearbeitet hat.

       Edgar Sigmanek

      Der Traum

      Es war wieder einmal einer jener Tage, an denen sich Sally von allen missverstanden fühlte. Nichts schien ihr zu glücken, selbst in der Schule lief alles schief. Und dabei hatte sie sich so gut auf den Vortrag vorbereitet. Wochenlang hatte sie recherchiert und jede Minute ihrer Freizeit geopfert und dann hieß es „Am Thema vorbei!“.

      Sally hätte heulen können. Sicher hatte sie etwas viel eigene Auslegung mit ins Spiel gebracht, aber etwas Phantasie muss schon erlaubt sein.

      Wie sonst wohl sollte sie die Klasse in ihren Bann ziehen? Das jedenfalls war ihr gelungen. Keinem ihrer Vorredner hatten alle so gespannt zugehört und dabei hatte sie die Zeit um 15 Minuten überzogen.

      Sicher gab es heutzutage keine Zauberer und Hexen mehr, aber in ihren Träumen waren sie wie Realität und schon längst schien es ihr unmöglich, Traum und Realität voneinander zu unterscheiden. Oder gab es da gar keine feste Trennung? Gab es vielleicht irgendwo einen Punkt, an dem der Traum zur Wirklichkeit wurde? Tat sich da ein Tor zu einer anderen Wirklichkeit auf, das man nur durchschreiten brauchte? Sie hatte oft schon gefragt, warum ihr Traum denn immer so lange dauert, obwohl nur Sekunden vergangen zu sein schienen?

      Ihre Eltern erklärten ihr dann immer, dass man das Zeitgefühl verloren hat und dass sich alles im Bruchteil einer Sekunde abspielt. Aber wenn das Gehirn in der Lage sein sollte, tagelange Abenteuer im Bruchteil einer Sekunde zu verarbeiten, warum braucht es dann Stunden und Tage, nur um sich ein Gedicht zu merken?

      Sally war felsenfest davon überzeugt, dass ihre Träume in einer anderen, echten Realität spielten. Sie hatte nur noch keinen Weg gefunden, bewusst in diese zu wechseln. Allerdings wurden die Abstände, in denen sie träumte immer kürzer. Einmal glaubte sich schon so nahe an der Lösung dran zu sein, als sie aber zugreifen wollte, war sie wieder weg.

      Es war einfach zum Verzweifeln. Ärgerlich warf sie sich auf ihr Bett und starrte nach draußen.

      Die Sonne stand hoch am Himmel und blendete sie. Als sich Sally umdrehte und die Augen schloss, tanzten zwei Lichtpunkte vor ihnen. Es war die Sonne, die noch immer ihre Spuren auf der Netzhaut hinterlassen hatte. Sie versuchte mit geschlossenen Augen die Punkte zu fixieren, aber es gelang ihr nicht. Dann versuchte sie einen anderen Trick, den sie schon oft an der Tapete ausprobiert hatte. Sie versuchte durch Schielen die beiden Lichtpunkte übereinander zu bringen. Wenn sie dies mit dem Muster der Tapete tat, erschien es ihr viel dichter und räumlich dargestellt. Unterschiede fielen ihr dann sofort auf.

      Langsam näherten sich die kleinen Lichtpunkte einander, um dann wieder voneinander wegzugleiten. Es kostete sie unheimlich viel Kraft, sich auf dieses Spielchen zu konzentrieren. Langsam wurden sie immer blasser. Die Kraft der Sonne schien nachzulassen. Wieder glitten die Punkte aufeinander zu und diesmal schaffte sie es. Beide vereinten sich zu einer einzigen gleißenden Sonne. Sie wurde magisch von ihr angezogen und schien in dieses Licht einzutauchen. Alles um sie herum verschwand. Es war nur noch diese gleißende Helligkeit da, die sich schmerzhaft in ihr ausbreitete. Dann begann das Licht zu pulsieren, erst kaum wahrnehmbar, schließlich immer stärker werdend.

      Ihre Hände begannen zu zittern, aber das nahm sie gar nicht mehr war. Sie fühlte sich auf einmal ganz leicht. Der leuchtende Fleck wurde immer größer, wurde mal oval, dann wieder rund und veränderte letztendlich seine Farbe zu einem tiefen Rot. Sally spürte einen Windhauch. Sie dachte noch, dass es gar nicht möglich sei, da doch kein Fenster offen ist.

      Und dann war er wieder da, der Traum!

      ***

      Sie fand sich auf einer Wiese am Rand einer Klippe wieder. Die Sonne war gerade im Begriff, aufzugehen. Es wehte ein leichter Wind herüber. Der typische Geruch nach Meer lag in der Luft. In der Ferne hörte sie die Brandung. Alles war ganz friedlich. In einiger Entfernung bemerkte sie zwei kleine Vögel, die sich um etwas stritten. Es sah aus, wie ein Schmetterling. Beide zerrten an ihm und keiner von beiden war bereit, seine Beute aufzugeben. Belustigt über dieses Schauspiel schlich sich Sally näher. Die beiden Vögel bemerkten sie gar nicht, so sehr waren sie mit sich selbst beschäftigt. Wie staunte sie aber, als sie bemerkte, dass es sich nicht um einen Schmetterling, sondern um einen kleinen Menschen handelte. Genauer gesagt, ein kleiner Mensch mit Flügeln wie bei einer Libelle. Oder war es gar kein Mensch? Als sie sich noch näher heranschleichen wollte, zerbrach unter ihren Füßen ein trockener Ast und verursachte ein solch lautes Knacken, dass die Vögel vor Schreck ihre Schnäbel öffneten und das kleine Wesen zu Boden fiel. Erschrocken ergriffen sie die Flucht.

      Sallys Herz pochte ganz heftig vor Aufregung. Ganz langsam kroch sie auf die schon sicher geglaubte Beute zu, teils neugierig, teils ängstlich. Schließlich trennten sie nur noch wenige Zentimeter voneinander. Das kleine Wesen rührte sich nicht. Nur wenn man ganz genau hinsah, bemerkte man ein leichtes auf und ab ihrer zarten Flügel. Es lebte also noch, auch wenn ihr die Vögel arg zugesetzt hatten. Sally nahm sich ein Herz und stupste mit dem Finger ganz leicht gegen die Schulter. Ein leises Stöhnen war zu hören, dann wieder Ruhe. Vorsichtig schob sie ihre Hand neben das Wesen und rollte es vorsichtig in ihre Handfläche, immer darauf bedacht, nicht die kleinen Flügel zu beschädigen. Es war so leicht, dass sie es kaum in ihrer Hand spürte. Ein leichtes Beben ging durch den kleinen Körper. Es bewegte sich ganz langsam und begann den Kopf zu heben. Die goldenen Haare hingen völlig zerzaust herab. Nach genauem Hinsehen entdeckte sie unzählige Kratzer. Zitternd stützte es sich auf die winzigen Arme und hob den Kopf. Als es bemerkte, wo es sich befand, schlug es ängstlich die Hände vors Gesicht und begann zu wimmern. Es schien fürchterliche Angst zu haben.

      “Du brauchst keine Angst zu haben”, beeilte sich Sally zu sagen, ereichte damit aber nur, dass sich das kleine Wesen mit schmerzverzerrtem Gesicht die Ohren zuhielt. Sie hatte einfach zu laut gesprochen. Ganz leise wiederholte sie: ”Fürchte dich nicht, ich werde dir nichts tun.” Das kleine Wesen nahm seine Hände runter und sah sie aus großen hellblauen Augen an. Es schien immer noch fürchterliche Angst zu haben. “Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, ich will dir doch nur helfen. Aber wahrscheinlich verstehst Du mich ja gar nicht.”

      Mühsam erhob sich das Wesen und stemmte die Hände in die Hüften. “Natürlich versteh ich dich!”, wisperte es ärgerlich. “Warum denkt ihr großen Tölpel eigentlich immer, dass wir nichts verstehen?”

      Vor Schreck hätte Sally fast das kleine Wesen fallen gelassen. Doch sie fasste sich schnell wieder. “Wer bist Du und wo kommst du her?”, fragte sie das kleine Wesen.

      “Was heißt denn hier: Wer bist Du?”, schimpfte es ärgerlich. “Du wirst doch wohl Elmona, die Königin der Elfen erkennen! Was seid ihr doch für Dummköpfe.”

      Sally blieb vor Erstaunen der Mund offen stehen. “Aber ich wusste ..., ich meine ich bin...”.

      “Ach du meine Güte, auch noch ein stotternder Tölpel”, schimpfte das kleine Wesen weiter.

      Nun wurde aber auch Sally ärgerlich. “Na hör mal, immerhin habe ich dich gerade vor diesen beiden Vögeln gerettet. Ohne mich wärst du jetzt bereits in tausend Stücke zerhackt worden. Und außerdem, woher sollte ich wohl wissen, wer du bist. Bei uns gibt es Elfen nur im Märchen.”

      Jetzt sah die kleine Elfe erstaunt aus. “Aus welchem Teil des Landes kommst du? Und was meinst du mit Märchen? Ist das die Heimat eurer Elfen?”

      “Ich komm aus Sonnenwalde und Märchen sind Geschichten über Dinge, die sich andere Leute ausgedacht haben, um sich die Zeit zu vertreiben.”

      Neugierig fragte die kleine Elfe weiter: ”Wo liegt dieses Sonnenwalde? Wie viel Tage muss man fliegen, um dorthin